Opel trio: Dan Ammann, GM President and Chairman of the Opel Supervisory Board, GM CEO Mary Barra, and Opel CEO Karl-Thomas Neumann.

„ICH HABE GUTE NACHRICHTEN“

10:00

Die zweifache Mutter trägt einen schwarzen Hosenanzug, dunklen Nagellack und dezenten Silberschmuck. In diesem Stil könnte heute ein Artikel über so manche Frau in leitender Position beginnen. Aber auch einer über die Führungsspitze eines Automobilkonzerns? Ja, seit Mitte Januar schon. Mary Barra ist neue Chefin der mehr als 200.000 Mitarbeiter, die GM weltweit beschäftigt. Jetzt, nur wenige Tage nach Amtsantritt, führt Barras erste Dienstreise ins Ausland nach Rüsselsheim. Das sei kein Zufall, sagt die 52-Jährige. „Opel ist eindeutig ein lebenswichtiger Teil von GM und hat im vergangenen Jahr große Fortschritte gemacht.“

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10:30 

Der Antrittsbesuch beginnt dort, wo 6000 Ingenieure und Designer an den Technologien für zukünftige GM-Fahrzeuge tüfteln – im Entwicklungszentrum ITEZ. An Barras Seite sind zwei weitere Konzernspitzen: der neue GM President Dan Ammann, der den Vorsitz im Opel-Aufsichtsrat von Steve Girsky übernommen hat, und Opel-CEO Karl-Thomas Neumann. Im ITEZ wird schnell klar, dass der Barra vorauseilende Ruf, sie sei ein Technik-Fan mit Benzin im Blut, nicht von ungefähr kommt. Sie spricht mit den Experten über blendfreie Scheinwerfer (LED-Matrixlicht) und Anwendungsfelder für die „Erweiterte Realität“ (Augmented Reality), so heißt die Technologie zur computerunterstützten Wahrnehmung, bei der die reale Welt mit digitalen Infos angereichert wird. Wie das in der Praxis aussieht, probiert Barra an einem Faro-Kamera-Arm aus. Das Mess- und Scan-System imponiert ihr: „Es erreicht die Genauigkeit stationärer Kamerasysteme, ist in der Anwendung auf Bauteile aber ungleich flexibler.“

 

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11:15 

Weiter geht es ins Werk. Wer jetzt womöglich Zurückhaltung erwartet, der wird überrascht. Mit ausgestreckter Hand geht Barra auf die Werker zu. Man plaudert und lacht. Mit Ammann und Neumann beantwortet sie Fragen – zum Unternehmen, aber auch persönliche. Gleich danach verfolgt Barra, wie Fertigungsmitarbeiter Mohammed Mahdi ein neu entwickeltes Montage-Hilfswerkzeug vorführt: Ursprünglich zwei aufwendige Arbeitsschritte werden zu nur einem zusammengefasst. Im Anschluss gibt’s ein Gruppenfoto: Am Bandende kommen die Besucher gemeinsam mit Werksdirektor Axel Scheiben und zahlreichen Beschäftigten um einen funkelnagelneuen weißen Insignia zusammen. Einmal lächeln, bitte! Knips und fertig. Die nächste Station ist das Foyer im Adam Opel Haus.

 

Mohammed Mahdi termelési munkatárs (jobbról) egy továbbfejlesztett eszközt mutat a sebességváltó bowdenek szereléséhez. A rüsselsheimi üzem vezetője, Axel Scheiben (balról a 3.) vezeti körbe a látogatókat a gyártócsarnokokban.

Fertigungsmitarbeiter Mohammed Mahdi (r.) zeigt ein verbessertes Werkzeug für die Montage von Schaltzügen. Der Rüsselsheimer Werkleiter Axel Scheiben (3. v. l.) führt die Besucher durch die Produktionshallen.

12:30

Hektik. Blitzlichtgewitter. Dutzende Mikrofone und Kameras schwirren in der Luft. Journalisten und hunderte Opelaner blicken neugierig, die fünf Etagen des Adam Opel Hauses sind prall gefüllt. Die Pressekonferenz beginnt. „Ich habe gute Nachrichten“, sagt Barra in ihrer dreiminütigen Rede. „Rüsselsheim bleibt nicht nur Produktionsort unseres Flaggschiffes, des Insignia, und hier wird ab 2015 nicht nur der Zafira Tourer vom Band laufen. Wir werden diese Fabrik auch mit einem weiteren Modell absichern.“ Über Einzelheiten kann sie aus Wettbewerbsgründen noch nicht sprechen. „Aber Sie können sicher sein, dass dies Hand in Hand gehen wird mit zusätzlichen Investitionen in Deutschland“, sagt sie. Opel habe schon einige Meilensteine erreicht: 2013 die Steigerung des Marktanteils, mit Mokka, Adam und Cascada die erfolgreiche Einführung neuer Modelle und eine Image-Verbesserung der Marke. „Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten“, sagt Barra. Applaus. Mittagspause.

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14:00

Im Foyer haben Helfer eben noch die Hintergrundwand mit dem Opel-Emblem gegen eine mit allen GM-Marken ausgetauscht. Als das Global Employee Broadcast startet, sind alle GM-Standorte weltweit zugeschaltet. Barra und Ammann sitzen auf zwei schlichten Hockern auf dem Podium des Adam Opel Hauses. Die Opelaner stellen ihre Fragen per Mikro, alle anderen auf digitalem Weg – Opel-Kommunikationschef Johan Willems moderiert. Was wird geschehen, um die Marke Opel zu stärken? Welches Potenzial hat E-Mobilität? Was tut GM, um noch mehr Autos zu verkaufen? Die Antworten können als Videosequenzen auf Socrates abgerufen werden. Als Neumann am Schluss der Veranstaltung dem Führungsduo Miniatur-ADAM-Modelle überreicht, kann Barra sich nur kurz freuen und ins Publikum winken. Sie muss schnell zum Flughafen. Am nächsten Tag steht ein wichtiger Termin in Washington an: Mary Barra ist unter den geladenen Gästen bei der „Rede an die Nation“ von US-Präsident Barack Obama.

 

ZUR PERSON
Mary Barra, geboren am 24. Dezember 1961, wuchs in der Nähe von Detroit auf. Schon vor der Beförderung zur GM-Chefin setzte die Zeitschrift „Forbes“ sie in ihrer von Angela Merkel angeführten Liste der mächtigsten Frauen der Welt auf Rang 35, knapp hinter Yahoo-Chefin Marissa Mayer, aber vor der britischen Queen. Barra ist mit einem Unternehmensberater verheiratet und hat zwei Kinder. Barras Eltern stammen aus Finnland.

 

 Stand März 2014

 

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Timetable

10:00
Ankunft. 

Dieser Besuch ist nicht ihr erster. Barra, die mit 18 zu GM kam, kennt das Stammwerk genauso gut wie die Modelle oder das Entwicklungszentrum ITEZ. Zwei Jahren lang saß sie im Aufsichtsrat von Opel.

 

10:30
Besuch des ITEZ. 

Die studierte Elektrotechnikerin – ihr Diplom machte sie am General Motors Institute (jetzt Kettering University) – ist enorm technikaffin.Vor ihrer Berufung an die GM-Spitze leitete Barra unter anderem das Werk Detroit-Hamtramck und die globale Produktentwicklung.

 

11:15
Gespräche in der Fertigung. 

Die 52-Jährige, die GM-weit auch schon für das Personal zuständig war, gibt sich nahbar und neugierig. Sie interessiert sich für den Joballtag der Werker und die Herausforderungen bei der Produktion des neuen Insignia. Vor dem Gruppenfoto mit dem Rüsselsheimer Flaggschiff scherzt sie mit der Gruppe.

 

12:30
Pressekonferenz im Adam Opel Haus. 

Mary Barra kommt ohne Umschweife auf den Punkt: Die Konzernchefin will den Opel-Blitz baldmöglichst wieder zum Strahlen bringen – und bis 2016 in Europa wieder Gewinne schreiben.

 

14:00
Global Employee Broadcast.

Barra nimmt die Fragen der Mitarbeiter ernst. Ihre Antworten zielen darauf, Dinge zu vereinfachen und Selbstverantwortung zu stärken. Als GM-Personalchefin ersetzte sie einen zehnseitigen Mitarbeiter-Dresscode durch den Einzeiler: „Kleiden Sie sich passend.“ Diese Aktion sagt einiges über ihren Führungsstil aus.