Weltrekord auf drei Rädern

Samstag, 10:28 Uhr auf dem Rundkurs des Opel Test Centers in Rodgau-Dudenhofen. Nici Walde rollt mit ihrem aerodynamischen Liegerad an die Startlinie. Das dreirädrige Sportgerät – vollverkleidet und daher im Fachjargon Velomobil genannt – soll den Bedingungen und Belastungen in den kommenden 24 Stunden trotzen. Quälen will sich die Athletin, die durch ihren schmalen Sichtschlitz einen Weltrekord im Visier hat.

Genauer gesagt jagte die 44-Jährige am vergangenen Wochenende gleich zwei Bestmarken: den 24-Stunden-Weltrekord für Frauen (1.012 Kilometer) und Männer (1.219 Kilometer). „Wir geben unser Bestes, um diese ehrgeizige Ausnahmeathletin zu unterstützen. Unter dem Motto #WeBelieve fiebern wir mit Nici mit und glauben ganz fest daran, dass sie es schafft“, sagt Opel-Kommunikationschef Johan Willems.

 

Fagottistin mit Ambitionen

Doch wie kommt man auf die Idee, den eigenen Körper einen Tag lang an sein Limit zu bringen? Wie hat sich die Ausnahmeathletin darauf vorbereitet? Und was könnte ihr Probleme bereiten ? Wir haben die durchtrainierte Profimusikerin vor dem Rennen interviewt und es später Revue passieren lassen.

Energiebündel: Nici Walde und ihr spezialangefertigtes Velomobil, ein dreirädriges, 14 Kilogramm leichtes Liegerad.




 


Und los: André Lange, der erfolgreichste Bobpilot bei Olympischen Winterspielen, schwenkt die Opel-Fahne und gibt somit den Startschuss.

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„Ich hatte schon immer den Wunsch, in einer exotischen Sportart als Quereinsteigerin etwas zu erreichen.“

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Nici Walde über …

 

… ihre Motivation:
Ich hatte schon immer den Wunsch, in einer etwas exotischen Sportart auch als Quereinsteigerin etwas zu erreichen. Den Weltrekord habe ich schon seit Jahren im Hinterkopf, immerhin bin ich ja schon einmal mehr als 1.100 Kilometer gefahren, auch wenn die Leistung damals nicht offiziell gewertet wurde. Allgemein finde ich es einfach toll, etwas Besonderes zu erreichen. Und zum Glück habe ich einen Körper, der das kann. Ich fahre regelmäßig Wettkämpfe mit dem Rennrad und ich liebe es, wenn Sport auf eine positive Art weh tut. Es wird der wichtigste Tag in meinem Leben, aber ich fühle mich topfit!

 

… die Herausforderung eines 24-Stunden-Rennens:
Das ist natürlich eine Extremsituation, die man so nicht trainieren kann. Ans Limit sollte man generell nicht zu oft gehen. Das Geheimnis dabei ist, sich selbst einschätzen zu können, flexibel zu sein und – so komisch das klingen mag – nicht auf seinen Kopf zu hören, sondern auf den Körper. Denn der wird irgendwann sagen, dass ich müde bin und schlafen soll. Und genau über diesen Punkt muss ich dann hinwegkommen. Das Mentale wird eine enorm wichtige Rolle spielen.

Runde um Runde spult die 44-jährige Athletin auf der 4,8 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsbahn ab.

 

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„Das Geheimnis ist, flexibel zu sein und auf den Körper zu hören.“

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Volle Unterstützung: Ruderer Karl Schulze feuert Walde auch während des Rennens an – so wie hier in einem Opel Ampera-e, das als Servicefahrzeug fungiert.

 

↑ Video: Der Weltrekordversuch von Nici Walde im Opel Test Center Dudenhofen


… ihr Equipment:
Das Velomobil wiegt etwa 15 Kilogramm. Mit mir sind es rund 60, die ich bewegen und erstmal auf Geschwindigkeit bringen muss. Daher möchte ich Stopps möglichst vermeiden. Nahrung habe ich an Bord, quasi in einem zweiten eingebauten Boden. Wasser, Multivitaminsaft, Energieriegel, Kartoffelsalat, Mais-Thunfisch-Salat und ein paar Semmeln mit Nutella. Und für den Fall der Fälle habe ich auch ein paar Windeln dabei.

 

ihr Velomobil:
Die Hülle besteht aus Carbon und Nylon. Dadurch splittert sie bei Unfällen nicht. Sie ist sicher, aber trotzdem elastisch. Darunter ist es eigentlich ein Liegerad mit zwei Rädern vorne und einem hinten. Es gibt sechs Gänge, lenken kann ich mit einer Metallstange, ähnlich wie in einem Flugzeug. Das klingt kompliziert, man gewöhnt sich aber schnell daran. Vor allem ist es sehr bequem, da ich meinen Kopf hinten anlehnen kann und nicht 24 Stunden aufrecht sitzen muss.

 

 

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„Nahrung habe ich an Bord: Wasser, Multivitaminsaft, Energieriegel, Kartoffelsalat, Mais-Thunfisch-Salat und ein paar Semmeln mit Nutella.“

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… ihren Partner und Trainer, den sie über den Velomobil-Sport kennengelernt hat:
Daniel Fenn hatte in einem Velomobilforum einen Beitrag mit dem Titel „Suche Frau für 24 Stunden“ gepostet und nach einer Frau für einen 24-Stunden-Weltrekord gesucht. Darauf wurde ich aufmerksam gemacht – mit dem Hinweis, dass Fenn ein recht durchgeknallter Typ sei. Zwischen uns hat es aber von Anfang an gepasst und wir sind seit dem ersten Tag sportlich und privat ein Paar. Inzwischen nennt man uns sogar das „Dreamteam“ der Szene. Eine Woche nachdem ich das Velomobil von ihm bekommen habe, bin ich den Weltrekord über zwölf Stunden gefahren, das war 2015.


Umbaumaßnahmen: Da der zuvor angebrachte Klebestreifen seine Funktion nicht mehr erfüllte, verschließt Daniel Fenn die Haube des Velomobils mit einem Bunsenbrenner.


 

… die äußeren Bedingungen während des Rennens:
Der Rundkurs des Opel Test Centers bietet ideale Bedingungen für den Weltrekordversuch und die Unterstützung von Opel bedeutet eine einmalige Chance für mich. Wetter und Material sind die einzigen ungewissen Variablen. Die Hitze wird nicht das Problem sein – im Gegenteil, denn bei höheren Temperaturen haben die Reifen weniger Reibung. Für mich werden die Temperaturen nicht das große Problem sein. Da ich nur etwa 1,50 Meter groß bin, habe ich eine vergleichsweise kleine Körperoberfläche, die gekühlt werden muss. Schwieriger wäre allerdings, wenn es regnet oder ich mehrere Platten hätte.

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„Die Hitze wird nicht das Problem sein. Schwieriger wird es, wenn es regnet oder ich mehrere Platten hätte.“

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Schwierige Bedingungen: Nach dem Regen ist die Strecke noch feucht und teilweise mit Laub bedeckt.


Guten Morgen: Die Sonne erweckt das Opel Test Center nach einer kühlen Nacht wieder zum Leben, Nici Walde ist zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 19 Stunden unterwegs.


Angetrieben von ihrem Ehrgeiz, ihrem durchtrainierten Körper und zahlreichen Zuschauern und Fans am Streckenrand – darunter Bobpilot André Lange, Ruderer Karl Schulze sowie Opel-Markenbotschafter und Rennfahrer Joachim „Jockel“ Winkelhock – startete Walde also den Rekordversuch. Zunächst lief alles nach Plan. „In den ersten sechs Stunden lief es perfekt, mein Schnitt lag bei 53,5 km/h“, so Walde. Dann setzten aber starke Regenschauer die Strecke teilweise unter Wasser und Walde zeitweise außer Gefecht. „Durch das viele Wasser auf dem Visier habe ich kaum noch etwas gesehen. Daher habe ich einen 35-minütigen Stopp eingelegt.“

 

Schwierigkeiten in der Nacht

Auch anschließend kam Walde nicht mehr wie gewünscht und zuvor in Tritt, da die Strecke weiterhin feucht blieb. „Bis in die Nacht hinein trocknete es nicht ab und es wurde relativ kalt, weshalb ich die Power nicht komplett auf die Straße bringen konnte.“ Nach dem hervorragenden Start rückte die Bestmarke der Herren (1.219 Kilometer) inzwischen in weite Ferne, die der Damen blieb aber weiterhin in Reichweite.

„Auf der nassen Fahrbahn fiel meine Durchschnittsgeschwindigkeit um rund fünf km/h“, erklärt Walde. „Dazu kam, dass der Wind Kiefernnadeln auf die Strecke wehte, die sich schließlich in den Radkästen sammelten. Ich hatte mich erst gewundert, weshalb ich immer langsamer wurde. Also habe ich erneut angehalten, sodass wir die Kästen säubern konnten.“

 

Stärkung zwischendurch: Bei einem ihrer Stopps greift Walde in die Tüte.

Lockt selbst Hunde (hinterm Ofen hervor und) ins Opel Test Center: Das Velomobil mit dem Hashtag #WeBelieve.


Der Weltrekord: Walde überquert nach 24 Stunden und 1.088 Kilometern die Ziellinie.


Schwarz auf weiß: Opel-Kommunikationschef Johan Willems überreicht Nici Walde die Urkunde, die ihren neuen Weltrekord bezeugt.

Während der zweiten ungeplanten Pause stellten Walde und Fenn den Plan um. „Ich hatte mir am Freitag offenbar einen Virus eingefangen, weshalb ich nichts essen konnte. Also haben wir das gesamte Proviant ausgeräumt und ich habe etwas Tee und ein paar Chips gegessen. Danach ging es mir wieder besser.“ Wegen des Virus‘ spielte, wie von Walde prophezeit, neben der physischen nun vor allem die psychische Komponente eine Rolle. „Der Herren-Rekord war bereits fast unmöglich, das musste ich dann neben der weiterhin hohen körperlichen Belastung erst einmal verarbeiten.“

Bis 5 Uhr morgens stoppte Walde zwei weitere Male, um jeweils zehn- bis fünfzehnminütige Powernaps einzulegen. Aus gesundheitlichen Gründen und angesichts der äußeren Umstände, die ohnehin keine Rekordfahrt mehr zuließen, drosselte sie ihr Tempo. „Ich habe das mit Daniel (Fenn; Anm. der Redaktion) besprochen und bin in der Nacht mit etwa zehn Watt weniger gefahren. Ich wollte einfach durchhalten und das Beste aus der Situation herausholen. Die letzten fünf Stunden habe ich dann ohne Stopp und am Ende auch wieder etwas schneller zurücklegen können.“

 

Nach 227 Runden: Weltrekord!

Und es reichte: Nach 24 Stunden und 227 Runden auf dem 4,8 Kilometer langen Rundkurs hatte Walde am Sonntagmorgen ihren Weltrekord! Exakt 1.088 Kilometer reichten für eine neue Bestmarke in der Damen-Wertung, die bislang bei 1.012 Kilometern gelegen hatte. Und fast schon beiläufig knackte sie auch die internationalen Rekorde über zwölf Stunden und 1.000 Kilometer. „Ich bin stolz auf das Ergebnis und vor allem auch dankbar für die tolle Unterstützung. Das gesamte Opel-Team – einige haben sogar an der Strecke übernachtet – hat mich unterstützt und mir zu dieser Leistung gratuliert. Das fand ich wirklich toll.“

Und wie entspannt die Athletin nach einem solchen Ausnahmetag? Walde: „Nach einer Dusche sind wir mit dem Opel Vivaro in den Wald gefahren. Bei umgeklappter Rückbank und absoluter Ruhe habe ich fast zehn Stunden geschlafen.“ Den Virus habe sie weitgehend hinter sich und auch mental sei sie wieder fit. „Nur der Muskelkater wird wohl noch bleiben.“ So wie auch der Damen-HPV-Weltrekord. Denn eine größere Distanz hat innerhalb von 24 Stunden noch nie eine Frau mit reiner Muskelkraft zurückgelegt.

 


Stand Juli 2018

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Text: Maximilian Köhling, Fotos: Opel