Was denn – noch ein Klassiker-Treffen? Gerade im Frühsommer werden automobile Nostalgiker zu Ausfahrten und Treffen gelockt, wie soll ein weiteres Angebot da auf Interesse stoßen? Oder? Irene und Holger Fuchs waren sich da nicht so sicher. Doch den zentralen Denkern und Lenkern des 2022 gegründeten „Ascona Team Kaiserslautern“ ging die Idee nicht aus dem Kopf, ein eigenes Meeting für ihre persönliche Opel Klassik-Perle ins Leben zu rufen: den Ascona.
Vor allem seine B-Version repräsentiert für das Ehepaar den Zeitgeist der siebziger und achtziger Jahre wie kein anderer. Um 1980 herum war er sogar der meistverkaufte Opel aller Zeiten. Das sollten doch Gründe genug sein. Auch aus den Netzwerken, in denen Familie Fuchs unterwegs ist, kamen viel Zustimmung und aufmunternde Worte. Und überhaupt geht probieren doch über studieren.
„Dieses eine Jahr Vorbereitung hat sich wirklich gelohnt.“
– Organisator Holger Fuchs –
Am Fronleichnamstag war es nun soweit. Das Resultat: Insgesamt 202 automobile Klassiker präsentierten sich auf dem Parkplatz am Werk Kaiserslautern. Wie erfolgreich der Einstand angenommen wurde, dokumentiert allein schon die Tombola, für die es am Rande der Veranstaltung Lose zu kaufen gab: 1.000 gingen weg, und nicht eine Niete war dabei. Zu gewinnen gab’s Tankgutscheine, Gutscheine für Ölwechsel und Kfz-Zubehör. Ein kompletter Satz Felgen, den die Firma „Pfalzräder“ gestiftet hatte, wurde versteigert. Der Gesamterlös von 800 Euro wird dem ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst „Rückenwind“ in Kaiserslautern gespendet.
Was für eine Premiere
„Dieses eine Jahr Vorbereitung hat sich wirklich gelohnt“, freut sich Holger Fuchs, der im Werk Kaiserslautern als Kolonnenführer im Versand unterwegs ist. Gerade mal sieben Köpfe zählt die Kernmannschaft des Ascona Teams, da musste die Arbeit mit Bedacht auf die wenigen Schultern verteilt werden. Das Event bekannt zu machen, war vergleichsweise leicht. „Wir haben zwar ein paar Flyer gedruckt, aber die größte Reichweite erzielt man doch in den sozialen Netzwerken“, erzählt Fuchs. „Da muss man nur was posten, und dann wird geteilt, geteilt, geteilt.“ Und die Resonanz war riesig.
Den kniffligsten Part der Vorbereitungen, eine große Fläche zu finden, die sich gut anfahren lässt, stellte sich als recht einfach heraus. Denn sein Arbeitgeber Opel stellte Holger Fuchs den Parkplatz vor dem Lauterer Werk zur Verfügung – „dafür ein herzliches Dankeschön.“ Und der Dank kommt nicht nur von den Veranstaltern, sondern auch von Ausstellern.
Publikumspremiere eines Kraftpakets
Daniela Gehrke etwa fuhr mit Tochter Chiara in einem türkisfarbenen Opel Ascona, Baujahr 1981, vor. Das Modell macht nicht nur optisch einiges her, sondern ist mit seinem 2,4 Liter 190 PS-Aggregat auch ein echtes Kraftpaket. Zugelegt hat sie sich das schöne Modell 2020, unmittelbar bevor Corona die Welt in den Würgegriff nahm. „Zur Jungfernfahrt bin ich damit die 650 Kilometer von Bremen in die Pfalz gerollt, die hat der 42 Jahre alte Opel absolut tadellos bewältigt.“ Jetzt durfte sie ihn endlich mal vor großem Publikum präsentieren.
„Der Ascona ist absolut zuverlässig – immerhin hat er 42 Jahre auf dem Buckel.“
– Ascona-Besitzerin Daniela Gehrke –
Es gab jedoch nicht nur Ascona zu sehen. Das Team hatte bewusst zu einem „markenoffenen“ Treffen eingeladen – „wobei uns klar war, dass es Opel-lastig werden würde, so wie wir vernetzt sind“, erzählt Fuchs. Nur älter als 25 Jahre sollten die Fahrzeuge sein, „sonst wären sie ja gar keine Youngtimer.“ Da der Ascona bis 1988 vom Band rollte, erfüllten die Modelle diesen Anspruch selbstredend. Mit dabei waren auch der befreundete Opelclub Kraichtal, der Opel Club Ludwigsburg und der Kadett C Club Kaiserslautern.
Kapitän fühlte sich jung genug
Die meisten Modelle durften sich sogar schon Oldtimer nennen, da sie bereits über 30 Jahre alt sind. Selbst ein Opel Kapitän, Baujahr 1951, rollte am späten Vormittag über den Opel-Parkplatz, der fühlte sich einfach noch jung genug für diese Parade. Eine weitere Rarität war ein Olympia Rekord P1 aus den späten 1950er-Jahren. Der passte insofern, dass es von ihm in der Schweiz damals einige Sondermodelle gab, die „Ascona“ genannt wurden. Unter den wenigen Fremdmarken ließ ein Studebaker, Baujahr 1946, Hollywood-Glamour über die Westpfalz wehen.
„Ich bin nie von der Marke Opel losgekommen.“
– Kadett C-Besitzer Alexander Puff –
Fehlen durfte natürlich auch nicht das Geburtskind des Jahres: der C-Kadett feiert dieses Jahr 50. Geburtstag. Alexander Puff präsentierte das Modell in seiner prominentesten Ausführung: als schwarz-gelbes Zwei-Liter-Coupé. Natürlich war er damit auch schon beim großen Kadett C-Treffen vor wenigen Wochen dabei, als in Kaiserslautern 340 Aussteller den runden Geburtstag der 70er Jahre-Ikone feierten.
Zu der dem Ascona gewidmeten Premiere noch mal vorbeizuschauen, war für Alexander Puff Ehrensache, schließlich gehört er ebenfalls zum Kern des Ascona Teams, auch wenn seine Leidenschaft dem Kadett gilt: „Ich bin nie von der Marke losgekommen, auch nicht, als ich mal für ein anderes Automobilunternehmen arbeitete.“ Mit solchen Mitstreitern hatte bei dieser gelungenen Premiere in der Tat nicht viel schiefgehen können.
Juni 2023