Es grünt so grün

„Chinesische Götterbäume sind invasiv“, erklären Adolf Knappitsch und Bernhard Grameld. Es klingt dabei durch, dass sie das gar nicht gut finden. Denn Götterbäume breiten sich sehr stark aus – durch Aussaat und unterirdische Wurzelausläufer – und bedrohen damit einheimische Ökosysteme. „Wir haben im letzten September 22 pilzbefallene Götterbäume gegen einheimische Baumsorten ausgetauscht“, berichten die Hüter der etwa tausend Bäume auf dem Werksgelände. Vor etwa dreißig Jahren, als sie gepflanzt wurden, war das Wissen um die gefährlichen Eigenschaften dieser Bäume noch nicht verbreitet. Der Austausch der Götterbäume gegen einheimische Baumsorten ist der erste Schritt im Rahmen eines großangelegten Projekts, das im Jänner 2016 von General Motors gestartet wurde und unter dem Titel „Wildlife Habitat“ steht. Sein Ziel ist die Erhaltung und Verbesserung des ökologischen Umfelds an GM-Standorten.

Silberpappel (l.) und Schwarzpappel.

Silberpappel (l.) und Schwarzpappel.

 

In der Nähe von Halle W 70 stehen einige Pyramidenpappeln.

In der Nähe von Halle W 70 stehen einige Pyramidenpappeln.

22 frisch gepflanzte Baumhaseln stehen daher nun neben der Einfahrtsstraße zum Hauptgebäude hin. Die noch verbleibenden Götterbäume sollen nach und nach ersetzt werden. Grameld demonstriert beim Rundgang, dass sie auch schon krank sind. Stammfäule und Wurzelbrand können für einst gesunde Bäume das Aus bedeuten.

„Umweltaspekte waren von Anbeginn an – schon bei der Errichtung des Werks – sehr wichtig“, berichtet Knappitsch und weist darauf hin, dass das Werksareal auf Grundwasserschutzgebiet steht. Das Werk ist daher wie in einer gut abgedichteten Wanne angelegt, so dass keine Schadstoffe in den Untergrund gelangen können.


Silberpappeln.

Silberpappeln.

Linde.

Linde.

Junge Hainbuche.

Junge Hainbuche.

 


Die Bäume des Werks Aspern


Rund 1.000 Bäume

Größe des Werksareals: 985.700 m2

Fertigungsfläche: 149.944 m2

Parkplätze für rund 1.200 Autos


Baumarten:

Populus nigra – Schwarzpappel: An der Schwarzpappel entwickeln sich gern heimische Nachtschwärmer.
Populus nigra italica – Pyramidenpappel: Hat nur männliche Kätzchen, keine weiblichen Blüten. Wurde früher gerne zum Wiederaufforsten gerodeter Auwälder verwendet.
Populus alba – Silberpappel: Weibliche Pflanzen setzen im Frühjahr mit flauschig-weißen Flocken ihre Samen frei.
Corylus columa – Baumhasel: Wird auch Türkische Hasel genannt. Zählt zur Familie der Birkengewächse. Die Nüsse der Baumhasel sind essbar.
Tilia – Linde: Bei Germanen und Slawen galt die Linde als heiliger Baum. Die Linde ist oft Namensgeber von Ortsbezeichnungen. Linden können bis zu tausend Jahre alt werden.
Quercus robur – Stieleiche: Wird auch Deutsche Eiche genannt. Kann über tausend Jahre alt werden. Die Fähigkeit keimbare Eicheln zu bilden erreicht sie im Alter von etwa 60 Jahren.
Pinus sylvestris – Waldkiefer: Hat Pfahlwurzeln mit bis zu sechs Metern Tiefe. Kann bis zu 600 Jahre alt werden. Wächst auf armen, trockenen Böden an sandigen und moorigen Standorten. 
Aliathus altissima – Götterbaum: Familie der Bittereschengewächse. Ursprünglich in China und Nordvietnam beheimatet. In China werden die Blätter zur Fütterung der Seide produzierenden Götterbaumspinner verwendet. Am Gelben Fluss in China wird der Götterbaum Frühlingsbaum genannt. Ruft bei Berührung giftig-allergische Reaktionen hervor.
Robinia pseudoacacia – gewöhnliche Robinie: Zählt zur Familie der Schmetterlingsblütler. Wird auch Silberregen oder Falsche Akazie genannt. Stammt ursprünglich aus Nordamerika. Nach Jean Robin, Hofgärtner der französischen Könige benannt. Die ganze Pflanze gilt als stark giftig, besonders die Rinde und die Früchte.
Robinia pseudoacacia umbraculifera – Kugelakazie: Blüht nicht. Wird gerne als Straßen- und Alleebaum verwendet.
Carpinus betulus – Hainbuche: Zählt zur Familie der Birkengewächse, nicht der Buchen. Wird bis zu 150 Jahre alt.
Acer platanoides – Kugelahorn
Picea pungens – Stechfichte: Auch Blaufichte genannt. Stammt aus den Rocky Mountains im Westen der USA.
Aesculus – Rosskastanie: Gehört zur Familie der Seifenbaumgewächse.
Prunus cerasus – Sauerkirsche 
Sorbus aria – Echte Mehlbeere: Das Holz der Echten Mehlbeere ist eines der härtesten europäischen Hölzer. Wegen seiner Ähnlichkeit zu Birnbaum-Holz wird es auch „Schweizer Birnbaum“ genannt.
Prunus cerrasifera nigra – Blutpflaume: Wurde 1916 aus den USA eingeführt.

An der Einfahrt zum Werksareal.

An der Einfahrt zum Werksareal.

Arten-Vielfalt
Die meisten der Bäume rund um das Werk Aspern wurden knapp nach der Werkserrichtung gepflanzt: Robinien, Kugelakazien, Linden, Pyramidenpappeln, Rosskastanien, Stechfichten … Auch die Stieleichen und Waldkiefern zwischen Hauptgebäude und Ausbildungszentrum und die Kirschbäume entlang der Werkshalle stammen aus dieser Zeit. Die weiß beziehungsweise rosa blühenden Echten Mehlbeeren und Blutpflaumen wurden nach der Errichtung von Halle W70 im Jahr 1986 gepflanzt.

„Jeder Baum, den wir entfernen müssen – weil er krank ist oder eine Unfallgefahr darstellt – wird durch einen neuen ersetzt“, sagt Grameld. „Das sieht das Wiener Baumschutzgesetz so vor.“ Als  Beispiel dient die junge Hainbuche auf der Wiesenfläche rechts vom Zugang zur Haupteinfahrt. Sie wurde 2015 gepflanzt und ersetzt einen Baum, der neben dem Parkplatz stand und entfernt werden musste. Ihre Nummer – denn alle Bäume auf dem Werksareal sind akribisch mit Nummern erfasst – ist: 710.

Jüngeren Datums sind auch die Kugelahorn-Bäume vor dem Hauptgebäude. Sie wurden vor 15 Jahren gepflanzt. Nach und nach ausgetauscht werden sollen die Kugelakazien neben der Haupteinfahrt ins Werksgelände.


 

Im Jahr 2015 gepflanzte Baumhaseln.

Im Jahr 2015 gepflanzte Baumhaseln.

Stechfichte.

Stechfichte.

Kirschbaum.

Dieser Götterbaum wird bald entfernt werden.

Kreisverkehr vor der Haupteinfahrt.

Kreisverkehr vor der Haupteinfahrt.


Gärtnerarbeiten
Alljährlich im Spätherbst werden alle Bäume kontrolliert: ob sie gesund sind oder ob Maßnahmen zu setzen sind – Äste-Schneiden zum Beispiel. „Das ist notwendig, wenn es Dürrholz gibt oder wenn der Stamm Fäule aufweist. Da macht es Sinn, die Windlast der Äste zu verringern“, erklärt Peter Libowitzky von der Firma Richter Landscaping. Er betreut Bäume und Pflanzen des Werks Aspern seit über zwanzig Jahren. Weitere Gärtnerarbeiten, die regelmäßig erledigt werden: Hecken schneiden, damit Zäune und Wege frei bleiben, Unkraut jäten und Rasenmähen. Bis zu 16-mal pro Jahr wird Rasen gemäht; vor allem in den Bereichen, die neben dem Parkplatz und den Zufahrtsstraßen liegen, und neben den Sickerteichen, um diese von organischen Abfällen frei zu halten.

Im Frühjahr 2016 wurde der eineinhalb Jahre zuvor  für die Seestadt Aspern-Anrainer errichtete Kreisverkehr vor der Haupteinfahrt von Opel Wien  gestaltet. „Es ist das zwar schon öffentlicher Grund“, erklärt Knappitsch. „Aber wir haben dazu eine Vereinbarung getroffen.“ Neben dem nachts von innen beleuchteten Opel-Logo aus Glas wurde ein mit Stauden und Gräsern bepflanztes Rondeau angelegt. Wenige Meter später werden die Besucher an der Grenze des Werksareals mit der Hinweistafel „Opel Wien“ begrüßt.

So sieht ein kranker Baum aus.

So sieht ein kranker Baum aus.

 


01_Baumstory - 29

Blutpflaume.

01_Baumstory - 28

Echte Mehlbeere.

Blühende Kastanie.

Blühende Kastanie.


60 Jahre alte Schwarzpappeln neben den Sickerteichen.

60 Jahre alte Schwarzpappeln neben den Sickerteichen.

 

Schwarzpappeln und Silberpappeln sind typische Bäume des Auwalds und können bis zu 300 oder – im Fall der Silberpappeln – sogar bis zu 500 Jahre alt werden. Um auf ihre Seltenheit aufmerksam zu machen, wurde die Schwarzpappel im Jahr 2006 in Deutschland zum Baum des Jahres gewählt. Auch in Österreich steht die Schwarzpappel auf der „Roten Liste“ gefährdeter Pflanzenarten. Am häufigsten findet sie sich in Österreich entlang der Donau zwischen Linz und Strudengau, im Tullnerfeld und östlich von Wien.

60 Jahre alte Schwarzpappeln

In anderen Bereichen des Werksareals darf sich die Natur freier entfalten: neben den Bahngleisen zum Beispiel oder hinter den Sickerteichen. Dort stehen  einige der Schwarzpappeln, die den ältesten Baumbestand am Werksareal darstellen. Etwa 60 Jahre sind sie alt und stammen damit aus einer Zeit, die mehr als zwanzig Jahre vor die Werkserrichtung zurückreicht. Weitere so alte Bäume (Schwarzpappeln und Silberpappeln) wachsen hinter der Lehrwerkstätte und im Bereich der Parkplätze.

 

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Baumschneide-Arbeiten.

 

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Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Helga Mayer