31 Jahre arbeitet Mehmet Ali Sirisit jetzt bei Opel. Aktuell ist er im Karosseriewerk für Qualitätsprüfungen von Schweißpunkten per Ultraschall zuständig. Vergangene Woche hat er einen Moment erlebt, „den ich nie vergesse“. Er hat seinen Kindern Ezgi (15) und Devran (12) seinen Arbeitsplatz gezeigt– zur Premiere der fünf „Kindertage“, die Opel während der Osterferien in Rüsselsheim erstmals anbietet.
EXTRA EINEN TAG URLAUB GENOMMEN
„Als ich die Kids gefragt habe, ob sie dabei sein wollen, haben sie sofort ja gesagt“, erzählt der QS-Experte aus dem rheinhessischen Gensingen. „Da habe ich mir extra einen Tag Urlaub genommen, um sie selbst begleiten zu können.“ Andere junge Besucher sind mit Mama oder Opa gekommen – und die Papas nutzen eine kurze Pause während der Schicht, um ihren eigenen Nachwuchs willkommen zu heißen. Frank Hofmann vom Karosseriewerk etwa nutzt die Gelegenheit, nicht nur seine Söhne Tim (8) und Max (6) zu begrüßen – er greift auch selbst zum Mikrofon, um der gesamten Besuchergruppe einen Überblick über seinen Arbeitsbereich zu geben.
„Um unseren Programmablauf vorzubereiten, haben wir selbst erst einmal lernen müssen, unser Werk mit Kinderaugen zu sehen.“
– Stefan Fischer –
Ralph Krust, Unit-Manager der Fertig- und Endmontage, ist ganz erstaunt, als die Betreuer berichten, dass seine Söhne Bastian (10) und Julius (7) mit ihrem bereits vorhandenen Opel-Wissen schon ganz schön aufgetrumpft haben. Bastian hat sich das Mikro geschnappt, um seinen Weggefährten zu erklären, weshalb in manchen Autos, die da die Linie entlangkommen, die Lenkräder auf der anderen Seite montiert werden. „Das sind Vauxhall-Modelle. In England ist Linksverkehr, drum haben die Autos das Steuer rechts.“
NEUE ERFAHRUNG FÜR DIE ERWACHSENEN
„Die Jungs fragen zuhause halt immer viel“, erzählt Ralph Krust. „Toll zu hören, dass so vieles, was ich ihnen erkläre, offenbar hängenbleibt.“ Auch die Betreuer sind hocherfreut, dass die jungen Besucher mit so viel Begeisterung bei der Sache sind. „Für uns ist das ja auch eine neue Erfahrung, wir arbeiten ja normalerweise nicht mit Kindern“, erklärt Stefan Fischer von der Zentralen Trainingskoordination, die mit der Organisation der Kindertage betraut ist. „Um unseren Programmablauf vorzubereiten, haben wir selbst erst einmal lernen müssen, unser Werk mit Kinderaugen zu sehen.“
↑ Den Blick fürs Detail hat er schon: Louis montiert ein Lenkrad
Teamarbeit will früh gelernt sein: Bastian und Ezgi montieren mit Sinn und Verstand. →
„BITTE NICHT DAVONFAHREN“
Neben einem Rundgang durch die Fertigungsbereiche stand zuvor schon ein Besuch der Werksfeuerwehr und der Opel Classic-Werkstatt an. „Für uns ist das auch eine schöne Abwechslung“, freut sich Hauptlöschmeister Frank Engel, der seinen jungen Gästen unter anderem das brandneue Drehleiterfahrzeug vorführt, das seine Rettungsleiter bis zu 30 Meter hoch ausfahren kann. „Und wer weiß, vielleicht können wir mit so einer kleinen Demo den einen oder anderen begeistern, sich mal bei der Jugendfeuerwehr in ihrem Heimatort anzumelden – gerade die freiwilligen Einheiten draußen brauchen dringend Nachwuchs.“ Und in der Oldie-Werkstatt hat Jens Cooper seinen Spaß mit seinen Gästen. „Bitte nicht davonfahren“, ruft er dem jungen Daniel Veith zu, der sich ans Steuer des legendären Rak 2 gesetzt hat.
KEINE MASSENVERANSTALTUNG
Insgesamt fünf Kindertage stehen während der Osterferien auf dem Programm. Die Gruppen sind, erwachsene Begleitpersonen inklusive, jeweils so um die 20 Personen stark. „Das soll bewusst keine Massenveranstaltung sein“, erklärt Stefan Fischer. „Wir wollen die Kids ja durch die laufende Produktion führen, diese aber auch nicht stören.“
Begonnen hat der Kindertag auf dem ureigensten Terrain der Trainingskoordinatoren, im Methoden-Trainingszentrum. Mit einem richtigen SWE-Training, einer Simulation des Produktionsablaufs an der Linie also. Auch das würde keine größere Gruppenstärke vertragen, wenn es wirklich realitätsnah sein soll. „Die Information, dass sie hier das gleiche Grundlagentraining absolvieren, das auch schon ihr Vater bewältigen musste, motiviert die Kids enorm“, stellt Stefan Fischer fest.
Vor allem Jonathan Mendel ist mit Feuereifer bei der Sache. Der Sechsjährige mimt den Teamleader – und tut das mit klaren Anweisungen: „Wenn ich in mein Horn blase, fangt ihr alle sofort an, klar?“ Ob er sich auch als Erwachsener einen solchen Job vorstellen könnte? „Das weiß ich noch nicht.“ Aber den anderen sagen, wo’s langgeht, das ist schon was für ihn, oder? „Ja, genau.“