Frau Höbermann, könnten Sie sich bitte kurz vorstellen?
Ich bin 1986 in der schönen Lüneburger Heide geboren und habe nach meinem Abitur „Textil, Kunst & Design“ in Deutschland, England und Österreich studiert. Seit mittlerweile mehr als sechs Jahren bin ich als „Colour & Trim“-Designerin bei Opel tätig. In meiner freien Zeit bin ich gerne in der Natur, spiele leidenschaftlich gerne Tennis und interessiere mich für Umwelt- und Tierschutzprojekte.
Wie sieht ein klassischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Das „Colour & Trim“-Team ist zuständig für alle sicht- und fühlbaren Materialien und Oberflächen. Kern unserer Arbeit ist das kreative wie auch strategische Erarbeiten von Material, Grafik- und Farbkonzepten bis hin zur Realisierung des fertigen Produkts. Unser Fachbereich hat besonders viele Schnittstellen zu anderen Unternehmensbereichen. Daher sind wir im ständigen Dialog mit den Kollegen aus dem Exterieur- und Interieur-Design, Marketing, Einkauf, den Ingenieuren und natürlich den Lieferanten. Aufgrund dessen gibt es keinen typischen Arbeitsalltag. Planung ist nur bis zu einem gewissen Grad möglich und jeder Tag sieht ein bisschen anders aus.
Verraten Sie uns, ob die weiblichen und männlichen Designer bei Ihnen im Team unterschiedlich arbeiten?
Persönlicher Geschmack spielt bei unserer Arbeit weniger eine Rolle, viel wichtiger ist entsprechende Expertise und Kompetenz. Es gibt aber sozusagen unterschiedliche Wege, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Ein konkretes Beispiel ist das Nutzen verschiedener Inspirationsquellen. Besonders auf der Suche nach Farb-, Material- und Oberflächentrends nutze ich gerne Magazine für Architektur, Einrichtung und Dekoration. Ich verfolge natürlich auch Strömungen in der Modewelt und schaue mir gerne neue Entwicklungen der Unterhaltungselektronik an.
Ihre Arbeit verbindet in hohem Maße Design und Technik. Haben Frauen und Männer da Ihrer Meinung nach unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse?
Ich kann mich selbst sehr für Technik begeistern und denke, dass die Kombination von Design und Technik genau das Arbeiten als Designerin im Automobilbereich ausmacht. Die Rahmenbedingungen, zu denen auch das Eingehen auf Kundenbedürfnisse gehört, machen meinen Beruf so spannend.
Jede Entwicklung ist eng mit technischen Funktionen verbunden und jedes einzelne Element, vom Sitzmaterial bis hin zum komplexen Modul, unterliegt hohen technischen sowie innovativen Anforderungen. Dabei wird im funktionsübergreifenden Team auch immer am bestmöglichem Nutzererlebnis gearbeitet. So gehören Funktionalität, intuitive Bedienbarkeit und Design immer zusammen und müssen in das Gesamtkonzept passen. Klare Trennlinien zwischen weiblichen und männlichen Positionen gibt es daher meiner Erfahrung nach nicht. Im Gegenteil, wir profitieren gegenseitig von den vielfältigen Sichtweisen.
Besonders auf der Suche nach Farb-, Material- und Oberflächentrends nutze ich gerne Magazine für Architektur, Einrichtung und Dekoration.
Sie haben an der Gestaltung des neuen Opel Mokka mitgewirkt. Was war Ihnen da besonders wichtig?
Neben den visuellen Eindrücken sind mir persönlich auch immer die haptischen und sensorischen Aspekte der vielen verschiedenen Komponenten wichtig. Grundsätzlich war es uns im Team wichtig, ein ganzheitliches Konzept für das Exterieur und Interieur zu entwickeln, welches unsere Designphilosophie unterstreicht. Die Proportionen und Linienführungen, die mutige und puristische Formensprache, der Einsatz innovativer Materialen sowie Details in Form von überraschenden Farbakzenten, verkörpern eben diese Designphilosophie „bold & pure“ – mutig und klar – und wecken Emotionen. Der neue Mokka ist hierfür ein hervorragendes Beispiel.
Mir gefallen aber auch besonders die technischen Neuheiten, wie zum Beispiel das sogenannte „Pure Panel“, ein voll digitales High-Tech Cockpit, welches als Designelement heraussticht und den Innenraum prägt. Unser neuer Mokka verkörpert modernes und zeitloses Design, Selbstbewusstsein und Souveränität. Und ich bin mir sicher, unser neuestes Familienmitglied wird Frauen und Männer gleichermaßen begeistern.
Frauen haben angeblich eine größere Affinität zu Elektroautos als Männer. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?
Tatsächlich habe ich kürzlich erst gelesen, dass Frauen ein größeres Umweltbewusstsein nachgesagt wird, auch wenn eine konkrete Erklärung in dem Artikel nicht genannt wurde. Ich selbst interessiere mich auf jeden Fall sehr für Ökologie, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Daher freut es mich, dass diese Themen heutzutage eine immer wichtigere Rolle spielen und in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft mehr und mehr in den Fokus rücken.
Dies spiegelt sich auch in meiner Arbeit als Designerin wider und betrifft eben nicht nur die Zukunft der Antriebstechnologien, sondern auch alle Materialien und Prozesse, auch im Interieur und Exterieur-Design.
E-Mobilität ist ein Thema, das uns alle umtreibt. Opel gestaltet die Zukunft mit der E-Mobilität technologieoffen, mit herausragendem Design und dem sprichwörtlichen Fahrvergnügen. Dazu braucht es verschiedene Konzepte, passend zum jeweiligen Nutzungsprofil, Kundengeschmack und Produktcharakter. Aber es gibt auch hier keine Geschlechtertrennung.
Ich kann mich selbst sehr für Technik begeistern und denke, dass die Kombination von Design und Technik genau das Arbeiten als Designerin im Automobilbereich ausmacht.
Leider ist es immer noch Realität, dass Frauen seltener in Führungspositionen gelangen als Männer. Haben Sie vielleicht einen Tipp für begeisterte junge Designerinnen, die von einer Karriere wie Ihrer bei Opel träumen?
Nicht vor Herausforderungen zurückschrecken! Mutig sein und Chancen nutzen, auch wenn das manchmal bedeutet, ins kalte Wasser zu springen.
Abgesehen davon ist es sehr wertvoll, schon früh Kontakte zu knüpfen und sein Netzwerk aufzubauen. Ich habe schon im Studium Praktika gemacht und Auslandserfahrungen gesammelt. Davon profitiere ich nun in meinem Berufsleben tagtäglich.
Ein weiterer Vorteil ist es breit gefächert aufgestellt zu sein – eine gute Mischung aus kreativer Ausdrucksstärke, aber auch analytisches, rationales Denken. Ebenso wichtig sind natürlich sozial-kommunikative Fähigkeiten.
Abschließend kann ich jedem ans Herz legen, auch in stressigen Zeiten nicht den Humor zu verlieren.
Frau Höbermann, vielen Dank für das Gespräch!