Noch sind es ein Dutzend Vorserienfahrzeuge täglich, doch die Hochlaufphase trägt ihren Namen nicht von ungefähr: Jeden Tag rollen mehr und mehr neue Opel Grandland-Modelle im Thüringer Werk vom Band. Für Marc Vockenberg sind es arbeitsintensive Wochen. Als Leiter der Fertig- und Endmontage und Mitglied des Launch-Teams für das neue Flaggschiff-SUV bereitet er die Eisenacher Mannschaft auf die Produktion des neuen Modells vor.
Seine Arbeitstage sind eng getaktet mit Stehungen an der Linie, Calls und Besprechungen. „Es sind die typischen Kinderkrankheiten, die wir in dieser Phase – oft in Zusammenarbeit mit den zentralen Projektteams und Lieferanten – ausmerzen“, sagt der Thüringer. Dieses Feintunen der einzelnen Schritte und Produktionsabläufe ist für ihn kein Neuland. Der 41-Jährige hat unter anderem bereits den Launch der ersten Grandland-Generation verantwortet. „Dass wir derzeit beide Modelle, die erste und zweite Generation, parallel fertigen, macht die Aufgabe umso herausfordernder.“
„Der Stolz der Eisenacher Mannschaft, das Flaggschiff-SUV der Marke fertigen zu dürfen, ist überall greifbar.“
Der Raum, um die Anbauteile an der Linie bereitzustellen, ist knapp. Platz sei derzeit im Werk ein rares Gut, sagt Vockenberg. Was auch daran liegt, dass sich das Werk für das neue Modell breiter aufgestellt hat. „Die Fertigungstiefe ist gewachsen“, so der Leiter der Fertig- und Endmontage. Beispielsweise der Dachhimmel und die Rückwandklappen werden nicht mehr von Lieferanten zugeliefert, sie werden im Werk selbst vormontiert. Und dann ist da natürlich der komplett neu entstandene Battery Shop.
Eisenach ist jetzt ein E-Werk
Der neue Grandland rollt nicht nur mit Hybrid-Antrieb vom Band, sondern erstmals auch batterie-elektrisch. Um die Battery-Packs direkt vor Ort fertigen zu können, sind Eisenacher Mitarbeiter zu Hochvoltexperten ausgebildet worden. Ein eigener Shop ist entstanden. Die Architektur der speziell für batterie-elektrische Modelle ausgelegten STLA Medium-Plattform ist neu, das Packaging besonders flach, die Akkukapazität beträgt 98 kWh. Die Konsequenz: Das Flaggschiff kann bis zu rund 700 Kilometer lokal emissionsfrei zurücklegen.
Von der Pike auf
Nach einem Schülerpraktikum bei Opel beginnt Marc Vockenberg 1999 im Thüringer Werk seine Ausbildung zum Industriemechaniker mit Fachoberschulreife. Zunächst arbeitet er in der Dauernachtschicht der Fertig- und Endmontage, tagsüber absolviert er sein Techniker-Studium für Maschinenbau. Nach dem Abschluss gelingt ihm der Sprung von der Produktion ins Quality Engineering, wo er mehrere Jahre für die Anbauteile verantwortlich ist. 2011 erhält er als Qualitätsverantwortlicher die Chance, den anstehenden ADAM-Launch zu betreuen. 2018 dann verantwortete er als Launch-Manager den Anlauf des Grandland X. Als Leiter der Fertig- und Endmontage gehört er aktuell zum Launch-Team des neuen Opel Grandland, das von Matthias Bähringer geleitet wird.
„Die Fertigungstiefe ist gewachsen
– auch deshalb ist Platz derzeit
ein rares Gut.“
Insgesamt 130 Millionen Euro hat das Unternehmen investiert, um Eisenach in ein E-Werk umzugestalten. So wurden auch sämtliche Fördersysteme für das Elektro-SUV adaptiert und verstärkt. Außerdem gibt es eine zweite Hochzeit, an der das Fahrwerk samt Batterie und Karosserie zusammengeführt werden. „Die Installation der zweiten Hochzeit war ein Eingriff mitten in das Herz unserer Anlagen“, so Vockenberg.
Abläufe an der Linie verinnerlichen
Die technischen Grundvoraussetzungen sind geschaffen. Jetzt gilt es, die Kollegen und Kolleginnen auf dem Prozess des Hochlaufs bis hin zu „verkaufsfähigen Fahrzeugen“ mitzunehmen. Marc Vockenberg hat selbst lange genug in der Fertig- und Endmontage gearbeitet, um zu wissen, was es bedeutet, wenn ein neues Modell an die Linie kommt: „Wir müssen die Eigenheiten und Besonderheiten der Fertigung des neuen Modells herausarbeiten. Neue Techniken müssen erlernt und die veränderten Abläufe verinnerlicht werden“, sagt er.
Marc Vockenberg liebt auch nach 25 Jahren noch immer die Anspannung, die ein Launch eines neuen Fahrzeugs mit sich bringt. Die Faszination, wenn die ersten Modelle die Werkshalle verlassen. Als Erlkönige in Tarnfolie gehüllt. „Es sind diese Momente, die die Arbeit in einem der modernsten Automobilwerke Europas so besonders machen.“ Nachdem nun die ersten Fotos des neuen Grandland veröffentlicht sind und die Weltpremiere im Werk gefeiert wurde, kehrt ein wenig Entspannung ein. Die Tarnfolie der Erlkönige verschwindet, das Versteckspiel hat ein Ende.
Hohe Taktzahl, hohe Qualität
Das Team kann sich ganz dem finalen Ziel widmen: das Flaggschiff in hoher Taktzahl in hoher Qualität zu fertigen. Bei der Umsetzung kann sich Marc Vockenberg voll und ganz auf sein Team verlassen: „Der Eisenacher Team-Spirit stimmt – alle ziehen an einem Strang.“ Zum einen seien da die Kollegen, die mit bis zu 30 Jahren Erfahrung an der Linie ein immenses Know-how einbringen, zum anderen die neuen Kollegen, die mit dem Willen, die Extra-Meile zu gehen, den Erfolg garantieren. „Der Stolz der Eisenacher Mannschaft, das Flaggschiff-SUV der Marke fertigen zu dürfen, ist überall greifbar.“
Mai 2024