Heimspiel in Eisenach

Der FC Bayern München ist aktuell nicht das Maß aller Dinge im deutschen Profifußball. Diese durchaus seltene Momentaufnahme ärgert Marc Vockenberg gewaltig, schließlich ist er seit seiner Kindheit großer Fan des Rekordmeisters. Der 35-Jährige schüttelt den Kopf: „Die brauchen einen Neuanfang.“ Dass er sich mit solchen bestens auskennt, liegt nicht nur an seiner Vorliebe für das runde Leder, bei dem jedes Spiel bekanntlich bei Null anfängt.

2013 betreute Vockenberg in Eisenach als Qualitätsverantwortlicher den Anlauf des Opel ADAM, seit Mai 2018 ist er an gleicher Stelle für den kompletten Launch des Opel Grandland X verantwortlich. Am thüringischen Standort laufen die Vorbereitungen für den ersten Bandablauf des Kompakt-SUV auf Hochtouren, schließlich soll Ende August 2019 die Serienproduktion starten. →

 

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„Den Grandland X konnte ich mir auf Anhieb gut in Eisenach vorstellen.“

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Seine persönlichen Vorbereitungen – das weiß der Launch-Manager heute – begannen bereits Anfang 2017. Damals arbeitete Vockenberg in seiner Funktion als Abteilungsleiter Quality Assurance aufgrund einer Partnerschaft zwischen GM und PSA für ein Dreivierteljahr im PSA-Werk in Sochaux. Als Kontaktperson von Opel betreute er dort den Serienanlauf des Grandland X. Damals stand allerdings noch nicht fest, dass die Produktion eines Tages nach Eisenach kommen würde.

Als Vockenberg das SUV zum ersten Mal sah, hat es ihn sofort gepackt: „Chic und elegant. Zweifarbig mit dicken Felgen. Das war ein Auto, das ich mir auch in Eisenach gut vorstellen konnte.“ Am 9. November 2017 dann verkündete Opel-Chef Michael Lohscheller bei der Präsentation des Opel-Zukunftsplans, dass der Grandland X nach Eisenach kommen wird. Wenig später bekam Vockenberg die Anfrage, ob er Launch-Manager werden möchte – und natürlich stimmte er zu: „Damit hat sich für mich ein Kreis geschlossen.“


Von der Pike auf: Schülerpraktikant, Auszubildender zum Industriemechaniker, nach einem Techniker-Studium wurde er Qualitätsverantwortlicher und nun ist er Launch-Manager – der 35-Jährige ist seit knapp 20 Jahren bei Opel beschäftigt.


Der aus dem rund 20 Kilometer entfernten Gospenroda stammende Vockenberg ist mit dem Eisenacher Werk bereits seit fast zwei Jahrzehnten eng verbunden. Nach einem Schülerpraktikum beginnt er hier 1999 seine Lehre zum Industriemechaniker mit Fachoberschulreife. Er ist fasziniert von einem der weltweit modernsten Automobilwerke, von dessen Produktionssystem, von der schieren Größe des Geländes. „Einmal habe ich meine Umkleide nicht mehr gefunden“, lacht Vockenberg.

Im Anschluss an seine Ausbildung absolviert er seinen Zivildienst und beginnt – da es mit einer Fußballkarriere nicht klappen soll – in der Dauernachtschicht der Fertig- und Endmontage. Tagsüber absolviert er sein Techniker-Studium für Maschinenbau. Nach dem Abschluss gelingt ihm der Sprung von der Produktion ins Quality Engineering, wo er mehrere Jahre für die Anbauteile verantwortlich ist. 2011 erhält er als Qualitätsverantwortlicher die Chance, den anstehenden ADAM-Launch zu betreuen. →

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„Ein Fahrzeug-Launch ist eine ganz besondere Aufgabe, sie fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.“

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„Damals habe ich die unterschiedlichen Vorbereitungsphasen für einen Produktionsstart erstmals mitverantwortet. Es ist eine ganz besondere Aufgabe, sie fasziniert mich jedes Mal aufs Neue“, erklärt er. Einerseits seien da die neuen Kollegen, die es einzubinden gilt, andererseits die „faszinierende Entwicklungswelt rund um ein neues Fahrzeug.“ Nach dem ADAM-Launch geht es für ihn erst einmal zurück zur Qualitätssicherung, anschließend wird er Bereichsleiter der „Hochzeit“ und im Dezember 2013 Abteilungsleiter Quality Assurance.

Nun also steht der nächste Launch in Vockenbergs „Stammwerk“ an. Ein Heimspiel quasi. Leicht wird die Aufgabe allerdings nicht. Denn bis der Tag X für den Grandland X kommt, müssen die Kollegen in Eisenach noch einige Hürden nehmen. Bis Anfang Mai werden die Modelle Corsa und ADAM hier vom Band laufen. Dann wird das Werk für den Launch umgebaut – ein Projekt, das in dieser Form bislang weder Opel noch die Groupe PSA gestemmt haben.


„Quasi ein Launch neben dem Launch“: Mit dem Grandland X hält nicht nur ein neues Fahrzeug im thüringischen Werk Einzug, sondern eine komplett neue Architektur mit neuen Technologien, neuen Abmessungen und einer neuen IT.


„Mit Produktionsvorbereitungen neuer Fahrzeuge kennen wir uns zwar aus, aber dieses Mal führen wir gleichzeitig eine komplett neue Architektur ein“, so Vockenberg. „Das heißt, wir müssen nicht nur das Auto in Serie bringen, sondern dabei auch alle Gegebenheiten der neuen Plattform integrieren – dazu gehört ein neuer Antriebsstrang, eine neue Technologie und neue Abmessungen.“

Auch die IT-Welt müsse man daher angleichen, so der Launch-Manager. „Es ist quasi ein Launch neben dem Launch – das macht es so speziell.“ Die heute vorhandene IT wird komplett abgeschaltet und eine neue aufgeschaltet. Vockenberg: „Es gibt kein Zurück, es gibt nur den Tag X. Wenn wir es gerockt haben, werden wir im Verbund ein Ausrufezeichen gesetzt haben. Mit diesem Launch werden wir im PSA-Verbund integriert sein.“

Für Vockenberg fällt der Launch im kommenden Spätsommer mit seinem 20-jährigen Opel-Jubiläum zusammen. „Das wird ein schönes Geschenk“, so der Opel-Manager. Damit das auch gelingt, bereitet er sich und die Kollegen akribisch vor. Vockenberg steht jeden Tag in Kontakt mit dem Launch-Team in Eisenach, aber auch mit den Kollegen im Schwesterwerk Sochaux. Um Erfahrungen auszutauschen, um Synergien zu nutzen. →

 

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„Ich versuche immer, alles frühzeitig, konstruktiv und sachlich zu besprechen, auf das Wesentliche konzentriert.“

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„Das Launch-Team hat sich kennengelernt und bestens zusammengefunden. Bis zum Jahreswechsel legen wir nun fest, wie unsere Taktik aussehen wird. Und im Januar starten wir dann mit der intensiven Trainingsphase“, sagt Vockenberg in bestem Fußballjargon. Sich selbst sieht er dabei – um im Bild zu bleiben – in der Rolle des Trainers. „Ich versuche mein Team zu führen, indem ich unterstütze, berate und zur Seite stehe. Am Ende aber müssen die Kollegen der einzelnen Abteilungen die Arbeit selbst erledigen. Die kann ich ihnen nicht abnehmen.“

Beim Führungsstil setzt Vockenberg – entsprechend der Eisenacher Tradition – auf flache Hierarchien: „Von oben herab Anweisungen geben, das ist nicht meins.“ Schließlich sei der Anlauf eines Modells stets eine Teamaufgabe, die man nur gemeinsam meistern könne. „Ich versuche immer, alles frühzeitig, konstruktiv und sachlich zu besprechen, auf das Wesentliche konzentriert. Die Mannschaftsteile müssen zusammenpassen und ich gebe die dafür notwendige Strategie vor.“

Den Druck, der für den Trainer bekanntlich immer am größten ist, spürt auch Vockenberg. „Aber das ist nicht schlimm, der Druck gehört zum Reiz eines Launchs eben dazu“, so der zweifache Vater. „Aber natürlich würde ich am liebsten morgen anfangen, das Auto zu bauen.“ Auch wenn ihm das Abschalten schwerfällt, weiß er, wie wichtig eine gesunde Work-Life-Balance für ihn ist. Diese findet er in seiner Familie und beim Fußball, dem er als defensiver Mittelfeldspieler zweimal pro Woche selbst hinterherjagt. Und als Bayern-Fan verfolgt er natürlich weiterhin die Spiele seines Herzensklubs – in der stetigen Hoffnung auf einen (ähnlich) erfolgreichen Neuanfang.


Dezember 2018

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Text: Jens Hirsch, Fotos: Marcel Krummrich