Von Sündern
und einem neuen Rekord

 


DAS TITELBILD:
„Lepo 1, bitte melden!“


So sah Telefonieren im Auto im Jahr 1966 aus. Die Opel Post präsentiert im August dieses Jahres mal keine kühle Blonde in strahlender Sonne, sondern illustriert ihre Reportage über den Verkehrsüberwachungsdienst, der sich im Heft findet. Daneben bietet die Ausgabe wieder eine breite Palette unterschiedlicher Themen, von denen man einige heute eher in „Lifestyle“-Magazinen vermuten würde. Der Autor Walter Rilla etwa gibt sich im Jahr 1966 fernsehmüde und empfiehlt, wieder mal eine Zeitung oder ein gutes Buch zur Hand zu nehmen statt andauernd vor der Glotze abzuhängen. Brandaktuell auch eine Feststellung aus dem Leitartikel: „Die moderne Zivilisation hat dazu geführt, dass ein Gebiet der Entfaltung für fast alle Menschen heute weitgehend brachliegt: das der körperlichen Betätigung. (…) Es ist eine der verhängnisvollsten Entwicklungen der Zivilisation, dass zwar Institutionen zur Zerstreuung des Menschen in großen Umfang geschaffen werden, der Mensch dabei jedoch passiv bleibt.“

 


„L“ wie Limousine:
Der neue Rekord ist da


 

Der neue Rekord „L“ ist da. Das „L“ steht für Limousine. Die Opel Post stellt den Neuen in vielen Bildern vor: „Die leicht gerundeten Linien des Karosseriekörpers mit flacher Motorhaube, stärker geneigter Front- und Heckscheibe und breitem Fahrwerk verleihen dem neuen REKORD das kompakte Aussehen.“ Interessant wie immer die diversen Details, die sich die Entwickler seinerzeit einfallen ließen. Die Hardtop-Coupé-Version (oben rechts) mit ihrem fließendem Heck etwa verfügt über versenkbare Fensterpfosten, um den Insassen einen ungehinderten Panorama-Blick zur Seite zu bescheren.

 

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Auch ein schöner Rücken kann entzücken. Die Heckansicht (unten links) betont die breite Karosserie und die große Spurweite der neuen Hinterachs-Konstruktion – sie ist gegenüber dem Vorgänger um 48 Millimeter erweitert worden. Die neue Caravan-Version gibt’s auch fünftürig und in allen für die Linie verfügbaren Motorvarianten. Stärkstes Aggregat ist ein 2,2 Liter-Sechszylinder, der sowohl mit Schalt- als auch mit Automatikgetriebe angeboten wird.


„Lepo 1“ deckt auf:
Die Verkehrssünden im Werk


 

 

„Lepo 1, bitte melden.“ „Lepo“ ist die Rufbezeichnung des Verkehrsüberwachungsdienstes während einer Rundfahrt durch das Werksgelände. Es ist keine Abkürzung, sondern lediglich „Opel“ von hinten nach vorn gelesen. Die Opel Post ist einmal bei „Lepo 1“ mitgefahren, hat sich angeschaut, was die Kollegen von der Verkehrsüberwachung am Verhalten auf den Werkstraßen zu bemängeln haben – und festgestellt: „Dass draußen auf den Straßen die Verkehrsordnung beachtet werden muss, leuchtet den meisten ein; aber auch auf den Werkstraßen sich entsprechend zu verhalten, sehen manche Leute nicht ein.“

So macht die Reportage anschaulich, was bemängelt wird. Die Rundfahrer entdecken Hubwagen, die Feuerwehrhydranten zuparken (Bild oben), Lieferwagen, die Zebrastreifen zustellen, und Parkverbotsstreifen, die ignoriert werden. Sogar die Werksbahn, die dafür sorgt, dass der Waren- und Materialfluss permanent am Laufen bleibt, wird blockiert.

Das Verhalten auf den damals schon oft vollen Parkplätzen vor dem Werk ist ebenfalls ein Thema. Und dass die Kollegen von der Werkswache, die nur ihre Pflicht tun und versuchen, die Ordnung wiederherzustellen, dafür auch noch angepöbelt werden. „Diese Männer sind nicht zum Gängeln da“, stellt der Reporter fest.

 


Immer wieder schön:
Die Frau am Werk im Werk


Autos bauen ist eben keine reine Männersache. Ist es nicht erstaunlich, wie oft die Opel Post in den Ausgaben der fünfziger und sechziger Jahre, in die wir bereits geblickt haben, die Frau am Arbeitsplatz thematisiert? Warum sie das tut, bringt sie in diesem Bericht klar auf den Punkt: Es ist „nicht einzusehen, weshalb man immer wieder nur Schönheitsköniginnen kürt, der berufstätigen Frau aber, die sich in unserer modernen Industriewelt in oft schwerer Lebenslage bewährt, kaum Aufmerksamkeit entgegenbringt. Sie aber hat Ehrung verdient, weil ihr Leben eine sittliche Leistung ist.“

 

 

4.310 Frauen arbeiten im August 1966 im Rüsselsheimer Werk, davon 1.490 in der Verwaltung, das heißt: Fast 3.000 sind in der Produktion unterwegs. Und zwischen den harten Fakten erfreut der Bericht immer wieder mit Sätzen wie Paukenschlägen: „Man komme nicht mit der Bemerkung, die Frauen arbeiteten nur für Pelzmantel, den Fernsehapparat oder das Auto; sie legten auf eine komfortable Lebensführung mehr Wert als auf die Kinder und den Haushalt. Das mag vereinzelt zutreffen, gilt aber nicht allgemein.“ Das muss halt mal gesagt werden im Jahr 1966. Es wird Zeit, dass die Emanzipation beginnt.

 


Bis bald im Wald:
Die Produktion besucht das Prüffeld


 

Das Testzentrum Dudenhofen öffnet sich – aber nur intern. Seit 1. April ist das neue Prüffeld im südhessischen Wald in Betrieb. Die Tests brandneuer Opel laufen meist im Verborgenen ab. Für rund 500 Meister, Obermeister, Betriebsleiter und Hauptbetriebsleiter des eigenen Hauses öffnen die Prüfer nun aber ihre Türen.

Die Geschäftsleitung will den verantwortlichen Männern der Produktion Gelegenheit geben, einmal persönlich zu erleben, „wie die Opel-Produkte auf Herz und Nieren geprüft werden.“ Dabei erfahren die Gäste unter anderem, dass die Opel-Produktion in den vergangenen zehn Jahren eine Steigerungsrate von sage und schreibe 87 Prozent erfahren hat. Dass sich dadurch auf der Bedarf an Prüfungen drastisch erhöht hat, ist klar.

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Und wann geht’s raus auf die Pisten? Mehr noch als diese gesprochenen Ausführungen interessieren sich die Besucher natürlich dafür, Marter-, Prüf- und Messtrecken einmal persönlich kennenzulernen. Sie sind nun einmal Männer der Praxis. Am Nachmittag werden ihre geheimen Wünsche erhört.

 


Ein echtes Thema für die Presse:
100 Jahre Dampfwalze


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Die Dampfwalze wird 100 – und die Opel Post setzt ihr ein Denkmal.  Sie markierte nichts mehr und nichts weniger als einen „Wendepunkt im Straßenbau“. Denn mit ihr wurde es erstmals möglich, Fahrbahnen herzustellen, die nicht von eisenbereiften Rädern und den immer schwerer und zahlreicher werdenden Pferdefuhrwerken innerhalb von fünf Jahren zu Staub zermahlen wurden.

Erstmals griff im Sommer 1866 eine Dampfwalze in den Straßenbau ein. Die 20 Tonnen schwere Maschine presste in London die geschotterten Wege zum Hyde Park zu festen Straßen zusammen –in nur wenigen Stunden. Eine Kolonne Arbeiter mit Stampfern hätte dafür Wochen gebraucht.


Hier können Sie die komplette Opel Post-Ausgabe vom August 1966 herunterladen.

 

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Text: Eric Scherer