Der Mitarbeiter aus der Zylinderblock-Fertigung fährt täglich rund eine Stunde hin und eine Stunde retour zur Arbeit. Von der ungarischen Grenze im Burgenland weg. In Schattendorf im Bezirk Mattersburg ist er zuhause, dessen Gemeindegebiet zum Naturpark Rosalia-Kogelberg zählt.
Wenn er von seinen Autos erzählt, wird klar: Sie sind ein Spiegelbild seiner Lebensstationen. Als er noch in Wien lebte und seine Ausbildung zum Stahlbauschlosser absolvierte (bei Gebrüder Haas) und während seiner Zeit beim Bundesheer (1979) fuhr er meist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Daneben fuhr er zehn Jahre alte, günstig gekaufte Autos; einen Audi, einen Honda, einen Peugeot. Auch dann noch, als er am Verschubbahnhof Wien-Meidling bei den ÖBB und im Burgenland arbeitete. Und in den ersten Jahren seiner Tätigkeit für das Werk Aspern. Seit 1983 arbeitet er hier; immer in der Zylinderblock-Fertigung als Maschinenführer. Als er nach Wiener Neustadt übersiedelte, kaufte er einen Vectra. 1988 war das. Sieben Jahre lang fuhr er den. Nebenher gab’s auch noch einen Corsa 1,2 Liter für seine Frau.
Vectra Nr. 2 und Astra Nr. 1
Auf den ersten Vectra folgte ein weiterer; ein „1800-er-Benziner 16 V“. Ja, die Motorisierung war Wolfgang Grafl immer wichtig. Deshalb entschied er sich zwei Jahre später – als er sich von diesem Vectra trennte – für einen Astra mit 1700-er-Dieselmotor. Auf alle anderen Extras – ausgenommen die Silberfarbe – verzichtete er. Nicht einmal eine Klimaanlage hatte dieses Auto, das er neu – mithilfe des Mitarbeiterverkaufs – erwarb.
Das „Wunderauto“
„Mit 120.000 Kilometern habe ich dieses Auto meinem Onkel gegeben. Ich wollte unbedingt Extras haben“, erzählt Wolfgang Grafl, wie er zu seinem Astra Nr. 2 kam. Außerdem war er kurz zuvor ins Burgenland übersiedelt. „2001 gab es eine besonders günstige Aktion. Ein 1.700-er-Diesel war das mit 75 PS.“ Und zählt dessen Extras auf: Klimaanlage, Schiebedach, Handy-Vorrichtung und natürlich – Silberfarbe.
Erst nach elf Jahren und 670.000 Kilometern trennte sich Grafl von diesem Astra, der mittlerweile in Aspern zur Fama geworden war. Auf einem Kalender im Team-Pausenraum trug Wolfgang Grafl alljährlich die Kilometerleistungen seines Astras und die aufgewendeten Reparaturen ein. Die Kollegen staunten dann: „Jö, er hat schon wieder was dazugeschrieben!“ Stolz zählt er die Leistungen seines „Wunderautos“ auf: „Die Batterie hielt elf Jahre. Beim Ölwechsel bin ich damit ausgekommen, nur bei 60.000 oder 65.000 Kilometern zu wechseln.“
Lauschen und Tüfteln
Wie denn solche Extremleistungen möglich sind? Auf diese Frage verrät Wolfgang Grafl einige seiner Spezial-Tipps: „Service und Pflege mache ich selber. Beim Reifenwechseln zum Beispiel dampfe ich alles ab, bevor ich den Reifen umstecke. Wenn ich auf der Bremsscheibe einen Grat entdecke, gehe ich mit der Flex drüber. Für Reparaturen fahre ich in die Opel-Werkstatt in Eisenstadt. Den Zahnriemen habe ich dort mit 260.000 Kilometern tauschen lassen.“
Ein Winter-Tipp: „Wenn ich im Winter einsteige, drehe ich nur die Lüftung auf, keine Heckheizung, kein Radio. Die kommen erst später dazu. So schone ich die Lichtmaschine.“ Und Hinhören ist nach Grafl’s Meinung auch wichtig: „Beim Fahren höre ich, was für das Auto die angenehmste Tour ist. Beim Vorgänger-Astra und bei meinem jetzigen Astra ist es am besten, wenn ich hundert Stundenkilometer fahre. Also fahre ich auf der Autobahn immer nur hundert.“ Von den fast 160 Kilometern, die er täglich ins Werk hin und retour fährt, fährt er etwa 144 auf der Autobahn.
Und sonst: „Sonderliches Pflegen gibt’s bei mir nicht. Ich bin auch Raucher. Also innen schaut mein Auto nicht sehr schön aus. Aber ich achte eben darauf, den Motor zu schonen.“
Reh-Unfall
Selbst ein Reh überlebte das „Wunderauto“. „Gleich nach Schattendorf ist mir ein Reh hineingelaufen. Die Windschutzscheibe war kaputt, der Wasserkühler und der Ventilator. Und Dellen habe ich in der Motorhaube gehabt“, berichtet Grafl. Das passierte mit rund 450.000 Kilometern, als es außerdem auch noch andere – Verschleiß-bedingte – Wehwehchen gab. „Starter, Lichtmaschine und Lüftermotor waren dran. Die Reparaturen habe ich in der Opel-Werkstatt machen lassen.“ Der Astra war damals sieben Jahre Jahre alt.
Astra Nr. 3
Doch vor zwei Jahren kam der Abschied. Nicht weil der Astra mit 670.000 Kilometern kaputt gewesen wäre. Nein. Vielmehr bot sich eine günstige Gelegenheit: „Ich konnte von einem Kollegen, der in Pension gegangen ist, einen gebrauchten Astra um tausend Euro kaufen. Mit 170.000 Kilometern. Auch Baujahr 2001. Aber ein 2-Liter-Diesel mit 100 PS“, erzählt Wolfgang Grafl. Und schildert die Investitionen nach dem Kauf: „Ich habe den Starter, den hinteren Auspuff, zwei Gelenkspurstangen, die Wasserpumpe und Federbeine gewechselt. Sonst nichts. Und bin seither 130.000 Kilometer gefahren.“ Versteht sich, dass Grafl auch hier preisgünstig vorging und – so weit als möglich – die Ersatzteile im Jö schau-Mitarbeiterverkauf erwarb.
Wie es mit diesem Astra weitergehen soll? Wolfgang Grafl sagt: „Ich möchte schon noch ein paar Jahre damit fahren.“ Seine einzige Sorge: „Der Öl-Verbrauch bei der 2-Liter-Generation ist ziemlich hoch. Aber ich habe mir im Jö schau einen Vorrat gekauft und fülle alle 5.000 Kilometer zwei Liter nach.“
Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Richard Tanzer
Vectra Nr. 1:
Modell: GLS, Baujahr: 1988, Motor: Benzin, 1,7 Liter, 75 PS, Getriebe: 5-Gang, Extras: Schiebedach, Farbe Blau
Vectra Nr. 2:
Baujahr: 1996, Motor: Benzin, 1,8 Liter 16 V, 115 PS, Getriebe: 5-Gang, Extras: Tempomat, Farbe
Astra Nr. 1:
Modell: G, Baujahr: 1999, Motor: Diesel, 1,7 Liter, 68 PS, Getriebe: 5-Gang, Extras: Farbe Silber
Astra Nr. 2 – das „Wunderauto“ mit 670.000 km:
Modell: G, Baujahr: 18.5.2001, Motor: Diesel, 1,7 Liter, 75 PS, Getriebe: 5-Gang, Extras: Schiebedach, Handy-Vorbereitung, Breitband-Radio, Farbe Silber
Astra Nr. 3 – derzeit 300.000 km:
Modell: G, Baujahr: 12.4.2000, Motor: Diesel, 2,0 Liter, 100 PS, Getriebe: 5-Gang, Extras: Standheizung – von Opel-Werkstatt eingebaut, Farbe Silber