Manche Helden tragen ein Cape. Andere ein Blechkleid. So wie unser neuster Kilometer-Held, ein Opel Astra Caravan mit dem Geburtsjahr 2003. Was ihn zum Helden macht, ist seine Zuverlässigkeit. „Über eine halbe Millionen Kilometer lang hat mich mein Opel treu und zuverlässig begleitet“, sagt Besitzer Henning Barth. Tagein tagaus hat ihn sein Astra aus dem Hunsrück rund 100 Kilometer zum Opel-Stammsitz nach Rüsselsheim und wieder zurückgefahren. Barth hatte den Kombi einst mit Hunderttausend auf der Uhr für 5.000 Euro gebraucht gekauft. Dann kam völlig problemlos die halbe Million hinzu – so dass jetzt gut 600.000 auf dem Tacho stehen. So schön und günstig kann Autofahren sein.
Der Traum der ewigen Jugend
Das wirklich Erstaunliche ist, dass der Astra in all den Jahren und bei dieser Kilometerleistung nicht wirklich gealtert ist. „Zugegeben, ich putze und pflege ihn schon sehr, aber dass bis jetzt an Motor, Getriebe, Turbo oder der Hochdruckpumpe noch nie etwas gemacht wurde, ist schon erstaunlich. Sogar die Kupplung ist noch die erste“, freut sich Henning Barth.
Das Erstaunliche: Der Astra ist in all den Jahren nicht wirklich gealtert.
Es ist nicht so, dass Henning Barth nicht auch die Vorzüge der aktuellen Modelle zu schätzen wüsste. Seit wenigen Wochen neu im Fuhrpark der Familie ist ein neuer Opel Corsa: „Wenn man erlebt hat, wie das Matrixlicht die Nacht zum Tag macht, ist das absolut beeindruckend.“ Auch die Leistung, die der Dreizylinder-Motor auf die Straße bringt, lässt den passionierten Autofahrer übers ganze Gesicht strahlen: „Der Corsa geht ab wie nur was!“
Eine Frage der Vernunft – und der Leidenschaft
Doch wenn es um einen zuverlässigen Partner für die tägliche Pendelstrecke geht, setzt der Opelaner auf robuste Gebrauchte. „Wenn man am Tag 200 Kilometer fährt, ist das eine Frage der Vernunft. Ein Neuwagen würde zu viel an Wert verlieren“, so Barth. Doch es sei nicht nur die Vernunft, räumt er nach kurzem Nachdenken ein. Es ist auch die Leidenschaft, Dinge zu pflegen. Nicht von ungefähr ist Barth Instandhalter am Stammsitz in Rüsselsheim und wartet mit seinen Kollegen zum Beispiel die 50 Tonnen-Schwerlastkräne im Presswerk oder die Lastenaufzüge in der Lackiererei. Anlagen, die unabdingbar dafür sind, die Produktion zuverlässig am Laufen zu halten.
BARTHSCHE
PFLEGETIPPS
- Die Karosserie regelmäßig abspritzen. „Klares Wasser reicht. Im Winter, wenn gestreut wird, einmal die Woche. Im Sommer reicht es alle zwei Wochen.“
- Die Armaturen mit einem feuchten Tuch abwischen. Auch hier gilt: „Einfach nur Wasser, keine Pflegezusätze. Die hinterlassen doch nur einen Schmierfilm.“
- Pflegemittel: „Die gibt es nur hin und wieder für die Kunststoff-Einstiegsleisten.“
- No Food: „Das findet der Rest der Familie nicht so toll, aber in meinem Auto wird nicht gegessen. Nur so bleiben die Sitze sauber.“
So hat sich das Projekt „Super-Astra“ auch aus dem Faible heraus entwickelt, Dinge Instand zu halten – reparieren und pflegen statt ersetzen. Eigentlich lautete das Ziel 400.000 Kilometer. Doch der Astra lief und lief. 500.000 Kilometer folgten, schließlich die 600.000. „Ob Technik oder Karosserie – die Qualität und die Verarbeitung des Opel sind wirklich bemerkenswert. Der Super-Astra hätte die eine Million locker geknackt“, ist Barth überzeugt.
Ehrenplatz in der Classic Sammlung
Und doch haben sich die Wege der beiden jetzt getrennt: Henning Barth hat seinen ewigjungen Astra Opel Classic als Geschenk angeboten. Als klar war, dass der 17 Jahre alte Kombi in Jahreswagen-Zustand einen Ehrenplatz in der Rüsselsheimer Sammlung bekommen würde, hat er das Projekt bei 600.000 Kilometern beendet: „Den Ruhestand in der Classic Sammlung begehen zu dürfen – das ist schon eine besondere Ehre.“ Und was macht Henning Barth? Der hat sich wieder einen Astra besorgt – einen bestens erhaltenen der Generation J mit Zweilitermotor und munteren 165 Diesel-PS. Teil 2 der Mission Super-Astra hat bereits begonnen.
April 2021