Ready for the first electric one-make rally cup: Opel is the first manufacturer to develop a battery-electric rally vehicle with the Corsa-e Rally. At the track test in Pferdsfeld, journalists were able to race the result of this pioneering achievement around the course.  

„Hammer-krass-der-Wahnsinn!“

Und wenn ich es mir doch anders überlegt habe? Die Frage wird vom Innenleben des Helms verschluckt. Sie ist ohnehin so überflüssig wie der Versuch über die Schulter nach hinten schauen zu wollen. Die stramm auf den Schultern sitzenden Hosenträgergurte – sie wollen das nicht. Vor der Windschutzscheibe taucht ein Mechaniker auf, gibt routiniert Handzeichen: „EINSCHLAGEN“, „RÜCKWARTS ROLLEN“, „STOPP“. Ein aufmunterndes Nicken. 

Die rechte Hand greift zum Automatikhebel. Dann geht alles ganz schnell: Zum Rauschen im Ohr mischt sich ein anschwellender Elektro-Sound. 260 Newtonmeter aus dem Stand und das Innenleben des Schalensitzes und die Körperrückseite verschmelzen. Relationen verschwimmen, Leitplanken und Bäume links und rechts werden eins, genauso wie die Wortfetzen, die das Hirn notdürftig generiert: „Passiert-das-wirklich-Hammer-krass-der-Wahnsinn!“ 

Fahr‘ als wolltest du flott Brötchen holen und es gibt keinen Gegenverkehr.“ 

– Tipp vom Rallye-Profi Marijan Griebel – 

Rallye-Debüt: Rein in den Overall und raus auf die Strecke.

Eine starke Partnerschaft: Seit 2013 sind Marijan Griebel und Opel eng verbunden. Der Rallye-Europameister von 2016 steuerte bei der Entwicklung des Opel Corsa-e Rally wertvolle Impulse bei.
Null Emission, dafür 100 Prozent Emotion: Mit dem tiefen Schwerpunkt durch die 50 kWh-Batterie im Boden hält der Corsa-e Rally perfekt die Balance, das Drehmoment von 260 Newtonmetern steht ab der ersten Millisekunde zur Verfügung.  

Der Grund für den temporären Geschwindigkeitsrausch: Das Team rund um Opel Motorsport Direktor Jörg Schrott hat auf den ehemaligen Militärflughafen in Pferdsfeld, Rheinland-Pfalz, eingeladen. Zu einem Media-Tracktest, den es so noch nie gab: Opel elektrifiziert den Rallyesport, hat mit dem ADAC Opel e-Rally Cup den ersten vollelektrischen Rallye-Markenpokal der Welt ins Leben gerufen. Zum Einsatz kommt eine Motorsportversion des Opel Corsa-e. Und Motorsport-Journalisten dürfen nach einer ausgiebigen Einweisung als erste Nicht-Rallyepiloten aus dem batterie-elektrischen Fahrzeug rausholen, was geht. Oder im Fall der Opel POST: Wozu man als 08/15-Autofahrer in einem Rallye-Fahrzeug eben imstande ist.

Kein Stress,
einfach nur Yee-haw!

Als vor der Windschutzscheibe die ersten Hütchen auftauchen, helfen die Worte, die Opel-Rallye-Repräsentant Marijan Griebel mit auf die Strecke gegeben hat: „Mach‘ Dir keinen Stress, fahr‘ als wolltest du flott Brötchen holen und es gibt keinen Gegenverkehr.“ Also rein in die Kurve, um die Hütchen, kurzer Zug an der „Fly off“-Handbremse, das Heck schießt herum – und Vollstrom. Verdutzter Blick aus der Sturmhaube. Das hat ja wirklich geklappt. Also, noch eine Runde Brötchen holen. Und noch eine. Yee-haw! In einer ähnlichen Situation muss der Begriff „Rennsemmel“ entstanden sein. Ganz bestimmt sogar.

Yee-haw! Rein in die Kurve, um die Hütchen, kurzer Zug an der „Fly off“-Handbremse, das Heck schießt herum – und Vollstrom.

„Der Corsa-e Rally setzt neue Maßstäbe in Sachen Dynamik und Emotion.“

– Volker Strycek –

Die von norwegischen Forschern im Hirn nachgewiesenen Speed-Zellen feuern noch lange Adrenalin und Endorphine nachdem der Corsa-e Rally wieder geparkt am Ausgangspunkt steht und Opel-Rennlegende Volker Strycek sowie Jörg Schrott erklären, welche Innovationen in dem einzigartigen Konzept stecken. Denn der Weg zum ADAC Opel e-Rally Cup ist gepflastert mit Pionierarbeit, „was die Sache enorm spannend, aber eben auch höchst anspruchsvoll gemacht hat“, sagt Jörg Schrott.

Der Weg zum Cup –
gepflastert mit Pionierarbeit

So schneiderte man dem Corsa-e Rally einen elektrischen Sound auf die Karosserie, schuf eine nachhaltige mobile Ladeinfrastruktur, versah die Hochvoltanlage – die Sicherheit steht an erster Stelle – mit einer ausgeklügelten Sensorik, entwickelte zusammen mit dem ADAC als Serienbetreiber und dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) komplett neue Vorschriften und Reglements. Selbst Sportwarte wurden geschult, angefangen von den Streckenposten auf den Wertungsprüfungen bis hin zum Personal im Servicepark.

Leistungsstark: Das neuartige Ladekonzept nutzt das öffentliche Netz, bezogen wird regenerativ erzeugter Ökostrom. Eine eigens für den Rallye-Einsatz konzipierte Infrastruktur sorgt dafür, dass die Batterien in 30 Minuten zu 80 Prozent geladen sind. 

Wir zeigen, dass ein elektrisches Rallyefahrzeug nachhaltig und effizient sein kann.“

– Jörg Schrott –

Feinste Rennsport-Technik: Überrollkäfig, Sitze und weitere Komponenten stammen vom Opel Corsa Rally4, der für den internationalen Werks- und Kundensport homologiert wurde. 
Sicherheit hat höchste Priorität: Die strengen Richtlinien werden in mehreren Bereichen übertroffen. 

Ob Rückbank oder Türverkleidung: Alles, was im Rennen überflüssig ist, haben die Techniker aus dem Serienauto entfernt. Im Gegenzug haben sie eingebaut, was den Opel Corsa-e Rally noch sicherer, stabiler und schärfer macht.

Wenn’s schnell um die Kehre gehen soll: Ein Zug an der „Fly-Off“-Handbremse blockiert die Hinterräder und leitet den Drift ein.

Das alles für das ein Ziel: Menschen für die E-Mobilität zu begeistern und mit dem Corsa-e Rally einen idealen Einstieg in den Rallyesport zu bieten. „Wir demonstrieren, dass ein elektrisches Rallyefahrzeug nachhaltig und effizient sein kann“, erklärt Jörg Schrott. „Und dabei gleichzeitig bei der Dynamik und der Emotionalisierung neue Maßstäbe setzen kann“, sekundiert Volker Strycek. Marijan Griebel stösst dazu: „Ich hätte Zeit für eine Mitfahrt – Lust?“ Sorry, Herr Schrott, Herr Strycek, die Speed-Zellen haben noch immer die Oberhand und fordern eine weitere „Passiert-das-wirklich-Hammer-krass-der-Wahnsinn!“-Runde ein. 

Satter Elektro-Sound
zum Tanz um die Pylonen

Die anschließenden drei Runden fühlen sich an wie im Zeitraffer: Satter Elektro-Sound, ein Tanz um die Pylonen, Splitt und Schotter prasseln in den Radkästen, ein Zug am Hebel, das Fahrzeug schleudert, die Reifen quietschen, wo ist noch mal genau oben und wo ist unten? Nach dem Ritt mit dem Rallye-Europameister ist auch endgültig klar, warum vorhin niemand den Anmeldebogen für das umfassende Nachwuchsförderprogramm gezückt hat, das der ADAC Opel e-Rally Cup beinhaltet. Wenn auch kein Nachwuchs-Talent, aber einen neuen Fan in Sachen elektrischer Rallye-Sport – den hat das Opel Motorsport-Team heute auf jeden Fall hinzugewonnen.

13 Teams aus fünf Nationen: Gelungene Premiere
des weltweit ersten elektrischen Rallye-Markenpokals

Außer Konkurrenz: In einem VIP-Fahrzeug chauffierte Opel-Rennlegende Volker Strycek den Schauspieler Roman Knižka. „Das waren die schnellsten Kilometer meines Lebens“, lachte Knižka nach dem Absolvieren einer Wertungsprüfung im Renntempo.
„Der Rallye-Bazillus hat mich definitiv erwischt“: Im Teilnehmerfeld dabei war Timo Scheider, zweimaliger DTM-Champion und früherer Opel-Werkspilot. 

Am 11./12. Juni feierte der weltweit erste elektrische Rallye-Markenpokal, der ADAC Opel e-Rally Cup, im Rahmen der ADAC Rallye Stemweder Berg Premiere. „Es war ein starker Auftakt“, konstatierte Opel Motorsport Direktor Jörg Schrott. Die 13 Teams aus fünf Nationen zeigten auf den anspruchsvollen Asphaltprüfungen rund um Lübbecke elektrisierenden Rallyesport. Opel schickt den Corsa-e Rally in diesem Sommer insgesamt sieben Mal an den Start. Weiter geht’s mit dem zweiten Wertungslauf am 7. August im Rahmen der ADAC Holsten Rallye an der holsteinischen Ostseeküste.

Mitfahrt im Corsa-e Rally: Auch das Model Ashley war angetan von der rasanten Fahrt. „Ich habe mich richtiggehend fallen lassen, habe Volker Strycek einfach vertraut: Es hätte nicht besser sein können“, strahlte die 23-Jährige.

Juni 2021

Text: Tina Henze; Fotos: Gudrun Muschalla, Andreas Liebschner