GT stands for GranTurismo: Only a few cars have managed to impress the memory of the people like the 1.23-meter high sports car.

Lichter – an!

Pulheim, zwischen Köln, dem Kappesgürtel und dem großen Loch, wie der Tagebau am Niederrhein genannt wird. Ein Wohngebiet, Reihenhäuser, verklinkert oder auch nicht. Ganz am Ende das Alte Walzwerk. Start-ups in den historischen Hallen, aber keine Pick-ups auf dem Parkplatz. Hier wird „Bares für Rares“ gedreht. Mit Horst Lichter. Und hier wird an diesem Nachmittag im Vorfrühling der ebenso populäre wie bodenständige Moderator seinen traumhaft schönen Opel GT in Empfang nehmen.

Aber noch dreht er, der Horst. Ein Assistent eilt herbei. Dunkel der Gang, wattiert die Schuhe, damit kein Laufgeräusch den Dreh stört. Kann der Fotograf die Schlüssel haben und schon mal die Details fotografieren? Kann er. Horst Lichter haut ein Victory-Zeichen raus. Die Kameraleute zeigen sich irritiert.

Geschmackssicher getunt 

Draußen stehen André und Marco Siemkes bereit. Sie haben den GT für Horst Lichter aufgebaut. Einen US-Import, auf Anhieb zu erkennen an den rückwärtigen Positionsleuchten. Silbermetallic, eine anspruchsvolle Farbe, denn man sieht jeden Fehler. Es gibt aber keine. Aus den Radhäusern dräuen vorn Reifen im Format 205/50, hinten gar 225/50, auf schwarzen Rial-Felgen. Innen Leder und ein glänzendes Holzlenkrad, unter der Haube ein 2,2 Liter Einspritzer, der nicht nur satt wummert, sondern so viel Drehmoment entwickelt, dass die zierliche Karosserie zart wippt, wenn ordentlich Gas gegeben wird. Nur original mit dem originalen Original, kann man so sehen, aber dieser GT ist wahrlich geschmackssicher getunt.

Verfechter des guten Geschmacks Horst Lichter ist nicht nur Gastronom und Genießer, sondern auch ein Autonarr.


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Objekt der Begierde Jahrelang hat Horst Lichter sich gewünscht, einen Opel GT zu besitzen.

Perfektionisten Die Siemkes-Brüder André und Marco wollten den GT so bauen, wie es anno 1968 noch nicht möglich gewesen ist.


Klassiker Das zweisitzige Coupé-Modell wurde von 1968 bis 1973 in Bochum gebaut.

André Siemkes erzählt von der Restaurierung. „Wir räumen die GTs grundsätzlich komplett aus, Drehspieß, Lack runter auf das blanke Blech, das volle Programm.“ Besser als neu, das erzählen viele, doch hier trifft die abgenudelte Floskel durchaus den Punkt. Bohrlöcher, die den beiden Perfektionisten nicht akkurat genug erscheinen, werden eben nachgearbeitet. Den GT lieben, ja, die damalige Fertigungsqualität als Maßstab nehmen, nein. Die Siemkes wollen den GT so perfekt bauen, wie es anno 1968 noch nicht möglich gewesen ist.

Rostfrei in Arizona 

Ihre Passion begann mit dem Hobby. André, gelernter Stahl- und Betonbauer, Marco, gelernter Tischler, haben einige Zeit in Arizona gelebt. Dort machte sich die nur beinahe konsequente Konservierung des GT nicht allzu sehr bemerkbar. Rostfreie Exemplare waren leicht zu finden und alsbald begann ein florierender Export zurück nach Deutschland. Dann begann das Brüderpaar damit, die besten Autos für sich zu behalten – und schließlich nach Deutschland mitzunehmen, an den heutigen Firmensitz in Bocholt.


Wie aber kommt nun Horst Lichter ins Bild? Munter und bestens gelaunt, der Dreh ist soeben durch. Walter „Waldi“ Lehnertz steht vor der Tür und beruhigt am Telefon seine Partnerin. „Nein, ich hab das nicht gekauft, wirklich nicht.“ Das Fernsehteam springt um den traumhaft schönen GT herum, ungezählte Smartphones blitzen auf den Einspritzmotor. Mittenmang Horst Lichter, aufgeregt. „Hast Du gesehen, wie schön die Scheibe runtergeht?“ Ja, und auch gehört, besser gesagt: nichts gehört. „Der ist so schön! Von vorn, von hinten, von rechts und von links. Und so zierlich!“

Die Oma hat es nicht gebracht 

Angefangen hat diese Liebesgeschichte mit einer Story im Magazin Oldtimer Life. Horst Lichter, der in jungen Jahren kurzzeitig einen Opel Diplomat V8 hatte und nie richtig von der Marke Opel abgekommen ist, gab zu Protokoll, einen Opel GT, wenn er noch ein Auto wolle, dann einen Opel GT. Angeboten wurde ihm daraufhin einiges. „Auch ein Auto von 1913, bei der Omi im Wohnzimmer aufbewahrt. War aber gar kein Opel, wie sich herausgestellt hat.“ So entstand der Kontakt zu Opel-Pressechef Harald Hamprecht, weiter ging es über Opel-Händler Reinhard Wiens in Billerbeck, in Personalunion Typreferent Opel aus der Messing-Ära in der Alt-Opel IG und daher im steten Austausch mit Opel-Händler und -Sammler Werner Hüppe in Raesfeld. Dort nun standen einige GT, aufgebaut von den Siemkes Brothers und wohlfeil. Horst Lichter fuhr hin und in der Bocholter Werkstatt „…haben wir gut und gern drei Stunden GT geredet“.

Die Grundsatzentscheidung. Horst Lichter: „Ich wollte einen GT, wie ihn sich ein 18-Jähriger 1971 erträumt hat. Tiefer, Leder, Power.“ André Siemkes: „Schmerzen! Wir machen so gut wie alles, aber tiefer bedeutet beim GT, die hinteren Radläufe umzubördeln. Ausgeschlossen!“ Horst Lichter: „Den GT werde ich niemals verkaufen, den erbt mein Sohn. Doch umbördeln!“ Und so wurde doch umgebördelt. Das allerdings so gekonnt, dass es nur ein ausgesprochener Kenner registriert. „Greif mal drunter“, freut sich Horst, „erkennst Du Unebenheiten?“ Nein. Perfekt.

Warum GT? André Siemkes: „Weil der GT sympathisch ist, weil die Menschen etwas mit ihm verbinden. Du stellst den GT zwischen einen Porsche und einen Ferrari und die Leute laufen zum GT. Der Vadder hatte damals einen, bis das erste Kind kam und ein Kombi her musste.“ Horst Lichter: „Schau mal, wie der wackelt beim Gasgeben. Wöp wöp wöp. Übermorgen fahre ich damit die 500 Kilometer nach Hause.“

»Der ist so schön! Von vorn, von hinten, von rechts und von links. Und so zierlich!«


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Plöp plöp Die markanten Klappscheinwerfer haben den Kultstatus des Opel GT mitbegründet.


Das Zuhause des Niederrheiners befindet sich inzwischen im Schwarzwald. Horst Lichter ist ständig unterwegs, dreht „Bares für Rares“, steht aber auch immer wieder auf der Bühne. Oder, wie es am Niederrhein heißt, in der Bütt. Kilometer im Jahr? Viele. ICE, Flugzeug, mit dem Auto sind es vielleicht 40.000. Wer so lebt, möchte in seiner knappen Freizeit nicht viel mehr als seine Ruhe. Gekocht wird nur noch zum Vergnügen, in der privaten Küche am Gastronomieherd von Lacanche, einen Meter breit, Emaille schwarz, Drehknebel aus Messing. Wieder ein Restaurant zu betreiben kommt für ihn nicht in Betracht. Die Oldiethek in seiner Heimat Rommerskirchen hat er 2010 verkauft; heute wird das Gebäude nicht mehr als Restaurant genutzt. Die Oldtimersammlung hat er in den Schwarzwald mitgenommen.

 

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Staunen und Freude Der kleine Ahmet flippt beim Anblick der Scheinwerfer aus. Horst Lichters Maskenbildnerin Jana Zerlett sitzt Probe.

 

»Geil!«


Jenseits des Schwarzwalds

Doch der Schwarzwald ist in diesem Moment weit weg. Die Fernsehleute kriegen sich nicht mehr ein. Jana Zerlett, im TV-Jargon die Maske, bürgerlich die Maskenbildnerin, sitzt Probe. „Geil!“. André und Marco kämpfen mit einem Wackelkontakt. Anders als im Original soll beim GT vom Horst das Licht angehen, wenn der prominent auf der Mittelkonsole platzierte Hebel betätigt wird. Das klappt aber noch nicht. Jens Cooper von Opel Classic seelenruhig: „So ist das, irgendwas klemmt im ersten Moment immer.“ Plöp plöp, auf und zu, blinkt, blinkt nicht. Waldi telefoniert, André rückt dem Wackelkontakt zu Leibe, Horst stellt sich geduldig den Fans, ein kleiner Junge namens Ahmet flippt beim Anblick der plöppenden Scheinwerfer völlig aus, läuft dunkelrot an und schreit wesentlich lauter als der Motor des GT wummert, als der Vater ihn vom Ort des Geschehens zerrt.

Opel GT – der Mythos lebt.

Guten Appetit Heute kocht Horst Lichter nur noch zum Privatvergnügen und behält dabei (fast) immer den Durchblick.


Bu Bu

Nur Fliegen ist schöner Mit diesem Spruch und dem Sportwagen im Colaflaschen-Format hat Opel eine ganze Generation von Autofahrern geprägt.


Epilog. Zur Ehrenrettung des sympathischen Moderators sei verraten, er hat einen zweiten GT. Vollkommen original.

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Text: Stefan Heins, Fotos: Andrea Schneider