Vom Milchmann abgeschaut

Der LKW mit Fracht aus Bayern langt in Wien-Aspern ein.

„Milkrun“ ist der Fachbegriff, der sich vom früher in den USA und in England üblichen Milchlieferservice ableitet: Der Milchmann holte zuerst alle Waren ab, die er zu liefern hatte, und lieferte dann an den einzelnen Lieferadressen Milch und andere Dinge ab. Dabei nahm er auch gleich wieder die leeren Milchflaschen mit.

Warum nicht dieses Prinzip übernehmen? Um beispielsweise Transportkosten zu sparen? Denn tatsächlich fuhren früher von jedem einzelnen Lieferanten LKWs ins Werk Aspern und – gesondert – ins Werk Szentgotthárd. Dabei waren die LKWs oft nur halbvoll.

Opel-Palette

Paletten der Hoerbiger Antriebstechnik GmbH

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Bei einem Besuch ungarischer Logistik-Kollegen im Werk Aspern entstand die Idee. Dank der Monozukuri-Sichtweise, die Kosten unter ganzheitlichen Aspekten analysiert, wurde die Idee prompt aufgegriffen und binnen weniger Monate umgesetzt.

Ricardo Ralon-Contreras/Monozukuri-Koordinator erzählt: „Zuerst haben wir uns in Telefonkonferenzen mit den ungarischen Kollegen über die in Frage kommenden Lieferanten verständigt. Dann haben wir mit dem Central Controll Carrier/CCC geredet und Angebote verglichen. Danach waren nur noch einige Telefonate nötig, um die neue Art des Transports umzusetzen.“

Staplerfahrer Franz Peiritsch beim LKW-Entladen.

LKW entladen in Wien-Aspern

Wie ein Sammeltaxi

So läuft es jetzt seit Sommer vergangenen Jahres: Die LKWs holen Motorenbauteile für Ungarn bei der Charlotte Baur Formschaumtechnik GmbH in Mindelheim im Allgäu, Steuerketten für Familie 0 und MDE-Motoren bei Iwis Motorensystemen in Landsberg am Lech und Synchronteile für M3x-Getriebe bei der Hoerbiger Antriebstechnik GmbH in Penzberg südlich vom Starnberger See, fahren nach Wien und liefern hier die für die Asperner Produktion bestimmten Teile ab. Dann fahren die LKWs weiter nach Ungarn und liefern die für das Werk Szentgotthárd bestimmten Teile ab.

Fünfzig Prozent der zuvor benötigten LKW-Fahrten können auf diese Weise eingespart werden. Das spart Transportkosten und reduziert CO2 -Abgase.

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Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Jürgen Pricken