Mit ihm begann ein buntes Jahrzehnt: Mit Schlaghosen, Käse-Igel, Anschnallpflicht, Pink Floyd und einem James Bond, der von Roger Moore dargestellt wurde. Der von George Gallion designte Opel Manta ging im September 1970 unter dem Namen des exotischen Fischs in Serie. Das Coupé steht für Rekordverkaufszahlen, große Rallye-Erfolge – und er wird 2020 runde 50 Jahre alt.
Und der Kult-Klassiker hat fast noch so viele Fans wie Pink Floyd. Eine Vinyl-Pressung von „A dark side of the moon“ ist noch relativ leicht zu bekommen, doch wie sieht es mit einem Exemplar des Manta – und anderen Klassikern der Siebzigerjahre – aus? Wir haben bei Marc Schaefer nachgefragt, Mitglied der Alt-Opel IG und Ansprechpartner für Opel bei der Classic Data GmbH, dem deutschen Marktführer für die Bewertung klassischer Fahrzeuge.
Marc Schaefer ist Mitglied der Alt-Opel IG und Experte bei Classic Data, einem der führenden Unternehmen für die Bewertung historischer Fahrzeuge.
Herr Schaefer, der Manta wird 2020 runde 50 Jahre alt. Wirkt sich ein solches Jubiläum nach Ihren Erfahrungen auch auf dem Oldtimermarkt aus?
Sicherlich insofern, als dass es zu ein paar toll bebilderten Veröffentlichungen in einschlägigen Automagazinen kommen wird. Und die werden vielleicht bei dem ein oder anderen den Wunsch wecken, sich selbst einen Manta zuzulegen. In der Liebhaberszene, die losgelöst von den Gesetzmäßigkeiten des Gebrauchtwagenmarktes zu betrachten ist, ist der Manta A allerdings schon vor 20, 30 Jahren angekommen. Und seitdem hat er auch das Preisfenster gefunden, in dem er zu haben ist. Da wird sich auch zum 50-Jährigen nicht viel ändern.
„In der Liebhaberszene ist der Manta A schon vor 20, 30 Jahren angekommen.“
Was muss der frisch entflammte Liebhaber denn für einen gut erhaltenen Manta A hinlegen?
Für einen gut vorzeigbaren Manta A der Zustandsnote 2, Original oder von Könnern restauriert, würde ich im Mittel 12.000 bis 15.000 Euro sagen. Ein Exemplar der Zustandsnote 3, also fahrbereit, aber mit optischen Mängeln, könnte ab 8.000 Euro zu haben sein. Es kommt natürlich auf die Motorvariante an. Ein 1,2 Liter wird immer günstiger sein als ein 1900er SR. Ohnehin sind die sportlicheren Varianten immer stärker gefragt, was sich dann auch im Preis niederschlägt.
Gibt es besonders seltene und entsprechend wertvollere Ausführungen?
Na klar, der Manta A GT/E wurde ja nur 5.000 Mal gebaut. Wer da tatsächlich ein gutes Exemplar ergattern möchte, muss schon mit einem Preis an der 20.000 Euro-Grenze kalkulieren. Und dann gibt es noch Sondermodelle wie den „Swinger“ – weiß, mit roten Streifen – und den „Black Magic“, von denen es überhaupt nur noch eine Handvoll geben dürfte. Da lassen sich locker nochmal 20 Prozent draufschlagen. Allerdings reden wir da über theoretische Preise, denn diese Autos wird zurzeit kaum jemand verkaufen.
Was macht Sie da so sicher?
Opel-Klassikliebhaber sind in der Regel Menschen, die wieder die Autos ihrer Kindheit fahren wollen – eines, das auch der Papa schon gefahren hat. Das heißt: Fans der Siebzigerjahre-Opel sind so zwischen 30 und 60 Jahre alt. In diesem Alter lebt man seine Begeisterung für ein solches Fahrzeug noch voll aus. Man kann die Autos daher auf Treffen bewundern, aber nur selten kaufen. Auf den Oldtimermarkt gelangen sie erst wieder, wenn ihre Besitzer zu alt sind, um sie zu nutzen – oder sterben. Das ist leider so. Wir erkennen das zurzeit daran, dass wieder verhältnismäßig viele Vorkriegsmodelle zu haben sind.
„Opel-Klassikliebhaber sind in der Regel Menschen, die wieder die Autos ihrer Kindheit fahren wollen.“
Wer sich dennoch einen Siebzigerjahre-Opel zulegen will, wie sollte der Ihrer Meinung nach vorgehen? Aufmerksam und über einen längeren Zeitraum die einschlägigen Foren studieren?
Grundsätzlich haben recht viele Opel aus dieser Zeit überlebt. Die guten davon, in attraktiver Lackierung, Ausstattung und Motorisierung befinden sich in der Regel schon lange fest in Sammlerhand. Wenn tatsächlich mal einer im Internet auftaucht, ist er innerhalb von kurzer Zeit auch schon wieder verschwunden … Bei denen, die online länger angeboten werden, handelt es sich oft um Exemplare mit kleinen Motorisierungen, unattraktiven Farben oder magerer Ausstattung. Das Online-Angebot ist zudem voll von Offerten, bei denen Preis und Zustand nicht zusammenpassen. Ich empfehle, sich erst mal an den zuständigen Typreferenten der Alt Opel-IG zu wenden, wenn man sich für einen Klassiker interessiert. Der hat vielleicht sogar eine spontane Idee, wo gerade ein Modell zu haben ist, das sein Geld wert ist.
„Wenn tatsächlich mal ein gutes Exemplar im Internet auftaucht, ist es innerhalb von kurzer Zeit auch schon wieder verschwunden.“
Bei welchen Siebzigerjahre-Opel sind denn noch Wertsteigerungen zu erwarten?
Wie schon gesagt: Die meisten haben schon vor Jahren ihr Preisfenster gefunden. Bei einigen sportlichen Modellen sehe ich allerdings durchaus noch Luft nach oben. Beim Kadett C GT/E etwa, in gelb-schwarz oder gelb-weiß. Der wird mittlerweile auch auf dem internationalen Markt immer beliebter, also bei Sammlern, die gar nicht mal Opel-affin sind. Oder der Ascona A „Voyage“ oder der Commodore A GS/E, einfach, weil sie so selten sind. Ansonsten würde ich Opel-Freunden empfehlen, jüngere Modelle ins Visier zu nehmen, wenn sie auf etwas aus sind, das noch Wertsteigerungen verspricht.
Und das wären?
Der Calibra natürlich. Und diverse OPC-Modelle. Beispielsweise der Astra G OPC, der ab 1998 angeboten wurde. Davon gibt es auch noch welche, die bestens erhalten und noch nicht restauriert sind.
„Der Omega 3000 könnte ebenfalls preislich noch zulegen.“
Was ist mit dem Omega, um den sich ja mittlerweile auch eine gewisse Fangemeinde gebildet hat?
Auch da sind sicher die Varianten mit den großen Maschinen interessant. Der damals angebotene Reihensechszylinder-Motor hat auch außerhalb der Opel-Gemeinschaft einen guten Ruf. Der Omega 3000 könnte ebenfalls preislich noch zulegen. Die Entwicklung der 24 V-Caravan zu beobachten, verspricht ebenfalls spannend zu werden. Man muss aber auch sehen: Diese Modelle haben zwar ihre Liebhaber, aber deren Zahl insgesamt ist überschaubar. Eine Entwicklung, die sich bei den Modellen, die nach der Jahrtausendwende auf den Markt kamen, noch fortsetzen wird. Ein Opel Sintra etwa wird in ein paar Jahren ein sehr, sehr seltenes Auto sein. Aber ob es dann auch jemanden gibt, der dies preislich honoriert? Ich weiß es nicht.
Und woran liegt das?
Das ist schwer zu sagen. Es mag daran liegen, dass sich in diesen Jahren die Einstellung zum Auto generell zu ändern begann. Die Menschen haben ihre Autos immer öfter finanziert oder geleast und nach einer gewissen Zeit wieder abgegeben. Das Auto wurde zum Gebrauchsprodukt, nichts mehr, was man sich zulegte in dem Bewusstsein, jetzt gönne ich mir mal was, worauf ich stolz sein kann. Und nichts mehr, über das der Nachwuchs in 20, 30 Jahren sagt: So einen hat der Papa gefahren, so einen will ich jetzt auch.
Das hört sich jetzt nach einer sehr düsteren Prognose an, was den Liebhabermarkt angeht.
Sagen wir mal so: Es werden auf Sicht zu den heutigen Liebhaberautos immer weniger dazukommen, aber es wird immer welche geben. Auch welche, die den Sprung vom Liebhaberauto zum skulpturalen Kunstwerk schaffen. Autos also, die man sich nicht unbedingt zulegt, um sie zu fahren, sondern nur noch, um sie anzuschauen. Und die natürlich entsprechend wertvoll sind.
„Es wird immer Modelle geben, die den Sprung vom Liebhaberauto zum skulpturalen Kunstwerk schaffen.“
Gibt es einen Opel, der Ihrer Ansicht nach im Begriff ist, in diese Klasse aufzusteigen?
Da würde ich jetzt mal den Opel Diplomat A Coupé nennen. Der hat vor vier, fünf Jahren einen gewaltigen Wertsprung gemacht und hält sich seither in dieser Liga, wie ich aus einigen Gesprächen mit Käufern und Verkäufern weiß. Ein Fahrzeug der Zustandsnote 2 wird da gegenwärtig für 150.000 bis 160.000 Euro gehandelt, und einige Könner sind zurzeit dabei, jede Schraube umzudrehen, um 1a-Modelle zu restaurieren. Die dürften, wenn sie soweit sind, rund 220.000 Euro wert sein.
Herr Schaefer, vielen Dank für dieses Gespräch.
Januar 2020