„Themenrestaurants gibt es viele: Hard Rock Cafe oder Planet Hollywood. In Rüsselsheim kann es nur ein Thema geben – Opel.“
– Heinz Zettl –
In „Rocky Balboa“, dem sechsten Spielfilm um Hollywoods berühmtesten Boxchampion, zeigt Sylvester Stallone seinen Helden als Gastronom, der sein Restaurant mit Bildern und Gegenständen aus seiner vergangenen Karriere dekoriert hat und seine Gäste jeden Abend mit Anekdoten unterhält. So ergeht es auch Heinz Zettl, wenn er im „F40 Las Brisas“ einkehrt, dem neuen Restaurant in der Rüsselsheimer Elisabethenstraße, im ehemaligen „F-Bau“ von Opel.
Die neun Meter breite Fototapete zeigt die Dreherei im Jahr 1912. Davor steht wie aus der Tapete entschlüpft eine sieben Meter lange Werkbank. Wie seinerzeit daran gearbeitet wurde, wie die Dreherei vor über 100 Jahren mit Elektrizität versorgt wurde, oder, dass das Jahr 1912 ein ganz besonderes für Opel war, weil das Werk nach dem großen Brand von 1911 in großen Teilen neu aufgebaut wurde – das alles weiß niemand besser als Heinz Zettl. Er hat über Jahrzehnte in der Kommunikation und als Leiter von Opel Classic im Dienste des Unternehmens gestanden.
Und er wird danach gefragt, wenn er das „Las Brisas“ betritt. Immer wieder. „Ist ja auch verständlich – ich bin Opelaner und alter Rüsselsheimer, mich kennt hier jeder“, lacht der 70-Jährige. Gut, dass er des Erzählens nicht so schnell müde wird: „Warum sollte ich? Gerade Erfolgsgeschichten erzählt man doch immer gerne.“
Über das, was in Rüsselsheims erstem Themenrestaurant an Technik, Kultur und Geschichte aus der Opel-Welt dokumentiert ist, ist er besonders gut informiert. Denn Heinz Zettl hat die Einrichtung des Lokals selbst mitgestaltet. Gemeinsam mit einem zweiten Opel-Rentner, dem ehemaligen Facility Manager Dieter Krocker, sowie Kurt Röder, einst Leiter der Rüsselsheimer Wirtschaftsförderung und dem Rüsselsheimer Investorr Alexander Höbig.
VIER KÖPFE, EIN CREDO
„Vor fünf, sechs Jahren“, erinnert sich der Investor, setzten sie sich zusammen, um Ideen für den ehemaligen Ausstellungsraum zu sammeln. Ein gemeinsamer Nenner war schnell gefunden: Industriekultur und Gastronomie zusammenbringen. Doch mit der Idee fing die Arbeit erst an. Zum einen diskutierte das Quartett die Ausstattung mit viel Liebe zum Detail, zum anderen sollte so viel Original Bausubstanz wie möglich erhalten werden.
Diese beiden Vorgaben vereint beispielsweise die Zwischenwand, die den „Bankrettraum“ von der Gaststube trennt. Das offene Mauerwerk entstand „aus Steinen, die wir von Umbauarbeiten in anderen Teilen des Gebäudekomplex übrig hatten“, erläutert Alexander Höbig. Damit sich das neue Mauerwerk harmonisch einfügt, wurde der Mörtel nach einer Original-Rezeptur wie zu Kaisers zusammengemischt.
DETAILVERSESSENHEIT BIS INS STILLE ÖRTCHEN
Für die Beleuchtung sorgen echte Industrielampen, wobei die eingesetzten Leuchtmittel zeitgemäße Standards erfüllen. Auch die Fenster sehen Original aus, entsprechen jedoch den aktuellen Ansprüchen an Wärmedämmung und Lärmschutz. Selbst in der Toilette wurde die Anmutung eines authentischen Waschraums für Arbeiter erhalten, inklusive Kabinentüren und Besetzt-Schalter. „Mein Glück ist, dass ich genauso detailversessen bin wie diese drei Rentner – einen anderen Investor hätten sie mit ihrer Akribie vielleicht in den Wahnsinn getrieben“, gibt Alexander Höbig zu.
„F 40 LAS BRISAS“
Elisabethenstraße 20, Rüsselsheim
Öffnungszeiten 11.30 Uhr bis 23.30 Uhr
Mittagstisch von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr
BANKETTRAUM MIT HUXEL-TORPEDO
Ein außergewöhnlicher Blickfang im Bankettraum ist der „Huxel-Torpedo“ – zu dem Heinz Zettl natürlich auch die Geschichte kennt: „Den hat der legendäre rheinhessische Winzer Fritz Huxel bis 1962 in seinem Weinberg als Schlepper eingesetzt. 1949 hat Opel ihm einen funkelnagelneuen Olympia für den Oldie geboten, er war zunächst auch einverstanden, doch war er ohne seine Torpedo so unglücklich, dass das Unternehmen ihm den Wagen überließ, bis er ihn endgültig ausrangierte.“
Gegenüber „Rocky“ im erwähnten Film verfügt der ehemalige Opel Classic-Chef über einen großen Vorteil: Das Lokal, in dem er um Geschichten gebeten wird, ist keine Zettl-Wirtschaft, heißt: Er muss es nicht auch noch selbst führen. Das erledigen Sabrina Schartner und Emilio Fernandez, die auch schon in der Rüsselsheimer Friedensstraße ins „Las Brisas“ luden – und den Namen somit längst als Marke etabliert haben, die für gepflegte Gastlichkeit mit mediterranem Ambiente steht. Und die Heinz Zettl daher in vollen Zügen genießen darf, wenn er mal gerade keine Geschichte erzählen muss – am liebsten bei einem Rib-Eye Steak mit einem spanischen Roten.