Eine „Wiener Lösung“, wie sie 2012 durch die Zusammenführung aller Werkzeugmanagement-Agenden aus verschiedenen Bereichen entstanden war, wünschte sich Albert Höhn/Fertigungsleiter des F 40-Getriebewerks in Rüsselsheim. Statt der externen Vergabe des Toolmanagements an Zulieferanten.
Stefan Stockinger/Manufacturing Controlling unterstützte die Rüsselsheimer Kollegen von Anfang November 2015 bis Anfang März 2016 bei diesem Insourcing-Projekt. Und sagt: „Bei dieser Lösung hat man alles selber in der Hand, bei Problemlösungen, bei Kontakten zu den Werkzeugherstellern. Und Kosten werden auch gespart.“
Insourcing im Blitz-Tempo
„Ich wurde zur Unterstützung geholt, weil das Projekt in einem sehr sportlichen Zeitplan abgewickelt wurde“, beginnt der Wiener Toolmanagement-Experte die Erzählung. Anfang November war Projektstart, bis zum Jahreswechsel sollte alles ohne externe Unterstützung laufen. Ende November fand bereits die Übernahme aller Lagerbestände statt. Dazu eilte auch noch Wolfgang Wagner vom Wiener Zentralmagazin für drei Tage herbei.
Zuallererst sei es darum gegangen die Opel-Materialwirtschaft-Strategie im Bewusstsein aller MitarbeiterInnen zu verankern, die ab Anfang März 2016 im Rüsselsheimer Getriebewerk allein dafür verantwortlich sein sollten, berichtet Stockinger. Parallel dazu wurde das notwendige Netzwerk aktiviert (Einkauf, SAP-Team, Disposition u.s.f.) sowie die SAP-Voraussetzungen geschaffen – dort mussten Lagerorte und Materialnummern angelegt werden.
Figaro dort, Figaro da
Und so ging‘s – fast wie bei Rossini‘s umtriebigem Diener Figaro – weiter: Im Dezember wurden – mit dem Einkauf gemeinsam – alle Lieferanten zu den bevorstehenden Änderungen informiert. Im Jänner fanden Trainings statt – Stockinger fabrizierte dafür die Trainingsunterlagen, und aus Szentgotthard kam für drei Tage Georgina Kovacs, Spezialistin für die operative Disposition von Werkzeugen, dazu. Im Februar erstellte der Werkzeugmanagement-Profi eine Excel-Datei, die eine Vorschau der Werkzeugbedarfe ermöglicht. Last, but not least, sprang er auch noch von Dezember bis Februar als Disponent und Lagerist ein.
„Das europäische Netzwerk beim Indirekten Materialmanagement funktioniert eben, wenn es darauf ankommt“, fasst Stefan Stockinger voll Stolz zusammen. „Wir bei Opel schaffen das, kurzfristig Ressourcen zusammen zu ziehen, um so ein Projekt rasch umzusetzen!“
Wir bei Opel schaffen das
Um OpEx-Projekte, also Operational Excellence-Projekte, die mithilfe funktions- und bereichsübergreifender Zusammenarbeit Prozessverbesserungen herbeiführen sollen, ging es beim „Hilfseinsatz“ von Katrin Grandl/Leiterin Material Handling in Wien-Aspern. Sie sprang kurzfristig als Projektleiterin ein.
„Ich war gerade auf Urlaub, da rief mich Generaldirektor Rudi Spieß an und fragte, ob ich nicht diese Aufgabe übernehmen und Paul Staes/ GME Manufacturing Support und sein Team unterstützen möchte. Anfang September war das. Und am 21. September saß ich schon im Flieger nach Rüsselsheim“, erinnert sie sich.
International und crossfunktional
Drei Projekte nahm sie vom Start weg unter ihre Fittiche: Das eine galt der Verringerung der Teilenummern (und damit der Reduktion zu vieler Varianten) bei den Motoren für den Insignia. „Dieses Projekt konnten wir sehr schnell abschließen“, sagt Grandl. Das nächste betraf das Insourcing der Vormontage von Komponenten (Federbeine, Achsen und Stoßfänger) in Gliwice und wurde bis Jahresende 2015 abgeschlossen. „An der finalen Umsetzung im Werk wird noch bis Sommer 2016 gearbeitet.“ Das dritte schließlich galt dem Thema „Carry over Parts Optimization“. Dieses Projekt befasste sich also mit der Frage, welche Verbesserungen erreicht werden können, wenn bereits bisher erfolgreich eingesetzte Teile auch in neue Automodelle eingeplant werden. „Das kann sich zum Beispiel bei den Werkzeugkosten auswirken“, fügt Grandl hinzu. Dieses Projekt wurde Ende April 2016 abgeschlossen.
Katrin Grandl leitete alle drei Projekte ab Mitte Jänner 2016 von Wien aus. Neben ihrer angestammten Tätigkeit als Leiterin Material Handling. Im Rückblick sagt sie: „Im Rahmen meiner Tätigkeit als OpEx Project Lead habe ich mehr denn je gespürt, wie groß unser Unternehmen ist und welche hochkomplexen Abläufe und Zusammenhänge es zwischen den einzelnen Abteilungen gibt.“
Der Erfahrungsgewinn freut Katrin Grandl. Dazu: „Ich habe viele neue Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen in zentralen Bereichen und im Werk Rüsselsheim geknüpft.“ Und: „Toll war auch, dass ich zwischendurch ein einwöchiges Training in der Fertig-Endmontage des Fahrzeugwerks absolvieren konnte.“