Nicht der Fahrer, das Rad gewinnt

Wann immer über Leistungssport diskutiert wird, der Verweis auf die „neumodische Kommerzialisierung“ lässt nicht lange auf sich warten. Egal bei welcher Sportart – die wachsende Bedeutung des Profitums und der Werbeeinnahmen gilt als moderne Randerscheinung. „Eigentlich geht eine solche pauschale Kritik an der Kommerzialisierung des Sports, insbesondere des Radsports, an der tatsächlichen Geschichte vorbei“, sagt Nicolas Lange.

 

Opel als Wegbereiter
der Sportvermarktung

Der gebürtige Rüsselsheimer hat kürzlich sein Masterstudium Geschichte mit Schwerpunkt Technikgeschichte an der Technischen Universität Darmstadt beendet und seine Masterarbeit der Historie der Fahrradproduktion bei Opel gewidmet.

Fahrer des Radvereins Nürnberg vor Tausenden Zuschauern (1927).


Auf der Autorennbahn von Montlhéry bei Paris legt der belgische Rennfahrer Léon Vanderstuyft am 29. September 1928 auf einer modifizierten Opel ZR III-Rennmaschine mit 193 Zoll-Übersetzung im Windschatten seines Schrittmachers Lehmann in einer Stunde 122,771 km zurück und stellt damit einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord auf.


Radsport-Zeitungsanzeige (um 1900): Es wird auf die  Radrennerfolge auf Opel-Rädern verwiesen.

 

Postkarte mit fünf Meisterfahrern.

Lange stellt fest: „Beim Fußball weiß man, dass die Idee von den ‚elf Freunden auf dem Platz’ Mythos ist. Ähnlich ist es beim Radsport: Der begann zwar als ‚Herrensport’, doch ökonomische Interessen der Hersteller führten schnell zu einer Professionalisierung.“ In seiner Masterarbeit zeigt Lange anschaulich, wie Opel den Radrennsport von Anfang an zu Werbezwecken eingesetzt und dadurch auch weiterentwickelt hat. Lange: „Zahlreiche historische Dokumente belegen, wie wichtig die Erfolge der Rüsselsheimer bei Radrennen für ‚die Reclame’ bei Opel waren.“

Und Opel stand damit nicht allein: Das bekannteste Radrennen der Welt, die Tour de France, wurde 1903 vom Herausgeber der französischen Sportzeitung „L’Auto“, Henri Desgrange, als Werbemaßnahme gegründet. Das Trikot des Führenden in der Gesamtwertung ist gelb, da „L’Auto“ damals in gelber Farbe gedruckt wurde. Der Tross an Werbefahrzeugen im Umfeld der Tour ist also kein neumodisches Beiwerk, sondern der Motor der Entwicklung.

 

Werbung verspricht: „Fahre
Opel, dann wirst Du Meister“

„Zu jener Zeit gab es kein Fernsehen. Populäre Ereignisse wie Rundfahrten oder Sechs-Tage-Rennen eigneten sich daher ideal für Werbung“, berichtet Lange. Heute redet man im Radsport nur wenig über die Hersteller, das öffentliche Interesse konzentriert sich auf die Fahrer. Das war Ende des 19. Jahrhunderts anders, hier stand das Fabrikat im Vordergrund. „Fahre Opel, dann wirst Du Meister“, lautete der bekannte Werbespruch von Opel.


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Als Rüsselsheim das Zentrum der weltweiten Fahrradproduktion und des modernen Radrennsports war





Obwohl ab den späten 1920er-Jahren auch bei Opel das Automobil mehr und mehr in den Fokus rückte, blieb der Radrennsport für die Markenkommunikation wichtig, bis die Produktion dann 1936 verkauft wurde.

 

„Chancen erkennen und
nutzen: Das ist typisch Opel.“

„Es ist schade, dass die ruhmreiche Fahrradhistorie bei Opel nicht noch mehr Beachtung findet“, resümiert Nicolas Lange. „Denn auch hier zeigt sich eine klassische Unternehmens-Maxime der Rüsselsheimer: Früh die sich bietenden Chancen erkennen und sie systematisch nutzen. Das ist typisch Opel, damals wie heute.“

Nicolas Lange widmete sich in seiner an der TU Darmstadt eingereichten Masterarbeit
„Fahre Opel, dann wirst Du Meister! – Fahrradrennen unter besonderer Berücksichtigung der Reklamemöglichkeiten, 1886-1937“ der Radrennsporthistorie von Opel.

Fahrradproduktion im Werk Rüsselsheim im Jahr 1927.


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Stand Januar 2018

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Text: Matthias Heitmann, Fotos: Opel Archiv, privat