Kunststoff-Abfall in Restmüll-Behälter werfen war gestern. Denn Kunststoff-Teil ist nicht gleich Kunststoff-Teil. Die gute Beobachtungsgabe der Motormontage-MitarbeiterInnen brachte die Initialzündung für eine umweltfreundliche und kostensparende Änderung im Umgang mit Kunststoff-Verpackungsmaterial in der Motormontage. „Das müsste man doch speziell recyceln können.“ So lautete die Anfangsidee, die Christian Bartonek im Mai 2013 als Verbesserungsvorschlag niederschrieb.
Abfallexperten von Saubermacher analysierten die Kunststoff-Teile, die in der Motormontage zur Entsorgung anfallen. 14 Teile insgesamt. Und stellten fest, dass vier der Teile recycelt werden können.
Besser als verheizen
Per Anfang 2014 wurde der geänderte Prozess eingeführt. Die roten und weißen Turbolader-Verschlusskappen und die weißen Lambdasonden-Schutzkappen werden ebenso wie die Blistertassen für die Kurbelwellen-Kettenräder und die Blistertassen für die Kettenspanner gleich in der Motormontage in gelbe Spezialbehälter geworfen. Deren Inhalt wird am Schrottplatz in NPU-Behältern gesammelt und dann in LKW-Mulden gefüllt. Fassungsraum: acht Kubikmeter. Das entspricht dem Inhalt von zehn Boxen.
„Etwa drei bis vier Tonnen bekommen wir pro Jahr von diesen Teilen zusammen“, sagt Umweltmanager Sepp Fangl. „Vor allem die roten Turbolader-Kappen sind High-Runner. Die ergeben binnen vier Monaten eine Tonne.“
Aus Kapseln werden Kanister
Der Clou der neuartigen Sammelaktion: Die heraus-sortierten Kunststoff-Teile, die bisher wie der übrige Restmüll der Verbrennung bei der Fernwärme Wien zugeführt wurden, werden jetzt am Saubermacher-Standort in Wien-Oberlaa zu Kunststoffballen verpresst. Streng nach Kunststoff-Sorten getrennt: aus den roten und den weißen Kapseln werden Polyethylen Low Density-Ballen, aus den schwarzen Teilen Polyethylen High Density-Ballen. Diese Ballen sind wertvolles Rohmaterial für Produzenten von Rohren, Mülltonnen, Kanistern, Isolier- und Dämmmaterialien, die Saubermacher beliefert.
Die Umwelt freut sich. Und Opel Wien auch. Denn Opel Wien bekommt für die recycelfähigen Kunststoffe Geld. Die Entsorgung des Restmülls hingegen muss bezahlt werden. Im Klartext: Weniger Ausgaben für die Restmüll-Entsorgung (2014 gab es 174 Tonnen Restmüll statt 178 wie im Jahr davor) und neue Einnahmen für das Recyceln der Kunststoff-Teile.
Aschenbrödels einfaches Rezept „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“ ist sichtlich überholt.
Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Richard Tanzer, Saubermacher