Die Muster-Schüler

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„Ein Bürojob wäre nichts für mich, ich will mit meinen Händen etwas gestalten.“


Vanessa Jimenez-Jimenez

 

 

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Es sind oft die Details, die über Wertigkeit und Anmutung eines Fahrzeugs entscheiden. Ein solches Detail sind in der Fahrzeuginnenausstattung die Sitzbezüge – Verarbeitung, Farbe, Verlauf ihrer Nähte. Um wie vieles sie das Interieur noch ein Stück stylischer machen können, erkennen die meisten erst beim zweiten Hinschauen. Der zweite Blick lohnt sich und wirft automatisch die Frage auf, aus wie vielen Einzelteilen ein einzelner Sitzbezug genäht ist.
Rund 50 können es sein, mehr als bei einem Maßanzug. Vanessa Jimenez-Jimenez gehört zu den wenigen Mitarbeitern im Unternehmen, die diese Frage ganz genau beantworten können – und zwar für so ziemlich jedes Opel-Modell, das in den vergangenen Jahren neu von der Linie rollte. Inklusive sämtlicher Varianten und Schwesterfabrikate, Astra, Corsa und Co. entstehen schließlich auf globalen Plattformen, auf denen auch Buick-, Holden- und Chevrolet-Fahrzeuge produziert werden.

 

VOM SCHNEIDEN BIS ZUM DIGITALISIEREN

Für deren Sitze hat die 20-jährige Spanierin die Musterbezüge geschneidert beziehungsweise: entwickelt. Das ist der Begriff, den die Fahrzeuginnenausstatter im Trim Shop des Rüsselsheimer ITEZ bevorzugen. Sie nähen nicht nur die Leder- und Stoffbezüge nach den Vorgaben des Designs, sie erstellen beispielsweise auch die dafür notwendigen Schablonen oder fräsen Schaumstoffe für die Sitzpolster. Und sie digitalisieren die fertigen Bezüge. Anschließend werden die CAD-Daten (computer-aided design, zu Deutsch: rechnerunterstütztes Konstruieren) zu dem Lieferanten gesandt, der für die Serienfertigung verantwortlich zeichnet. Der Rüsselsheimer Trim Shop ist der einzige seiner Art in der GM-Welt.
Vanessa Jimenez-Jimenez startet im Herbst ins dritte Lehrjahr, gemeinsam mit Anne Schmidt, die mit ihr 2013 die Ausbildung zum Fahrzeuginnenausstatter begonnen hat. „Ich habe zunächst mit dem Technischen Modellbau geliebäugelt“, sagt die Abiturientin. „Aber da waren die Ausbildungsplätze bei Opel bereits besetzt.“ Doch bot man ihr ein Praktikum im Trim Shop an. Sie griff zu – und fand Gefallen an der Arbeit: „Ein Bürojob wär nichts für mich, ich will mit meinen Händen etwas gestalten.“

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„Im ersten Lehrjahr durften wir, um auf den Geschmack zu kommen, auch Sachen für uns selber nähen – etwa Rucksäcke und Taschen. Da konnte ich meiner Phantasie freien Lauf lassen.“


Vanessa Jimenez-Jimenez

 

 

 

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Ihre Werkzeuge sind nicht nur Nadel und Faden: Auch das Befestigen des Bezuges mit dem Sitzgestell gehört zu den Aufgaben von Vanessa Jimenez-Jimenez.

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AUF DEN GESCHMACK GEKOMMEN

Sie bewarb sich und wurde direkt genommen. „Im ersten Lehrjahr durften wir, um auf den Geschmack zu kommen, auch Sachen für uns selber nähen – etwa Rucksäcke und Taschen. Da konnte ich meiner Phantasie freien Lauf lassen.“ Damit wurde ihre Begeisterung für den Beruf so richtig geweckt. Dass Vanessa Jimenez-Jimenez auch jetzt, in der alltäglichen Routine, noch kreativ sein kann, schätzt sie besonders. Deswegen steht für sie auch schon fest: Nach Abschluss ihrer Ausbildung will sie erst einmal weiter in der Abteilung bleiben.

„Die Ausbildung ist eine gute Grundlage für ein Design- oder ein Textilingenieursstudium“, erklärt Reinhard Kessler, Projektleiter im Trim Shop. Der ein oder andere Azubi, der in den vergangenen fünf Jahren in Rüsselsheim Fahrzeuginnenausstatter lernte, hat diese Chance auch ergriffen. Das Gros jedoch ist geblieben – und das ist gut so: Denn die frischen Kräfte verjüngen nicht nur das Team, sie tun auch was für die Frauenquote. Fast alle Bewerber sind weiblich.

 

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KNOW-HOW AN JÜNGERE WEITERGEBEN

Interessant: Die Ausbildung zum Fahrzeuginnenausstatter war fast 20 Jahre aus dem Opel-Ausbildungsprogramm verschwunden. Als Anfang der 1990er Jahre die Sitzfertigung in der Produktion an Lieferanten übertragen wurde, wurden auch keine „Polsterer“, wie sie seinerzeit umgangssprachlich genannt wurden, mehr ausgebildet. Im Trim Shop freilich mussten weiterhin Musterbezüge entwickelt werden. „Unser Team wurde immer älter, ohne dass wir unser Know-how an Jüngere weitergeben konnten“, berichtet Reinhard Kessler.

„Und auf dem freien Markt ist kaum jemand zu bekommen, der speziell darauf geschult ist, Sitze für Großserien zu entwickeln.“

Also setzten sich die Vorgesetzten dafür ein, die Ausbildung wieder ins Programm aufzunehmen. Mit Erfolg. Von 2010 bis 2013 wurden jedes Jahr zwei Ausbildungsplätze besetzt. Im Herbst beginnen erneut zwei junge Schulabgänger mit der Ausbildung zum Fahrzeuginnenausstatter.


Das sitzt!

Bei Opel hat es Tradition, dass den Sitzen besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nicht umsonst wurden die Wellness-Sitze im neuen Astra wiederum von den Experten der Aktion Gesunder Rücken e.V. (AGR) mit einem Gütesiegel ausgezeichnet. Die Sitze verfügen neben der 18-Wege-Einstellung über Komfort-Features wie Massage- und Memory-Funktion sowie Ventilation – eine einzigartige Kombination in der Kompaktklasse. Ein 100 Mitarbeiter starkes Expertenteam hat fast fünf Jahre lang an der Entwicklung der Sitzlandschaft im neuen Astra gearbeitet. „Die Sitze müssen beispielsweise millimetergenau in jeder Richtung ins Auto passen“, sagt Andrew Leuchtmann, Senior Manager GME Interiors. Eine durchaus knifflige Aufgabe, denn die Sitzkomponenten gehören zu den größten Bauteilen eines Autos. Ihre Produktion macht allein rund zehn Prozent der gesamten Herstellungskosten eines neuen Modells aus.


 

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Kleine Nähkunde

Das Nähen eines Vordersitzbezuges für ein Basismodell dauert etwa 30 Minuten. Bearbeitet werden dabei Materialien wie Leder, das meist vom Rind stammt, und Gewebe wie Polyester, die „kaschiert“, also zusätzlich mit einer Schaumstoffschicht beklebt, sind. Auch Kunstleder aus PVC, Vlies und diverse andere Kunststoffe kommen in GM-Fahrzeugen zum Einsatz.

Während ihrer Ausbildung werden die angehenden Fahrzeuginnenausstatter mit allen gängigen Nähtechniken vertraut gemacht. An den Industriemaschinen im Trim Shop kommt allerdings fast ausschließlich der „Doppelsteppstich“ zum Einsatz. Für ihn werden zwei Fäden verwendet, die in der Mitte des „Nähguts“ miteinander verschlungen werden. Dadurch sieht die Naht auf der beiden Seiten der Ware gleich aus. Für die optimale Festigkeit muss vor allem die Spannung in der Maschine korrekt eingestellt sein.

 

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