Automobilsport – Geschichte
22. Juli 1894
Concours des voitures sans chevaux von Paris nach Rouen
6. Februar 1898
Gründung Österreichischer Automobilclub
27.-29. August 1898
Automobilfahrt durch Südtirol
21. Juni 1899
Erstes Rennen am Exelberg
27. August 1899
Erstes Semmering-Rennen
1910 – 1973
Österreichische Alpenfahrt (mit Unterbrechungen)
Dezember 1957
Gründung Österreichischer Automobil-Sport-Club
1957 – 1977
Flugplatzrennen
1964
Erster Formel-1-Grand-Prix-Weltmeisterschaftslauf am Flugplatz in Zeltweg
27. Juli 1969
Eröffnung Österreichring in Zeltweg
21. September 1969
Eröffnung Salzburgring
16. August 1970
Erstes Formel-1-Weltmeisterschafts-Rennen am Österreichring in Zeltweg
Automobile und Autorennen – das gehört zusammen. Schon acht Jahre nach der Geburt des ersten Autos 1886, dem Benz Patent-Motorwagen Nummer 1, fand am 22. Juli 1894 das erste Automobilrennen statt: der „Concours des voitures sans chevaux“ von Paris nach Rouen. Das erste Opel-Automobil, der Opel Patentmotorwagen „System Lutzmann“, stammt aus dem Jahr 1899.
Exelberg und Semmering
Einer, der auch für die Geschichte des Werks Wien-Aspern noch sehr wichtig werden sollte, mischte bei den Anfängen des österreichischen Automobilsports an vorderster Stelle mit: der jüngst verstorbene Martin Pfundner. Er war von 1984 bis 1995 Vorstandsdirektor für Öffentlichkeitsarbeit bei General Motors Austria/Opel Austria. In seinen Memoiren erzählt er, wie ihn – den dreijährigen Buben – die Ankunft seiner soeben geborenen Schwester beeindruckte: „Papa fuhr mit dem Zwölfer-Steyr vor, er brachte Mama und meine Schwester aus Wien mit. Weit exakter als die drei mir so nahestehenden Menschen sehe ich heute noch den grünen Steyr mit seinem schwarzen Kotflügel vor mir – meine erste Erinnerung an das Automobil.“ 1933 war das.
1950 nahm er mit seinem Vater an der Österreichischen Alpenfahrt teil und fuhr mit ihm auch in den Folgejahren weitere Rallyes. Der Automobilsport sollte Martin Pfundner fortan nicht mehr loslassen.
In Pfundners Büchern finden sich detaillierte Schilderungen dieser „Frühzeit“. Wie zum Beispiel der Bericht, mit welchen Zwischenfällen die Fahrer beim Innsbruck-München-Rennen im August 1899 zu rechnen hatten: „Die Fahrer Tochtermann und Bleyer, die einen Gladiator fuhren, waren von der Polizei in Rattenberg wegen Schnellfahrens verhaftet worden und 1 ½ Stunden im Arrest geblieben.“
Schon 1898 hatte das erste österreichische Rennen stattgefunden: die „Automobilfahrt durch Südtirol“. Der wenige Monate zuvor begründete Österreichische Automobilclub nahm an einer Radveranstaltung des Österreichischen Touring-Clubs teil. Ab dem Folgejahr steigerte sich die Zahl der Rennen: Abgesehen vom Rennen Innsbruck – München gab es im Mai 1899 ein erstes Rennen am Exelberg nordwestlich von Wien, im August das erste Semmering-Rennen und im Oktober ein „Internationales Automobil-Wettfahren“ auf der Rennbahn des Wiener Trabrennvereins.
Österreichische Alpenfahrt
Gleichzeitig zu den sich jährlich wiederholenden Rennen am Exelberg und Semmering begannen sich – von Großbritannien aus – „Tourenfahrten“ durchzusetzen. So eine führte im Jahr 1908 zum Beispiel durch die Schluchten des Balkans. Nur Durchkommen war dabei die Devise.
Die „Österreichische Alpenfahrt“ wurde erstmals 1910 veranstaltet. Bis 1914 sowie in den Dreißiger-Jahren wurde sie durchgeführt und nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt. Ab 1950 führte sie auch durch Österreich; über die Glocknerstraße. 1973 fand die letzte Alpenfahrt statt.
Der Neubeginn für den Rennsport nach dem Zweiten Weltkrieg gelang in kleinen Schritten. Zwar wagten beherzte Motorrad-Rennfahrer schon 1945 unter den Augen der sowjetischen Besatzung ein Rennen – es führte im Wiener Prater „rund ums Heustadelwasser“. Für Automobile konnte der ÖAMTC erst ab 1947 wieder Veranstaltungen – Wertungsfahrten – einführen. Ab den Fünfziger-Jahren gab es die Tauernringfahrt, die Wertungsfahrt „Rund um den Dachstein“, die Berglandfahrt in der Steiermark, die Kärntner Berge- und Seenfahrt und die Rallye du Tyrol.
Ein erstes Automobilrennen führte 1947 auf die Hungerburg bei Innsbruck, es folgten Rundstreckenrennen in Innsbruck und am 1. Mai 1952 erstmals ein Rundstreckenrennen auf dem Autobahnkurs in Salzburg-Liefering. Am Tag der Staatsvertragsunterzeichnung am 15. Mai 1955 führte der „Bäderpreis“ durch die engen Straßen von Baden bei Wien.
Flugplatzrennen
Als 1956 der Österreichische Automobil-Sport-Club gegründet wurde, war Martin Pfundner der Schriftführer. Flugplatzrennen wurden bald zum Markenzeichen der Motorsport-Vereinigung, Pfundner ihr Rennleiter. Die ersten fanden in Wien-Aspern und in Zeltweg statt. Bis 1977 sollten es insgesamt 61 werden; zahlreiche davon auch in Innsbruck, einige wenige in Linz-Hörsching, Graz-Thal, Klagenfurt und Langenlebarn. 1961 wurde der „Preis von Wien“ erstmals als Formel-1-Rennen ausgetragen. Im gleichen Jahr beim Flughafenrennen in Innsbruck machte ein junger Rennfahrer auf sich aufmerksam: Jochen Rindt; damals 19 Jahre alt.
Auch Rallye-Fans kamen ab 1957 vermehrt auf ihre Rechnung: Da startete die erste Semperit-Rallye, ab 1964 gab es die ÖASC-Donau-Rallye, und ab 1966 führte die Rallye Monte Carlo wieder durch Österreich.
Bücher von martin pfundner:
Vom Semmering zum Grand Prix. Der Automobilsport in Österreich und seine Geschichte, Böhlau-Verlag, Wien – Köln – Weimar 2003.
Die Alpenfahrt 1910 – 1973. Die großen Rallyes von anno dazumal. Unter Mitwirkung von Hans-Christoph Graf Seherr-Thoss und Andrew Swann, Böhlau-Verlag, Wien – Köln – Weimar 2005.
Austro Daimler und Steyr. Rivalen bis zur Fusion. Die frühen Jahre des Ferdinand Porsche, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2007.
Jubiläumsausgabe: 100 Jahre Alpenfahrt, 2. Aufl. Unter Mitwirkung von Hans-Christoph Graf Seherr-Thoss und Andrew Swann, Böhlau-Verlag, Wien – Köln – Weimar 2010.
Mit Autos und Glocken durchs 20. Jahrhundert, Böhlau-Verlag, Wien – Köln – Weimar 2011.
Jochen Rindt. Eine Bildbiografie, Böhlau-Verlag, Wien – Köln – Weimar 2012.
Die Formel 1 in Österreich. Von den Flugplatzrennen zum Red Bull Ring, Böhlau-Verlag, Wien – Köln – Weimar 2014.
Martin Pfundner
– zum Gedenken
Geb. 2. August 1930 in Wien – gest. 18. April 2016 in Wien.
Chemie-Studium an der Technischen Universität Wien. Erste Berufstätigkeit in der elterlichen Glockengießerei. Korrespondent von Motorsportzeitschriften und Chefredakteur von Auto-Jahr/Lausanne.
Ab 1957 Mit-Initiator der österreichischen Flugplatzrennen und Rennleiter in Wien-Aspern, Rennleiter von ÖAMTC-Rennsportveranstaltungen, Vorstandsmitglied der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) in Paris, Vizepräsident der Internationalen Sportkommission (CSI)
Ab 1959 Rennleiter des Großen Preises von Österreich in Zeltweg
1964 Pfundner holt das erste zur Weltmeisterschaft zählende Formel-1-Rennen nach Österreich
1964 – 1975 Chefredakteur der von ihm mit Norbert Orac begründeten Autorevue
1975 – 1984 Direktor für Public & Government Relations bei British Leyland Austria
1984 – 1995 Vorstandsdirektor für Öffentlichkeitsarbeit bei General Motors Austria/Opel Austria GmbH
1995 Ehrenvorsitzender der Österreichischen Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung
Formel-1-Land Österreich
1959 hatte Martin Pfundner die Rennleitung von Zeltweg übernommen und sich zum Ziel gesetzt, das Rennen bis zum Formel-1-Grand-Prix als Weltmeisterschaftslauf aufzubauen. Was ihm 1964 auch gelang. Ab 1963 nannte sich das Rennen „Großer Preis von Österreich“.
Am 27. Juli 1969 wurde der Österreichring in Zeltweg eröffnet, am 21. September 1969 der Salzburgring. Nach sechsjähriger Pause fand 1970 wieder ein Formel-1-Weltmeisterschafts-Rennen in Österreich statt: der Große Preis von Österreich am 16. August 1970 am Österreichring in Zeltweg. Die Formel 1 war vollends in Österreich angekommen und die Alpenrepublik war ein Motorsport-begeistertes Land.
Als Jochen Rindt am 5. September 1970 in Monza tödlich verunglückte, wurden die öffentlichen Gebäude der Stadt Graz schwarz beflaggt, Landeshauptmann und Bürgermeister hielten Gedenkreden. Posthum wurde ihm die Weltmeisterschaft zuerkannt.