Große oder kleine Tour? „Alles, was geht!“
12.57 Uhr, wolkenverhangener Himmel, es tröpfelt auf die Wurstbude. Davor zwei Männer, unter den Jacken schwarze Shirts, auf der Brust in Gelb aufgestickt #WERKannderkann. Im Laufschritt kommt ein Dritter hinzu: „Sorry, komme gerade von der Frühschicht. Wo steht er?“ „Renzel, MPK“, „Nikolaus, Endmontage“, „Levite, Rohbau“ – sechs Worte. Mehr braucht es nicht, um sich einander vorzustellen. Und er? Er steht um die Ecke. Denn die Bude auf dem Rüsselsheimer Werksgelände ist an diesem Mittwochmittag Treffpunkt für eine besondere Opel Post-Tour. Drei Kollegen, die den neuen Insignia Grand Sport seit dem Vortag in Serienproduktion fertigen, nehmen am Media Launch teil – inklusive Testfahrt. Welche Route, groß oder klein? „Alles, was geht!“
Und wie stimmt man sich am besten auf die Tour ein? So wie es auch die Journalistengruppen aus ganz Europa noch bis zum 31. März täglich tun. Im K48 mit Kurzvorträgen gehalten von hochkarätigen Opel-Experten zum athletischen Design, der Gewichtsreduktion von bis zu 200 Kilogramm, dem „Mach-deinen-Insignia-wie-du-ihn-willst“-Programm Opel Exclusive, zur Wahnsinns-Fahrdynamik dank Torque Vectoring oder zur 400 Meter-Reichweite des LED-Matrixlichts. Und nicht zuletzt mit einem Opel-Burger.
„Das glaubt mir ja sonst keiner.“
Den Blick in die Fertigung? Geschenkt! Alle sammeln, die Testfahrt kann starten. Nicht ganz. Nochmal das Begrüßungslicht zeigen lassen. Den Insignia in der Exclusive-Farbe Dynamic-Rot aus jedem Winkel fotografieren. „Das glaubt mir ja sonst keiner.“ Auf einer Tafel die Motorisierungsvarianten studieren, die zur Verfügung stehen. „Egal, Hauptsache manuelle Schaltung.“
Das hat die Kollegen beeindruckt
„Das ist genau meins. Wenn ihr mal einen Testfahrer auf dem Nürburgring braucht – ich würde es mir einrichten.“
– Oliver Renzel –
über Torque Vectoring
„Sind das starke Farben! Darf ich nur meiner Frau nicht erzählen. Sonst kommt die mir noch mit ihrem Nagellack.“
– Andreas Levite –
über Opel-Exclusive
„Kann ich das Begrüßungslicht noch mal sehen? Vorne und hinten… Und gerne noch einmal?
– Jakob Nikolaus –
über das LED-Matrixlicht
14.20 Uhr. Die Wahl fällt auf den Grand Sport mit Zweiliter-Diesel und Schaltgetriebe. Kein Umrunden, keine Detailstudien. Rein, Tür zu, Start-Knopf drücken, alle sind ob der Präsentationen im K48 mehr als heiß und wollen einfach nur: FAHREN! Jakob Nikolaus darf als Erster. „Mensch, sitzt man hier gut. Sehr bequem.“ Rauf auf die A3, rechte Spur. Plaudern mit den Kollegen. Überhaupt sei es erstaunlich, wieviel Hightech heute im Auto stecke. 1990 habe er, gebürtig aus Sibirien, im Werk angefangen, den Türgummi im Calibra verbaut. Heute ist er Gruppensprecher im Bereich MB 6, eine frühe Station in der Endmontage.
„Man ist schon
ein bisschen stolz.“
– Jakob Nikolaus –
Nach den Stationen Dämmmatte und Kabel, baut Jakob Nikolaus mit seinen fünf Teamkollegen die A-Säulenverkleidung, den Dachhimmel im Innenraum und die Klimaleitung im Motorraum ein. Immer im Takt. Etwa jede Stunde wird gewechselt. Das gilt auch für die Opel Post-Tour. Zwischenstopp an der Hofener Mühle. „Man ist schon ein bisschen stolz, wenn man sieht, was wir für ein tolles Auto geschaffen haben“, sagt der Fertigungskollege beim Aussteigen, streicht über die Verkleidung an der A-Säule.
15.30 Uhr, Andreas Levite steuert das Flaggschiff über eine kleine Brücke, im Rückspiegel eine Burg. Frage von der Rückbank: „Wo sind wir hier eigentlich?“ Andreas Levite: „Der Ort heißt Runkel.“ Nach ein paar Handgriffen auf dem Smartphone folgt aus dem Fond der Hinweis: „Mein Handy sagt, das liegt in Kroatien.“ Der Fahrer: „Wir sind zwar schnell unterwegs, aber das schafft selbst der Insignia nicht.“ Lachen. Die drei Kollegen kannten sich zuvor nicht, sind sehr schnell warm geworden. Das ist es, was Andreas Levite an Opel so schätzt. „Ich bin 1990 dazu gekommen. Ich wollte nicht lange bleiben. Jetzt sind es 27 Jahre. Opel – das ist wie eine große Familie.“ Als Gruppenleiter Qualität im Rohbau begleitet er den Aufbau der Rohkarosserie. Die Limousine sei 175 Kilogramm leichter, der Kombi 200 Kilogramm. „Daran haben wir im Rohbau einen ordentlichen Anteil. Wir verbauen unter anderem hochfeste Stähle.“
„Opel – das ist wie eine große Familie.“
– Andreas Levite –
Der 47-Jährige neckt sich mit den Kollegen, genießt die Fahrt. Wermutstropfen: Es ist noch hell. „Ich bin ein Lichtfanatiker. Was die Kollegen mit dem Matrixlicht wieder gezaubert haben – erstklassig!“ Den LED-Fernlicht-Strahl 400 Meter weit schicken, das wäre was… Aber es gibt ja noch genug zu entdecken. Denn auch ansonsten kann es für den Familienvater kein technisches Feature zu viel geben. Vom adaptiven Geschwindigkeitsregler ACC mit automatischer Gefahrenbremsung, der den Abstand zum Vordermann misst, dem aktiven Spurhalte-Assistent mit automatischer Lenkkorrektur bis hin zur Sitzheizung auf der Rückbank: „Klasse, das macht Opel aus: Features, die man sonst nur bei Premiumherstellern bekommt. Und das zu fairen Preisen.“
16.10 Uhr, eine kurvige Landstraße. Das Head-Up-Display projeziert mal „95 km/h“, mal „91 km/h“ auf die Scheibe – und beständig ein stilisiertes grünes Auto. Levite: „Weiß jemand, was das Auto bedeutet?“ Schulterzucken. Fahrerwechsel am Freilichtmuseum Hessenpark: Bssss. Oliver Renzel fährt den Sitz tiefer. Bssss. Sehr viel tiefer. Noch bevor er vom Schotterparkplatz zurück auf die Landstraße eingebogen ist, leuchtet die Projektion auf der Scheibe Orange. „Hab’s rausgefunden, liebe Kollegen“, sagt er grinsend, „das Auto zeigt an, ob man ökonomisch fährt.“ Die lieben Kollegen klammern sich an die Haltegriffe. Die Anzeige leuchtet die kommenden 75 Kilometer meistens Orange, die Fingerknöchel der Mitfahrer im Klammergriff weiß. Die Büsche links und rechts verwandeln sich in einen durchgehend grünen Streifen.
„Kollegen, den haben
wir gut gebaut!“
– Oliver Renzel –
Das Head-up-Display kennt der 29-Jährige unter einer anderen Bezeichnung: „271 für Opel, 272 für Vauxhall.“ Das sind die letzten drei Ziffern der achtstelligen Teilenummern. Ob Kanban oder Großteile – im Lager im K130 nimmt Oliver Renzel die zu verbauenden Teile entgegen, die per Lkw unablässig angeliefert werden und verteilt sie auf die Regallager, von wo aus die Kollegen am Band beliefert werden. Runter von der Autobahn, es sind die letzten Kilometer zurück Richtung Stammwerk. Der Fahrer hat sich ausgetobt. Fürs Erste. „Was kann das Soundsystem? Darf ich?“ Er darf. Nachdem die Bässe und Tiefen ein wenig nachjustiert sind, ist klar: Es kann einiges.
Daumen werden gestreckt, Fußgänger drehen sich um, als der Insignia langsam durch die Innenstadt von Rüsselsheim rollt – ist es das Auto oder die wummernden Bässe? Wahrscheinlich beides. K 48, die Wurstbude hat zu. Ende der Tour. Renzel: „Jungs, es war mir eine Ehre mit euch zu fahren. Und ich würde sagen: Den haben wir gut gebaut, oder?“ – „Aber hallo!“, „Und ob!“