Twitter-taugliche 150 Zeichen

„Adam Opel, Mechaniker in Rüsselsheim, empfiehlt selbstgefertigte Nähemaschienen aller Art, nach der neuesten Construction, zu festen und billigen Preißen.“ So stand es vor 160 Jahren im „Groß-Gerauer Kreisblatt“, am 10. April 1863, einem Freitag. Der gerade mal 25-jährige Unternehmer, der hier zum ersten Mal für seine „Nähemaschienen“ warb, war erst wenige Tage zuvor in seine neue Werkstatt eingezogen, die ihm der Bruder seiner früh verstorbenen Mutter zur Verfügung gestellt hatte. Werkzeuge sowie ein wenig Rohmaterial inklusive, und einen kleinen Kredit gewährte der Onkel seinem Neffen auch. Nun sollte sein Geschäft so richtig anlaufen und der Jung-Unternehmer machte mit der Reklameanzeige erstmals öffentlich auf sich und sein Schaffen aufmerksam.

Schlicht, aber effektiv

150 Zeichen, 19 Wörter, fünf Zeilen – nach heutigen Maßstäben ist diese erste Opel-Reklame sehr schlicht. Und doch waren solche Annoncen damals das wohl wichtigste Werbemedium, floss Schätzungen zufolge der größte Teil der Werbeetats jener Zeit in diese Art von Textanzeigen. Die grafische und bildlastige Plakatwerbung nämlich steckte noch in den Kinderschuhen. Erst wenige Jahre zuvor, an Weihnachten 1854, hatte Ernst Litfaß die erste Anschlagsäule in Berlin aufgestellt. Die nach ihm benannten Säulen mit illustrierten Anzeigen hatten sich bislang nur in Großstädten verbreitet.
 

Adam Opel verlangte 160 Taler für seine Nähmaschine. Sie war damit deutlich kostengünstiger als Konkurrenzprodukte.
Der damals 25-jährige prägte damit eine Grundhaltung, die bis heute Bestand hat: Opel macht Innovationen allen zugänglich.

So setzte Adam Opel für seinen ersten öffentlichen Auftritt als Nähmaschinen-Mechaniker auf das fünf Jahre zuvor gegründete „Groß-Gerauer Kreisblatt und Anzeigenblatt des Großherzoglichen Kreisamtes“. Die Annonce findet sich unten auf Seite 58. In den Anzeigen darüber sucht ein Zimmermann nach arbeitswilligen Gesellen, werden Guano-Dünger aus Peru und Selterswasser angeboten. Die Produktions- und Absatzzahlen der Nähmaschinen-Fertigung von Adam Opel jedenfalls schnellten danach zügig in die Höhe. Die Werbeannonce dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben.

Schon damals: Innovationen für alle

Fest steht, dass Adam Opel mit seinem Angebot vielen überhaupt erst die Möglichkeit eröffnete, sich eine Nähmaschine leisten zu können. Besonders bei Frauen waren sie begehrt, konnten sie doch dank der Nähmaschine erstmals von zu Hause aus einer bezahlten Arbeit nachgehen. Adam Opel verlangte 160 Taler für seine Konstruktion, für Konkurrenzprodukte aus Amerika musste ein Kunde 250 Taler bezahlen. In diesem Punkt sollte sich das Unternehmen Opel weiterhin treu bleiben: Noch immer gilt der Grundsatz, Innovationen möglichst allen zugänglich zu machen.

Die erste Opel-Werbeanzeige erschien am 10. April 1863 im „Groß-Gerauer Kreisblatt“ auf Seite 58. In den Anzeigen darüber sucht ein Zimmermann nach arbeitswilligen Gesellen, werden Guano-Dünger aus Peru und Selterswasser angeboten.

Und heute, 160 Jahre, nach der Veröffentlichung dieser ersten Anzeige, befindet sich Opel mitten in einer Marken-Profilierung und großen Elektrifizierungsoffensive. Schon heute hat der Hersteller zwölf elektrifizierte Modelle im Angebot – vom Rocks Electric, Corsa-e, Mokka Electric und Astra Hybrid bis zum Movano-e. Bis 2024 wird das komplette Portfolio elektrifiziert sein. Und ab 2028 wird Opel in Europa ausschließlich elektrische Fahrzeuge anbieten.

Heute: Positionierung auf sämtlichen Kanälen

Für einen weiteren Schub bei der weiteren Emotionalisierung der Marken setzt der Rüsselsheimer Hersteller seit Anfang 2023 auf eine Partnerschaft mit der Werbeagentur Jung von Matt HAVEL. Die Zusammenarbeit umfasst alle Fragen der strategischen Markenpositionierung und Kampagnen-Entwicklung auf sämtlichen Marketing-Kanälen und in allen Märkten für Opel und die britische Marke Vauxhall – das Unternehmen hat seit der 150 Zeichen langen Anzeige anno 1863 einen beeindruckenden Weg zurückgelegt.


April 2023

Text: Eric Scherer, Fotos: Opel Archiv