Fototermin am Gebäude K6, der Heimat der historischen Sammlung von Opel. Nicht nur die Sonne strahlt – die automobilen Schätze sorgen wieder einmal für Begeisterung. Nirgendwo sonst lässt sich die 160-jährige Geschichte des Unternehmens so intensiv und positiv erleben wie hier.
Beherzt schwingt sich Leif Rohwedder für den Fotografen hinter das riesige Lenkrad des 260-PS-Rennwagens. Das mächtige Fahrzeug, „Grünes Monster“ genannt, ist eins der wertvollsten Stücke aus der Schatzkammer von Opel Classic, die der Norddeutsche seit Februar verantwortet. Er ist nunmehr vierter Classic-Chef in der Geschichte der Rüsselsheimer Traditionsmarke.
Classic-Chef Nummer 4
„Alte Autos waren schon immer meine Leidenschaft. Und Opel ist eine der traditionsreichsten und spannendsten Marken unserer Industrie“, schwärmt Rohwedder. Der studierte Kommunikationsdesigner und Journalist kam 2016 von der Redaktion AutoBild zu Opel und verantwortete hier sechs Jahre lang die visuelle Kommunikation der Presseabteilung, bevor er zu Opel Classic wechselte. Auch in seiner Freizeit spielt Technikgeschichte eine große Rolle. Beispielsweise wenn er Vorträge für die Automobilhistorische Gesellschaft hält; Artikel, Dokumentationen oder gleich ganze Bücher schreibt – wie das preisgekrönte Werk „Autoboote“.
„Alte Autos waren schon immer meine Leidenschaft. Und Opel ist eine der traditionsreichsten und spannendsten Marken unserer Industrie.“
– Leif Rohwedder –
Darin erzählt Rohwedder auch die Geschichte der „Opel II“, dem spektakulären 520-PS-Rennboot Fritz von Opels. Es ist zu seinem großen Bedauern seit 1929 verschollen und daher nicht Teil der Opel-Werkssammlung. Viele andere Preziosen trösten hier aber darüber hinweg – etwa ein Exemplar des ersten Opel-Patentmotorwagens, ein feuerroter 4/8 PS „Doktorwagen“ oder der mit Echtgold verzierte 1956er Jubiläums-Kapitän. Dazu einzigartige Prototypen: Experimental GT, GT/W Genève, Frogster, Trixx, Monza Concept – um nur einige zu nennen. Auch berühmte Rennwagen à la Cliff-Calibra oder Walter Röhrls WM-Ascona 400 fehlen nicht.
Prall gefüllte Schatzkammer
Knapp 600 Pkw und Lkw zählt die Sammlung, wenn man Schnittmodelle und Ersatzteilträger mitzählt. Dazu Fahrräder, Seifenkisten, Motorräder, Nähmaschinen, Frigidaire-Kühlschränke, Modellautos, Pokale, Werbeschilder und einen erstklassig restaurierten Opel-Flugmotor.
Opel feiert 160. Geburtstag! Und zu diesem Jubiläum macht Opel Classic allen Fans und Freunden der Marke jetzt ein besonderes Geschenk: Ab sofort kann man mit der Thementour „160 Jahre Opel“ unter opel.de/opelclassic tief in die Firmengeschichte eintauchen – von den ersten Nähmaschinen und Fahrrädern „made in Rüsselsheim“ bis zum aktuellen „Goldenen Lenkrad“-Titelträger Opel Mokka-e. „Die zweisprachige ‚160 Jahre Opel‘-Tour eröffnet allen Interessierten ganz neue Opel-Perspektiven“, freut sich der neue Opel Classic-Leiter Leif Rohwedder. Die Jubiläumstour wurde mit viel Liebe zum Detail entwickelt. So können die Online-Besucher die Exponate von allen Seiten betrachten.
Übernommen hat Leif Rohwedder die Verantwortung von Uwe Mertin, der sich kürzlich in den verdienten Ruhestand verabschiedet hat. Zehn Jahre lang war er Classic-Chef. „Das waren vielleicht die schönsten zehn der fast 30 Jahre bei GM und Opel“, sagt Mertin. Dabei hatte er auch andere spannende Aufgaben, wie die Verantwortung der PR für die US-Marken von General Motors in Europa.
Opel GT – immer ein Höhepunkt
Mertins eindrucksvollstes Classic-Erlebnis? „Das für mich schönste Event mit historischen Fahrzeugen war die 50-Jahre-Jubiläumsfeier für den Opel GT im Jahr 2018, die wir zusammen mit dem europäischen GT-Dachverband organisiert haben.“ Sein Lieblings-Oldtimer? „Der 1,8 Liter Sport Roadster mit dem schönen Spitznamen ,Moonlight Roadster‘. Von den ursprünglich 51 produzierten Fahrzeugen existieren heute nur noch drei originale Exemplare.“
„Die zehn Jahre Opel Classic waren vielleicht die schönsten der fast 30 Jahre bei GM und Opel.“
– Uwe Mertin –
Seit Dezember 2020 ist Mertin Ehrenmitglied der Alt-Opel-IG. Für den „Unruhestand“ hat er sich gerade ein neues Gefährt zugelegt: Neben einer Corvette C2 nennt er nun auch einen 1991er Senator 3.0i 24V sein Eigen. „Er gehörte einem ehemaligen Direktor des Werks Kaiserslautern. Ich bin nun als stolzer zweiter Besitzer im Fahrzeugbrief eingetragen“, freut sich Mertin – und schwärmt von den starken Eckdaten dieser Limousine: 204 PS, 270 Newtonmeter, 235 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die liegen natürlich nicht an, wenn er an Wochenenden mit seiner Frau Kim durch den Rheingau cruist.
Schon Mertin hat ein gut bestelltes Haus übernommen: In ihrer heutigen Form wurden die Opel-Oldtimeraktivitäten 1990 etabliert – von PR-Mitarbeiter Heinz Zettl. Ihm folgte 2008 der ebenfalls bereits pensionierte Wolfgang Scholz als zweiter Chef von Opel Classic, wie der Bereich sich seit 2004 nennt.
Zum aktuellen Team von Leif Rohwedder zählt auch Katrin Obry, die seit 2001 innerhalb der Presseabteilung auch für Classic-Themen zuständig ist – ob beim Klassikertreffen an den Opelvillen in Rüsselsheim oder bei Oldtimer-Rallyes wie der Bodensee-Klassik oder der Paul Pietsch Classic. Außerdem kümmert sich ein versiertes Mechaniker-Team der Servicewerkstatt um den fachgerechten Erhalt und die liebevolle Pflege der Oldtimer.
Commodore GS/E gesucht
Privat besitzt Leif Rohwedder derzeit zwei US-Oldies: einen 1971er Buick Electra 225 und einen 1965er Chevrolet C10 – aber keinen Klassiker mit Blitz am Bug. „Noch nicht! Aber ich halte die Augen offen“, verspricht Rohwedder. Am allerliebsten hätte er einen Regent Phaeton von 1928. „Da aber heute kein einziger dieser Regent-Wagen mehr existiert, wäre ich auch schon mit einem 1970er Commodore GS/E Coupé äußerst zufrieden…“
Mai 2022