Als er das fertige Buch in den Händen hielt, sei er von dessen Themenvielfalt selbst überrascht gewesen, sagt Herausgeber Eckhart Bartels über das „Jahrbuch Opel 2025“. Nach der Durchsicht können wir nur zustimmen. Da haben er und seine Mitstreiter Dr. Thomas Dieckmann und Thorsten Schelper wieder einen spannenden Themen-Cocktail gemixt – über das Wirken von Adam Opel, das „Weltauto“ Kadett E bis hin zum 40. Geburtstag des Katalysators. Wir werfen einen Blick in die 27. Ausgabe.
Der 130. Todestag von Adam Opel:
Sein Spirit lebt weiter
125 Jahre Automobilbau hat Opel im vergangenen Jahr gefeiert. Dieses Jahr, am 8. September 2025, steht der 130. Todestag von Firmengründer Adam Opel bevor. Er starb 1895 im Alter von 58 Jahren; er hat den Einstieg seines Unternehmens ins Automobilgeschäft also nicht mehr erlebt. Und doch war es sein Spirit, der dem Siegeszug der Marke den Weg bereitete. Mit der Fertigung von Näh- und Kellereimaschinen sowie der industriellen Produktion von Hoch- und Niederrädern hatte er Know-how und Strukturen geschaffen, auf die seine Familienmitglieder im Automobilbau zurückgreifen konnten. Außerdem sorgte er dafür, dass seine fünf Söhne schon in jungen Jahren Fabrikerfahrungen sammelten, sich aber auch umfassend weiterbildeten, sowohl in betriebswirtschaftlichen als auch in technischen Bereichen.
Das Opel-Jahrbuch 2025 widmet sich Adam Opels Lebensgeschichte und streift dabei auch weniger bekannte Episoden. Dabei wird auch die Rolle von Opels Ehefrau Sophie gewürdigt, die sich im Betriebsalltag um soziale Fragen und Finanzen kümmerte. Das war äußerst ungewöhnlich für diese Zeit, in der Frauen im Allgemeinen noch nicht einmal über sich selbst bestimmen durften. Zudem führte Opel bereits 1872 eine Betriebskrankenkasse ein – elf Jahre bevor im Deutschen Reich die Sozialgesetzgebung mit Krankenkasse und Unfallversicherung Pflicht wurde.
40 Jahre Kadett E:
Die unverwüstliche Design-Ikone
Er war das letzte Modell, das diesen Namen trug. Danach wurde dieser durch „Astra“ ersetzt. „Kadett“ sei „antiquiert“, hieß es seinerzeit. Opel hatte die aus der Militärsprache entlehnte Bezeichnung schon seit 1937 genutzt. Doch so etwas wie einen Abgesang auf große, alten Zeiten markierte der Kadett E, der von 1984 bis 1991 im Handel war, keinesfalls. Im Gegenteil: Sein innovatives Design, das gegenüber dem Vorgänger radikal verändert war, trat in vielerlei Variationen einen Siegeszug rund um den Welt an. Der obendrein viel länger andauerte, als das Ursprungsmodell auf dem Markt war.
Thomas Dieckmann spürt dem „Weltauto“ in seinem Beitrag nach. Die meisten Spielarten entstanden unter dem GM-Konzerndach, als Vauxhall, Chevrolet, Pontiac und Co. Bisweilen wurden auch nur einzelne Designmerkmale des Kadett E übernommen. Für eine besonders intensive Verbreitung sorgte Daewoo, das damals lediglich Lizenznehmer von GM war. Die Koreaner führten mit dem Daewoo Nexia einen Kadett E-Ableger ein, der in Deutschland noch jahrelang als Neuwagen verkauft wurde, lange nachdem bei Opel bereits der Nachfolger Astra F vom Band lief. Daewoo gab ihm auch in Asien und Indien ein Gesicht. In Usbekistan wurde er sogar noch bis 2008 gefertigt. Und der Nachfolger Nexia II N150 verfügte immer noch über eine Kadett E-Fensterlinie. Er wurde bis 2015 gebaut. Einigen Quellen zufolge soll er heute noch in Produktion sein. „Leider konnten wir das nicht vor Ort in Usbekistan überprüfen“, schreibt Thomas Dieckmann. Selbst der akribischste Rechercheur stößt eben irgendwann an Grenzen.
Von nichts kommt nichts:
Wie Opel den Osten eroberte
Natürlich: Nach dem Mauerfall 1989 wollten sich viele die ehemalige DDR als neues Geschäftsfeld erschließen. Opel wurde auf Anhieb Marktführer in den neuen Bundesländern. Wie? Von nichts kommt nichts. Dass der Bekanntheitsgrad der Marke in den neuen Bundesländern innerhalb weniger Monate von 53 auf 91 Prozent hochschnellte, war der Erfolg einer facettenreichen Kommunikationsstrategie, die Eckhart Bartels in insgesamt vier Teilen nachzeichnet. Als Recherchegrundlage diente ihm der „Opel Report 1989 – 1992“, den ihm Claus Hitzel zur Verfügung gestellt hatte. Hitzel war als Leiter Service an der Wiederbelebung des Automobilmarktes im einstigen Arbeiter- und Bauernstaat maßgeblich beteiligt.
Abgerundet wird die Rückschau auf „35 Jahre Aufbau im Osten“ mit einem Zeitzeugenbericht von Heike Herzog. Sie kam 1990 als ehemalige Mitarbeiterin des Berliner Zentralen Forschungsinstituts für Verkehrswesen zu Opel und blieb dem Unternehmen bis Dezember 2021 treu. Sie war Distriktleiterin in Berlin, Teamleiterin in Sachsen, ab 2009 Regionalleiterin in der Vertriebsregion Ost. Und hat dementsprechend viel zu erzählen. Dass sie auch nach ihren aktiven Jahren Opel treu bleibt, ist Ehrensache. Dass sie sich weiterhin auf dem Opel-Weingut Schloss Westerhaus in Ingelheim mit „Opel Five“-Sekt und „Opel Secco“ eindeckt, ist eine Sache des guten Geschmacks.
Jugend forsch:
Lass den Tigra aus dem Tank!
Er sollte damals ein junges Publikum begeistern, entzückte aber ebenso Massen von Junggebliebenen und solchen, die sich wieder jung fühlten wollten: der Opel Tigra. Er kam 1995 auf den Markt. Unvergessen ist der Werbespot, in dem Schwimmstar Franziska von Almsick mitten in New York mit ihm buchstäblich abtaucht.
Das einfallsreich gestaltete Coupé trägt die Handschrift des japanischen Opel-Designers Hideo Kodama. Die Ausführung, die am Ende zum Händler kam, war jedoch nur eine von vielen Lösungen, die sich die Gestalter ausdachten. Eckhart Bartels zeigt sie alle, erzählt ihre Geschichte und hängt noch eine weitere an: die über das Projekt „Tigra Roadster“, das wegen ungünstiger Marktprognosen dann doch nicht verwirklicht wurde. Das Tigra TwinTop, das 2004 das Licht der Welt erblickte, nahm von diesem lediglich einige Ideen auf. Bei Opel Classic lässt sich heute ein Prototyp des ursprünglich geplanten Tigra Roadster bestaunen.
Das „Jahrbuch Opel 2025“ ist im Podszun-Verlag erschienen, hat 144 Seiten, kostet 18,90 Euro und ist über den Verlag, im Buch- und im Online-Versandhandel erhältlich (ISBN: 9783751611459).
Übrigens: Über die Homepage „opel-jahrbuch.de“ oder die Facebook-Seite „OPEL Jahrbuch seit 1999“ hat jeder Fan der Marke die Möglichkeit, an die Redaktion mit Themenvorschlägen heranzutreten.
Januar 2025