Der wilde Tim

Normalerweise suchen Menschen, die ihre Flugangst bekämpfen wollen, einen Therapeuten auf. Oder sie testen Atemübungen und autogenes Training. Nicht so Tim Wilde. Der Schauspieler geht den radikalen Weg, um seine Aviophobie in den Griff zu bekommen – er macht den Flugschein. Gerade hat er einen mehrstündigen Langstreckenflug mit seinem Fluglehrer hinter sich gebracht inklusive mehrerer Landeanflüge auf diverse kleine Flugplätze in Baden-Württemberg. Nicht mit den Widrigkeiten hadern, sondern einfach machen – das ist die Devise des viel beschäftigten Schauspielers. Diese Einstellung begleitet den 58-Jährigen bereits sein ganzes Leben. Sie hat ihn auch zur Schauspielerei geführt.

Er erinnert sich noch gut an den Theaterbesuch in Berlin im Jahr 1993. Eine Freundin nahm ihn mit in die Vorstellung „Die Räuber“, auf der Bühne standen Heino Ferch und Sebastian Koch. „Da saß ich nun in der ersten Reihe, Typ ‚Pierre Littbarski‘, mit Lederjacke und dachte mir ‚Das kann ich auch‘“, erzählt er mit einem breiten Grinsen. 27 Jahre alt war er damals. Das Problem: An der Schauspielschule gab es eine Altersbeschränkung von 24 Jahren. Er hätte hadern und einer verpassten Chance nachtrauern können. Stattdessen sagte er sich: „Dann bin ich eben wieder 24.“ Und absolvierte seine Ausbildung an der Berufsfachschule für Schauspielkunst F. Kirchhoff in Berlin.

„Da saß ich nun in der ersten Reihe, Typ ‚Pierre Littbarski‘, mit Lederjacke und dachte mir ‚Das kann ich auch‘.“

Um seine Flugangst in den Griff zu bekommen, macht der 58-Jährige derzeit einen Flugschein.
Der Schauspieler hat gerade einen mehrstündigen Langstreckenflug hinter sich.
Tim Wilde hat schon früh auf Elektromobilität gesetzt: Aktuell fährt er einen Opel Astra Electric.

Drei Jahre später – die Welt hatte nicht gerade auf einen 30-Jährigen frisch von der Schauspielschule gewartet – kamen die Angebote nur zögerlich. Ausgerechnet ein Werbespot beim Nachrichtensender N-TV, in dem Wilde einen Broker mimte, brachte den Durchbruch. Die Anfragen häuften sich, 1998 gab er in Sönke Wortmanns „Der Campus“ sein Kinodebüt. Im Jahr darauf arbeitete er erstmals zusammen mit Michael „Bully“ Herbig im Film „Erkan und Stefan“ (1999). „Dann ging‘s richtig los.“ Es folgten zahllose Film- und TV-Rollen: Tatort, Der Schuh des Manitu, 2008 hatte er in der Gauner-Komödie „Ossi‘s Eleven“ seine erste Kino-Hauptrolle.

Tiefe Verbundenheit mit der Marke Opel

2010 kam fernab des Filmsets eine weitere Paraderolle für Tim Wilde hinzu – die des Opel-Produkterprobers. Es ist eine Partnerschaft, die bis zum heutigen Tag anhält. Aktuell fährt der Schauspieler einen Opel Astra Electric. Er sagt über sich selbst – sein erstes Auto war ein Opel Ascona – , dass er „Benzin im Blut“ hat. Was ihn dennoch nicht davon abgehalten hat, schon früh auf Elektromobilität zu setzen. Bereits im Sommer 2020 dreht er mit einem Opel Corsa-e erste Runden durch Berlin. „Wahnsinn, wie das Ding an der Ampel abgeht, einfach aufs Pedal treten – und wusch, sind wir vorne dran. Ach, ich hab‘s gewusst, diese Elektro-Dinger haben was“, lautete sein Fazit.  

„Ach, ich hab‘s gewusst, diese Elektro-Dinger haben was.“

Für seine Rolle als Paul Schott in dem Erfolgsformat „WaPo Bodensee“ verschlägt es den Wahl-Berliner oft nach Baden-Württemberg.
Authentizität und Nahbarkeit sind es, die den Schauspieler schon so lange mit dem Rüsselsheimer Autobauer verbinden.

Es sind diese Authentizität und Nahbarkeit, die den Schauspieler mit dem Rüsselsheimer Autobauer nun schon so lange verbinden. Als Tim Wilde im Sommer 2021 den Opel Mokka Electric testet, lobt er die Verarbeitung, das Design und auch das: „Der Mokka ist für normale Menschen bezahlbar.“ Trotz seines jahrzehntelangen Erfolgs hat sich Tim Wilde seine Art bewahrt. Ein Typ wie du und ich. Dass er mal mit dem Hollywood-Star Nick Nolte in dem Film „Head Full of Honey“ vor der Kamera stehen sollte, wurde ihm nicht in die Wiege gelegt.

Der lange Weg von Stralsund

In Stralsund in der ehemaligen DDR geboren, macht er nach der Schule eine Ausbildung zum Heizungsmonteur. Nach einer wenig erfolgreichen Zeit im Grundwehrdienst beim Militär – er wollte Marinetaucher werden – und einem gescheiterten Fluchtversuch, kam er 1987 nach Ost-Berlin, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Im Sommer 1989 nach dem Prager Frühling reiste er in den Westen aus, landete im Auffanglager in Gießen, jobbte in einem Altenheim in Frankfurt/Main. „Als ich im Radio hörte, dass die Mauer endgültig gefallen ist, machte ich mich sofort auf nach Berlin“, erzählt er. Dorthin, wo vier Jahre später ein Theaterbesuch seinem Leben eine neue Richtung geben sollte.

Einfach machen statt hadern: Mit dieser Einstellung hat der Schauspieler nicht nur seine Flugangst in den Griff bekommen.

Seit 2017 verschlägt es Tim Wilde regelmäßig aus seiner Berliner Wahlheimat nach Baden-Württemberg. Hier steht er in der ARD-Vorabendserie „WaPo Bodensee“ als Polizist Paul Schott vor der Kamera. Es ist ein äußerst erfolgreiches Format, aktuell läuft dienstags, 18.50 Uhr, die achte Staffel. Und hier im Süden der Republik reifte in ihm auch der Entschluss, sich seiner Flugangst zu stellen. Wie es nun mal seine Art ist, mit größtmöglichem Tatendrang – im Cockpit eines Kleinflugzeugs. Auch hier schlägt sich der Charakterkopf trotz seiner anfänglichen Phobie mehr als beachtlich. „Ich habe eine ordentliche Landung hingelegt“, sagt er zufrieden. Ein Satz, der in jeglicher Hinsicht zutreffend ist.


April 2024

Text: Tina Henze, Fotos: Opel/Chr. Bittmann