Einer für alle, alle für einen*)

*) Der Schlachtruf der drei Musketiere im berühmten Roman von Alexandre Dumas  versinnbildlicht Teamgeist pur. 

„Wir bekommen fast nie alle zusammen“, beschreibt Katrin Grandl/Leiterin Material Handling das Grundproblem ihres Bereichs in Bezug auf Mitarbeiterführung. Kein Wunder: Das Wesen der Logistik ist ja, immer in Bewegung zu sein.

Trotzdem hat gerade dieser Bereich es äußerst erfolgreich geschafft, innerhalb Jahresfrist zehn neue KollegInnen zu integrieren. „Die Neuen werden von ihren Teamkollegen angelernt. Schritt für Schritt“, erklärt Katrin Grandl.

Teamsprecher Kurt Bernscherer beschreibt: „Zuerst kommt der Neue zum Be- und Entladen in die Montagelinie. Da sieht er, was die Montage braucht. Vor allem aber lernt er alle Kollegen kennen, denn alle halben Stunden kommen die Logistiker auf ihren Loops vorbei. Und er hat Gelegenheit die Kollegen auszufragen.“

In der nächsten Anlern-Etappe fährt ein erfahrener Kollege mit dem Neuen mit und macht diesen mit dem KANBAN-System vertraut.


Das Material wird mit E-Wagen (im Bild) oder Staplern befördert (v.l.n.r.: Michael Leitgeb, Sebastian Dürrwald, Peter Brzobohaty, Johann Trenz, Katrin Grandl, Günter Janka)

Das Material wird mit E-Wagen (im Bild) oder Staplern befördert (v.l.n.r.: Michael Leitgeb, Sebastian Dürrwald, Peter Brzobohaty, Johann Trenz, Katrin Grandl, Günter Janka).

Teamgeist wird im Bereich Material Handling groß geschrieben (v.l.n.r.: Sebastian Dürrwald, Gottfried Hauer, Johann Trenz, Kurt Bernscherer, Michael Leitgeb, Peter Brzobohaty)

Teamgeist wird im Bereich Material Handling groß geschrieben (v.l.n.r.: Sebastian Dürrwald, Gottfried Hauer, Johann Trenz, Kurt Bernscherer, Michael Leitgeb, Peter Brzobohaty).


Sicherheit zuerst beim Staplerfahren
Die Krönung des Eingewöhnungs-Prozesses: die Einschulung auf dem Stapler. Die erfolgt besonders sorgsam, denn Sicherheit für Menschen und Material ist oberstes Gebot. „Der Neue wird nur kleinweise allein gelassen“, sagt Kurt Bernscherer. „Zuerst fährt er einem anderen Kollegen hinterher, dann wird er beobachtet, wie er Leergut umstellt. Und so geht es immer weiter.“ Gute Ratschläge gibt es nicht nur vom Teamsprecher, sondern von allen Kollegen, die ja großteils auf jahrelange Erfahrungen zurückblicken.

Ismeta Ramic beschreibt ihre Erfahrungen bei Material Handling: „Ich kann mich jederzeit an den Teamsprecher oder an Kollegen wenden; auch an die von anderen Abteilungen. Das ist wirklich toll.“ Das Aufregendste: die Staplerschein-Ausbildung Ende März und dann die ersten eigenständigen Staplerfahrten. „Der Teamsprecher sagte: ‚Ismeta, kannst du bitte den Stapler umparken?‘ Und: ‚Dreh‘ ein paar Runden, um das Staplerfahren kennenzulernen.‘ – Das hat so Spaß gemacht! Und dann hat er gesagt: ‚Probier‘ mal diese Paletten ins Lager zu bringen.‘ – Ich war so stolz!“

 

Ismeta Ramic macht das Stapler-Fahren Spaß

Ismeta Ramic macht das Stapler-Fahren Spaß.


 

Sebastian Dürrwald beim Rollbahn-Befüllen: Schaltgabeln für die M3x-Montage

Sebastian Dürrwald beim Rollbahn-Befüllen: Schaltgabeln für die M3x-Montage.


Günter Janka beim Nachfüllen der Nadellager in der M3x-Montage

Günter Janka beim Nachfüllen der Nadellager in der M3x-Montage

Logistik-Begeisterung
Seit Februar 2017 ist Ismeta Ramic Logistikerin. „Ich habe darum gekämpft, dass ich in die Werkslogistik komme. Ich brauche viel Bewegung, weil ich sportlich bin, Krafttraining mache. Die wenigen Schritte vor und rück in der Montage – das war nichts für mich.“

Auch Peter Brzobohaty – vorher Springer im Motorbau – fühlt sich in der Werkslogistik wohl: „Mir gefällt’s hier sehr gut. Es ist sehr abwechslungsreich, und ich habe sehr nette Kollegen.“ Seit einem Jahr arbeitet er im Bereich Material Handling: „Ich bekam von Anfang an Unterstützung von allen Seiten; auch vom Kollegen Johann Engelmann, der vorher den Job gemacht hat. Ich merkte gleich, dass es hier zwischenmenschlich sehr angenehm ist.“

Michael Leitgeb arbeitete zwanzig Jahre in der Härterei und dann drei Monate in der F 17-Wellenfertigung. Nun ist er seit Juli 2016 Meister im Material Handling. „Das hätte ich mir früher nicht vorstellen können. Ich bin mittlerweile ein begeisterter Logistiker“, sagt er. „Früher habe ich gedacht: Ach, das sind nur Staplerfahrer, die im Kreis fahren. Heute überrascht mich jeden Tag aufs Neue, dass ich hier – in der Werkslogistik – alle Abläufe im Werk hautnah mitbekomme; von der Warenanlieferung über das Anstellen bis zum Versand des fertigen Produkts inklusive Disposition, Programmplanung und Verpackung. In der Fertigung früher habe ich nur das gesehen, was dort gerade produziert wurde.“

Seinen Kennenlern-Prozess absolvierte Michael Leitgeb an der Hand alteingesessener Meister: Thomas Strasak (den Michael Leitgeb nun ersetzt) und Andreas Baranyai führten ihn in den ersten Wochen in alle Abläufe ein. „Es wurde mir an allen Ecken und Enden geholfen, von allen Mitarbeitern, nicht nur von den Meistern. Und Katrin Grandl ist auch immer da, wenn ich was brauche“, schildert er.


Teamfeeling im Vorbeifahren
Wie oft treffen die Teams zusammen? „Wir sehen einander, wenn wir herumfahren“, antwortet Kurt Bernscherer. „Wir sind immer in Kontakt, weil es ja oft was zu besprechen gibt. Programmänderungen zum Beispiel.“ Fixpunkte sind außerdem das Zusammentreffen des Teams im Pausenraum vor Schichtbeginn und nach Schichtende sowie die alle zwei Wochen stattfindenden Teamgespräche.

Der Teamsprecher hat auch eine Antwort zur Frage, wie Integration gelingt: „Der neue Kollege muss annehmen, was ihm die Kollegen beibringen, und freundlich sein. Das ist die halbe Miete. Am wichtigsten ist aber: Er muss Verantwortungsbewusstsein haben. Wir bewegen ja Tonnen von wertvollem Material.“

Neben Kurt Bernscherer‘s siebenköpfigem Team, das für den Sechsgang-Getriebebau (B-Schicht) zuständig ist, gibt es noch neun weitere etwa gleich große Teams (im Wareneingang je Team 5 MitarbeiterInnen und sonst je Team 7 bis 10).

 

Bereichsübergreifender Teamgeist
„Unsere Mitarbeiter müssen nicht nur Teamfähigkeit innerhalb der Logistik unter Beweis stellen, sondern auch über Bereichsgrenzen hinweg, mit den Kollegen anderer Abteilungen gut zusammenarbeiten“, sagt Katrin Grandl. Die  Montage- und Fertigungs-MitarbeiterInnen sowie die KollegInnen von Quality Management hebt sie dazu eigens hervor.

Die Material Handling-Chefin und die Meister Michael Leitgeb und Andreas Baranyai zeigen gerne vor, was sie unter Teamgeist verstehen. Offensichtlich nicht nur bei den vierteljährlichen Material Handling-KMT-Meetings für Teamsprecher und Sicherheitsvertrauenspersonen. „Vor den Ferien gibt es von den Meistern und mir meist eine kleine Jause im Teamraum“, beschreibt Katrin Grandl. „Und zu Ostern bekam zum Beispiel jeder Mitarbeiter einen kleinen Schoko-Osterhasen.“

Zu loben weiß Katrin Grandl auch: „Manchmal ist die Logistik-Arbeit recht anstrengend. Da bin ich dann besonders stolz auf mein Team, wenn sie trotzdem alles geben und es schaffen, dass unsere ‚Kunden‘ zufrieden sind.“

 

Peter Brzobohaty mit Regalbeschriftungen in der Hand

Peter Brzobohaty mit Regalbeschriftungen in der Hand.

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Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Helga Mayer