Die 20 kV-Schaltanlage auf dem Dach des Werks.

Bullen-Power
spart Energie


 

Auf dem Dach des Werks – im Hintergrund Energieversorgungs-Anlagen (Raumluftanlage, Absauganlagen, Trafostation).

 

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Not-Aus-Schrank für beide Werkszuleitungen mit Regelumformer 1 und 2.

Einfach nur Energie sparen ist überholt. Heutzutage sind ausgeklügeltere Methoden angesagt. Wurde ab 2002 ein neues Energiedenken mit Slogans wie „Schalt‘ doch mal ab!“ erst zaghaft eingeläutet ging man ab 2008 mit KVP-Projekten und einer eigenen Energie-Gruppe sowie der Nutzung von OPTIS zur Energiebedarfsmeldung schon einen Schritt weiter. Im Jahr 2011 errang Energiemanager Roman Szegner mit seinem Projekt „Optimierung der Drucklufterzeugung“ den ersten Preis bei den Awards der europäischen Energiemanager und läutete damit eine neu Ära ein.

 

Kampf der Druckluft-Vergeudung
Druckluft dient dazu die vielen pneumatischen Vorrichtungen im Werk anzutreiben. Szegner sagt von ihr: „Druckluft ist die teuerste Energieform im Werk.“ Das heißt: Die größten Energie-Einsparungen lassen sich beim Druckluftverbrauch sowie ihrer Erzeugung erzielen. Deshalb wurden Ende 2011 auch neue Sensoren zum Messen des Druckluft-Verbrauchs installiert und zusätzliche Messpunkte eingefügt.

Doch den entscheidenden Quantensprung beim Energiesparen brachte Roman Szegners Druckluftkompressoren-Projekt: In einer ersten Etappe wurden Mitte Februar 2013 in der Energiezentrale zwei neue Druckluftkompressoren – ein frequenzgeregelter und ein Standardkompressor – installiert. Diese beiden Kompressoren schafften es auf Anhieb (in Verbindung mit der neuen übergeordneten Steuerung ES 16), um 20 Prozent effizienter Druckluft zu erzeugen.


Grund zur Freude:

Die Energiekosten je Aggregat konnten seit 2010 um circa 25 Prozent gesenkt werden.

 


 

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Roman Szegner in der 6 kV-Schaltanlage vor der Abgangszelle, die für den neuen Druckluftkompressor umgebaut werden musste.

 

Acht Druckluftkompressoren stehen in der Energiezentrale, der neue Druckluftkompressor ist der mit Abstand Stärkste.

 

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Im Inneren der 20 kV-Schaltanlage – zu sehen ist nur die Hälfte der Schaltfelder.

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Roman Szegner (l.) und Herbert Stowasser/Wiener Netze – für den Betrieb der Umspannwerke im 22. Bezirk verantwortlich – vor dem Umspannwerk.


Energie-Kenndaten

  • 80 Prozent des Energieverbrauchs von Opel Wien werden mit Strom bestritten, die restlichen 20 Prozent mit Fernwärme und Erdgas
  • Der Stromverbrauch von Opel Wien liegt bei 134 Gigawatt-Stunden pro Jahr; in den 90er-Jahren waren es noch 160 Gigawatt-Stunden
  • Die Energie dient dazu, insgesamt 2.600 Maschinen/Anlagen im Werk zu betreiben
  • Über die Zentrale Leittechnik werden mehr als 68.000 Datenpunkte und 4.650 Messpunkte angesteuert sowie mehr als 2.300 Überwachungsbilder geliefert
  • Die 20 kV-Schaltanlage – mit ihren 76 Schaltfeldern – auf dem Dach des Werks versorgt über 45 Kilometer Hochspannungskabel 59 Trafostationen (44 davon befinden sich gleichfalls auf dem Dach)
  • In der Energiezentrale erzeugen 8 Kompressoren Druckluft; sie werden mithilfe des Systems ES 16 gesteuert (das System analysiert das Verbrauchsprofil und entscheidet danach, welcher Kompressor zum Zug kommt

Heizkosten-Reduktion
Der nächste Schritt: Die zwei neuen Kompressoren und ein dritter, noch nicht so alter, wurden dermaßen adaptiert, dass fortan Wärmerückgewinnung möglich wurde. Ende 2013 ging diese in Betrieb. Die anfängliche Prognose Szegner’s, dass das Verwaltungsgebäude auf diese Weise beheizt werden könne, wurde mittlerweile haushoch übertroffen: Die Industrieheizung wird – je nach Jahreszeit – bis zur Hälfte oder komplett durch die Wärmerückgewinnung der Druckluftkompressoren abgedeckt. Im Sommer 2013 wurde – um die Fernwärmekosten zu reduzieren – auch noch die Fernwärme-Umformer-Station, in Kooperation mit Wien Energie, erneuert.

 

Wenn der Bulle brummt …
Im März 2015 ging als krönender Höhepunkt der jüngste und stärkste Druckluftkompressor in Betrieb. „Wir nennen ihn Bulle“, gesteht Szegner. Kein Wunder. Der Bursche bringt 800 kW beziehungsweise fast 1.100 PS ins Rennen. Wenn er die Woche über läuft, ist die Energieeffizienz um ein Drittel besser als am Wochenende ohne Produktionsbetrieb. Am Wochenende darf der Bulle ruhen.

Seine Leistungsfähigkeit in Zahlen: Pro Stunde erzeugt er bis zu 9.300 m3 Druckluft. Das sind etwas mehr als 40 Prozent der insgesamt im Werk bei vollem Betrieb benötigten Druckluftmenge (23.000 m3). Wenn der Bulle anläuft, übernimmt er die Lieferung der Druckluft für drei der bestehenden Druckluft-Kompressoren (insgesamt verfügt das Werk über 8 Kompressoren). Keine Frage, dass sich die immerhin beträchtliche Investitionssumme von 450.000 Euro bereits binnen zweieinhalb Jahren amortisiert haben wird.

 

Alles paletti
Roman Szegner freut sich: „Wie ich im Sommer 2009 die Energiezentrale übernommen habe, da war für mich fraglich, ob das Werk jederzeit versorgt werden kann. Die Anlagen waren total überaltert. Jetzt ist wieder alles tipp-topp. Wir sind energieversorgungsmäßig 1 A aufgestellt.“ Zusätzlicher Grund zur Freude: Die Energiekosten je Aggregat konnten seit 2010 um circa 25 Prozent gesenkt werden.

Noch etwas kommt dazu: Der Energiemanager ist stolz darauf, dass er das Projekt von Österreich aus durchgezogen hat. „Wie schon beim ersten Kompressor-Projekt habe ich die Spezifikation gemacht und der Einkauf in Rüsselsheim hat den Bestbieter beauftragt. Besonders gefreut hat mich, dass in beiden Fällen neben den Investitionskosten auch Energie- und Servicekosten bei der Auftragsvergabe berücksichtigt wurden.“

Einzig eine Schrecksekunde gab es, als Szegner feststellte, wie groß (5,3 m lang, 2,3 m breit, 2.3 m hoch) und schwer (circa 12 Tonnen ) der Bulle ist. Aber auch da fand sich eine Lösung: ein alter Kompressor wurde an einen anderen Platz gestellt und in die Mauer an der Nordseite des Werks ein Loch geschnitten. „Da haben wir den Kompressor hereingebracht.“

 

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Der „Bulle“ und sein Herr.

 

Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Richard Tanzer  

 

Stand Juli 2015

 

 

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