- Großzügige Auslegung des Begriffs Garage: Laut Wikipedia ist das „eine meist abschließbare, überdachte und durch feste Wände (mit Garagentor) umschlossene Abstellmöglichkeit für Fahrzeuge.“ Okay, nur dass jemand dafür gleich eine ganze Halle nimmt – das kennt man eigentlich eher von superreichen Spitzensportlern oder Autokraten in ehemaligen Sowjetrepubliken. Martin Degener aus Vreden pfeift darauf. Die Hallen-Variante sieht er als praktische Lösung für seinen bemerkenswerten Opel-Fuhrpark.
- Vorbote des deutschen Wirtschaftswunders: Im Vergleich zu seinem Vorgänger trat der Kapitän ’51 mit modernisierter Karosserie, ungeteiltem Heckfenster, deutlich mehr Chrom und stärkerem Motor 58 PS (43 kW) auf. Der Wagen war in den 1950er-Jahren äußerst beliebt und ein Statussymbol. Zeitweise lag er an dritter Stelle in der Zulassungsstatistik nach VW Käfer und Opel Olympia Rekord.
- Martin Degener besitzt so viele Autos, dass sie teilweise sogar übereinander auf selbstgebauten Regalen stehen, und so betrachten die Grands Seigneurs der Oberklasse das Hallenszenario von einem Logenplatz aus: der Diplomat B, der Admiral und der Kapitän.
- Das Zwischenmodell, das lediglich elf Monate lang vom Band lief und eine kurze Brücke von A zu C darstellte: Von Juli 1965 bis Juni 1966 produzierte Opel den Rekord B, die „Caravan“-Version fuhr sehr amerikanisch als zweitüriger Kombi vor.
- Degeners schönste Geschichte: Den milchkaffee-braunen Olympia seines Vaters steuerte der heute 68-Jährige als kleiner Junge heimlich über die Felder des Münsterlandes.
- Der Vorläufer des Blitz als Firmen- und Markenlogo: In den 30er-Jahren etablierte sich der Zeppelin als optische Visitenkarte von Opel. Das Luftschiff stand für Fortschritt und Technik und zierte bis in die 1960er-Jahre den Kühlergrill von verschiedenen
- Da wartet noch viel Arbeit auf den Opel-Liebhaber: Martin Degener wird schrauben, restaurieren und den Geschichten der Autos zuhören dürfen.
- Stehen stramm in einer Reihe: Diese Opel-Kapitäne haben viel gesehen und erlebt, jetzt schmücken sie Degeners Freilichtmuseum.

„Ab und zu setze ich mich in eines meiner Autos
und lasse mir von ihm seine Geschichte erzählen.“
– Martin Degener –
„Ab und zu setze ich mich in eines meiner Autos und lasse mir von ihm seine Geschichte erzählen“, sagt Martin Degener schmunzelnd. Zum Beispiel vom Opel Rekord Cabrio aus dem Jahr 1957, das er in einem Hühnerstall bei Lüneburg fand – der Länge nach durchgeschnitten. Oder vom Opel Blitz, der im vergangenen Jahr in dem Film „Der Koffermacher“ eine kleine Rolle spielte. Oder vom 1950er Opel Olympia seines Vaters, den er selbst als Dreikäsehoch heimlich durch die Felder seiner Heimatstadt Vreden fuhr – noch keine zehn Jahre alt, und statt Führerschein mit jeder Menge Traute.
Opel-Werkstatt als Kindergarten
Der heute 68-Jährige ist Opel-Fan durch und durch. „Nach dem Krieg gab es bei uns in Vreden keinen Kindergarten“, erinnert er sich. „Mein Kindergarten war Vaters Werkstatt.“ Statt Schlabberlatz trug er Blaumann. Statt mit Bauklötzen spielte er mit Schraubenschlüsseln. Und sein Bobby-Car war besagter Opel Olympia. Denn der Vater verkaufte nach dem Krieg die Rüsselsheimer Autos und reparierte sie.
Opel im Herzen
Die Marke mit dem Blitz begeistert seit jeher. Dabei gibt es Menschen, die sich der Tradition von Opel ganz besonders eng verbunden fühlen – und sie gar mitprägen. Solche Menschen stellen wir in der Serie „Opel im Herzen“ vor. Dieses Mal ist es Martin Degener aus Vreden, der seit fast einem halben Jahrhundert Opel-Fahrzeuge sammelt, restauriert und Besuchern aus ganz Europa zugänglich macht.

Im Schrauberparadies: Hier macht Degener die Opel-Fahrzeuge wieder fit.

Werkstatt-Kompagnon: Clemens Winking tüftelt gemeinsam mit Martin Degener.

Ganze Karosserien halten im hinteren Teil der großen Werkstatt geduldig ihren Dornröschenschlaf.
Außerdem brachte er den Vredenern in jenem milchkaffee-braunen Olympia das Autofahren bei, mit dem Martin Degener als Achtjähriger zunächst über den Hof fuhr und später kleine Spritztouren durch die Felder unternahm – wenn Vater und Mutter es nicht merkten.
Das Opel-Fieber hatte den Jungen früh gepackt und ließ ihn nicht mehr los. Nach der Schule flog der Tornister in die Ecke und Martin sprintete in die Werkstatt, um an Autos zu schrauben. Schweißen konnte er, bevor er schreiben konnte. Dann folgte die Lehre, natürlich zum Kfz-Mechaniker, und eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Eine gute Kombination, wie sich später herausstellte. Denn nach dem Tod seines Vaters übernahm Degener 1970 die Werkstatt und den Opel-Verkauf, den er bis zur Rente führte und in dem er noch heute nebenbei tätig ist.
Man wirft nichts weg – erst recht keinen Opel!
1970 war aber auch in anderer Hinsicht ein bedeutsames Jahr für den Münsterländer: Er begann, Opel-Oldtimer zu sammeln. Als ein Kunde einen Neuwagen kaufte und seinen Rekord in Zahlung gab, brachte Degener es nicht übers Herz, diesen zu verschrotten. „Ich bin halt so erzogen: Man wirft nichts weg, was nicht verschlissen ist“, erklärt er lapidar. Und der Rekord war wirklich noch in einem guten Zustand: nur ein paar Tausend Kilometer gelaufen, die Polster 1a, ebenso die Karosserie. Lediglich an ein paar Blechteilen hatte der Zahn der Zeit genagt. Also nahm er das Auto auseinander, ließ es sandstrahlen, neu lackieren und baute es von Grund auf wieder neu zusammen. Und so wie der Appetit beim Essen kommt, entzündete sich durch diese Arbeiten bei Degener die Leidenschaft fürs Restaurieren.

Im ersten Stock der Halle: Hier liegen in meterlangen Regalen Tachometer, Wellen, Schrauben, Stoßstangen oder Chromteile.

Opel Blitz mit Alleinstellungsmerkmal: Eine Eiskunstläuferin schmückt dieses Exemplar der Lkw-Baureihe.

Degener begann im Jahr 1970 Opel-Oldtimer zu sammeln.
In den Folgejahren freute sich Degener über jeden Opel, den er beim Verkauf eines fabrikneuen Autos wieder zurücknahm. Außerhalb von Vreden kaufte er seine erste Halle mit Werkstatt. In seiner Freizeit schraubte und restaurierte er an den Opel. Olympia, Rekord, Kadett, Admiral, Diplomat und viele, viele weitere Modelle ab 1948 baute er wieder auf. Sie alle stehen in einer seiner weiteren Hallen, die über die Jahre dazu gekommen sind. Es sind so viele Autos, dass sie teilweise sogar übereinander auf selbstgebauten Regalen stehen. Degener ist stolz darauf, dass er bis 1980 lückenlos alle Modelle besitzt. Und noch immer schraubt er mit Leidenschaft.
Für den Vredener sind die Opel-Klassiker keine Wertanlage. „Es geht mir auch nicht ums Besitzen“, sagte er, „ich liebe es einfach, diese Autos zu restaurieren. Selbst wenn es 1.000 und mehr Stunden dauert.“ Er hat ja Zeit.
Kleinteilige Geschichte, hallenweise
Ständig stehen mehrere Autos in seiner Werkstatt und warten darauf, dass Degener oder sein Bekannter Clemens Winking, ebenfalls ein leidenschaftlicher Opel-Schrauber, die Lichtmaschine ersetzen, schweißen oder andere Arbeiten durchführen. Über die Jahrzehnte hat Degener ein riesiges Ersatzteillager aufgebaut und Restaurationsobjekte zusammengetragen. Ganze Karosserien halten im hinteren Teil der großen Werkstatt geduldig ihren Dornröschenschlaf. Weitere stehen draußen auf dem Hof. Und im ersten Stock liegen in meterlangen Regalen Tachometer, Wellen, Schrauben, Stoßstangen oder Chromteile.
Degener freut sich, wenn Opel-Fans aus ganz Europa ihn besuchen, um sich seine einzigartige Sammlung anzusehen. Und wenn sie dann wieder fort sind, dann setzt er sich in einen Kapitän, Diplomat oder in jenen milchkaffee-braunen Olympia seines Vaters, träumt und lässt sich ihre Geschichten erzählen.

Selbst wenn es 1.000 und mehr Stunden dauert: Degener genießt es, an den Autos zu arbeiten.

Degener freut sich, wenn Opel-Fans aus ganz Europa ihn besuchen, um sich seine einzigartige Sammlung anzusehen.

Ein Fachgespräch, das im Grunde seit Jahren dauert: Bei Martin Degener (r.) und Clemens Winking dreht sich alles um Opel.
Stand März 2017