Im Wettkampfmodus

Herr Schrott, wann haben Sie gespürt, dass Sie Benzin im Blut haben?
Schrott: Das Thema Motorsport hat bei mir schon als Kind eine große Rolle gespielt. Das prägnanteste Erlebnis war sicherlich der Besuch meines ersten Formel 1-Rennens 1976 auf dem Nürburgring, bei dem Niki Lauda leider schwer verunglückte. Das hat mich nachhaltig beschäftigt und seitdem bin ich dem Motorsport verfallen.

 

Was macht für Sie die Faszination Motorsport aus?
Das sind die klassischen Attribute des Motorsports: hoch emotional, unheimlich dynamisch. Dazu kommt, dass ich als Motorsport-Leiter schnell Entscheidungen treffen und sehr flexibel sein muss. Zudem ist man immer im Wettkampfmodus, das mag ich. Das Wichtigste ist aber, dass die Teamarbeit funktioniert. Alleine bist du nichts, das erlebt auch der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel gerade.

 

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Jörg Schrott, Leiter Motorsport der Adam Opel AG, kam 1997 zu Opel – als erster Mitarbeiter der damals neu gegründeten Opel Performance Center GmbH.

 

Saßen Sie auch mal selber bei einem Rennen hinter dem Steuer?
Ich bin Kartrennen und Motocross gefahren, wollte mich aber nicht nur auf eine Sportart fokussieren und habe deshalb noch andere Sportarten außerhalb des Motorsports betrieben.

 

Beruflich sind Sie dem Motorsport ja treu geblieben.
Ja, zunächst als Journalist für die Formel 1 und die DTM. 1997 fragte mich dann Wolfgang-Peter Flohr, der als ehemaliger BMW-Motorsportchef die M-Linie mit aufgebaut hat, ob ich das nicht mit ihm zusammen bei Opel machen möchte. So bekam ich als erster Mitarbeiter bei der neu gegründeten Opel Performance Center GmbH einen Vertrag. Seit Ende 2011 bin ich Leiter Motorsport bei Opel.

 

Beschreiben Sie uns doch bitte die Opel-Strategie in Sachen Motorsport.
Wir sind derzeit in den zwei Bereichen aktiv, in denen Opel über langjährige Tradition verfügt, im Rallye- und Tourenwagensport. Opel war der erste Hersteller, der in den 80er Jahren einen eigenen Cup ins Leben gerufen hat, Opel war Rallye Europa- und Weltmeister. Heute schauen wir ganz genau, wie wir die Marke positionieren können und was zu ihr passt und wo eine Lücke ist, die etwas für die Marke und für den Motorsport bringt.

 

 

Wie der Opel Rallye Cup?
Genau. Im Rallyesport ist das unsere Basis. Mit dem ADAC Opel Rallye Cup haben wir eine neue Einstiegsklasse in Deutschland kreiert, mit dem Ziel, dass wir ein sehr gutes Produkt in einem sehr professionellen Umfeld zu bezahlbaren Kosten anbieten können. Hinzu kommt, dass in Deutschland in der Nachwuchsarbeit noch Nachholbedarf besteht. Wir wollen mit dem Cup zusammen mit dem ADAC deutsche Talente fördern und sie bis in die europäische Spitze führen. Die Besten haben dann die Chance, in der nächsthöheren Klasse den ADAM in der R2-Konfiguration zu fahren und sich international zu messen. Irgendwann wollen wir um den EM-Titel mitfahren, das ist dann der letzte Baustein unserer Strategie.

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Ihm geht das Herz auf, wenn die jungen Nachwuchstalente den ADAM fliegen lassen.

 

Entscheidet im Motorsport nicht oft die beste Technik über Sieg und Niederlage?
Damit genau das nicht eintrifft, sind die Autos im Opel Cup absolut identisch. Wir fahren in einer eigenen Klasse mit eignen technischen Kommissaren und eigener Wertung. Schließlich kommt es darauf an, wer von den Jungen der Beste ist. Und es geht einem das Herz auf, wie die Jungen unseren ADAM fliegen lassen. Wir bieten tollen Rennsport mit einer enormen Leistungsdichte, der international auf sich aufmerksam macht. Viele internationale Nachwuchsfahrer fahren den Cup, weil sie wissen, wenn sie hier gut sind, können sie sich auch in der nächsthöheren Stufe durchsetzen.

 

 

Dieses Jahr fuhren die Rallye-ADAMs zum ersten Mal am Fuße der Wartburg um Wertungspunkte, also an ihrer Geburtsstätte.
Für uns hat das natürlich einen ganz besonderen Stellenwert, die Rallye Wartburg mit ihren anspruchsvollen Wertungsprüfungen ist ein Highlight der Saison. Wir haben hart dafür gekämpft, dass sie in den Terminkalender vom ADAC Opel Rallye Cup aufgenommen wurde. Der ADAM wird hier gebaut, unsere Teilnahme ist ein Riesen-Dankeschön an die Mitarbeiter des Werks. Wenn man weiß, was es bedeutet, wenn ein neues Produkt im Produktionsprozess anläuft und wir dann auch noch vom Motorsport kommen und im ersten Jahr 45 Rohkarossen brauchen, die spezifisch ein- und ausgesteuert werden müssen, dann versteht man auch den großartigen Job der Eisenacher Kollegen. Jetzt können wir uns endlich für die tolle Unterstützung bedanken und etwas zurückgeben.

 

Was hat denn der kleine Flitzer drauf?
Eine ganze Menge, er ist schließlich ein Vollblutrennauto. In die Rohkarosse bauen wir einen spezifisch gerechneten Käfig ein. Dadurch erzielen wir maximale Sicherheit und eine optimale Gewichtsverteilung, die das Auto enorm steif und agil macht. Das sequenzielle Getriebe ermöglicht es, bei Vollgas die Gänge voll durchzureißen und der 1,6 Liter Saugmotor mit 140 PS macht das Ding am Schluss mit bis zu 168 km/h auch wirklich schnell genug für Rallye-Strecken. Und schauen Sie sich die Ergebnislisten an. Immer wenn es eng, winklig und feucht ist, fährt der ADAM gegen Allradautos mit 300 PS teilweise unter die Top 10 im Gesamtklassement. Das zeigt das Potenzial des Autos, auch wenn es nur 140 PS hat. Dass das Auto mehr verträgt, zeigt eindrucksvoll die R2-Variante.

 

 

Herr Schrott, vielen Dank für das Gespräch.

 


August 2014

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