In den 1950er- und 60er-Jahren muss es beim „Deutschen Seifenkisten Derby“ so richtig heiß hergegangen sein. Auf einer Startrampe begann die Schussfahrt in den kleinen Rennwagen. Tollkühne Jungs rauschten – frenetisch angefeuert von ihren fanatischen Vätern – pfeilschnell den Berg hinab. Die Sieger wurden gefeiert wie Formel-1-Helden – das jedenfalls vermitteln die historischen Aufnahmen aus dem Opel-Archiv.
Revival am Niederrhein
Nun erlebt der antriebslose Bausatz ein Revival: Die ALT-Opel IG ist auf den Geschmack gekommen. Vom 8. bis 10. September treffen sich die Opel-Seifenkisten-Liebhaber auf dem Moerenhof in Xanten am Niederrhein. Susanne Panz organisiert das Treffen gemeinsam mit ihrem Mann Ludwig „Rolo“ Roeloffzen für die ALT-Opel IG. Gleich zu Beginn des Gesprächs schränkt sie ein, dass es kein Rennen geben wird. Das sei zu aufwendig. Vielmehr soll das Thema wieder angestoßen werden. Es werde eine zwanglose Präsentation alter und neuer Fahrzeuge geben – verbunden mit der Gelegenheit zum netten Plausch unter Marken-Liebhabern.
„Wer in Xanten vom 08. bis 10. September dabei sein will, soll sich bitte unbedingt vorher anmelden.“
– Susanne Panz –
Mit und ohne Opel, mit alter oder neuer Seifenkiste, als Besucher oder Mitglied der ALT-Opel IG. Weitere Informationen: susanne.panz@t-online.de.
Susanne Panz rechnet mit etwa 20 bis 30 Opel-Fahrzeugen inklusive Seifenkisten. Eine davon wird die Konstruktion von Tochter Jennifer (23) und ihrem Freund Sebastian Firnges (20) sein. Beim Gespräch mit den beiden wird schnell deutlich, dass die beiden Studierenden jede Menge Konstruktionsaufwand betreiben und nichts dem Zufall überlassen. Bis auf den Millimeter genau ist alles geplant, was Sebastian, angehender Chemiker, eindrucksvoll mit einem überdimensionalen Bauplan, auf dem das Fahrzeug 1:1 abgebildet ist, unter Beweis stellt.
Konstruktion mit 3-D-Modellen
Seit jeher müssen Seifenkisten-Profis die Quadratur des Kreises bewerkstelligen: Der kleine Flitzer muss leicht und wendig, gleichzeitig schnell und stabil sein. Viel Platz im Inneren bleibt da nicht. „Es gibt keinen Sitz und keine Rückenlehne“, sagt Jennifer. Schützenhilfe beim Bau des antriebslosen Rennsatzes erhalten die beiden von Sebastian Firnges‘ Vater. Er unterstützt tatkräftig beim Bau des Einsitzers, damit das 1,90 Meter lange und 50 Zentimeter breite Gefährt im September bewundernde Blicke erntet. Aber nicht nur der 20-Jährige kann sich über das Handwerkskönnen seines Vaters freuen. Auch Jennifer Panz‘ Vater, Ludwig Roeloffzen, „ein begnadeter Bastler“, hat sich für seine Tochter schon so einige Stunden als Schrauber verdingt – und ihr einen Opel Rekord P2 restauriert.
Bewundernde Blicke dürften Jennifer und Sebastian auch beim Seifenkisten-Treffen sicher sein. Schließlich überlässt Familie Panz in Sachen Opel und Ästhetik nichts dem Zufall. Das Ehepaar pflegt den Lifestyle der 1960er-Jahre ausgiebig in den eigenen vier Wänden: Am Wochenende geht es zudem häufig stilecht auf eine Ausfahrt mit einem Opel-Oldtimer.
„Großer Opel-Preis“:
7.000 D-Mark für den Sieger
Die Marke mit dem Blitz war bei den Rennen in den Jahren von Rock’n Roll, Petticoat und Wirtschaftswunder stets mit dabei: Ab 1948 förderte Opel das „Deutsche Seifenkisten Derby“ und wirkte auch an den Regeln für die Konstruktion der kleinen Flitzer mit. Standesgemäß gehörten zum Opel-Sortiment nicht nur Ersatzteile für Kadett, Kapitän & Co: Bestellen ließen sich auch Räder und andere Bauteile für Seifenkisten. Noch 1970 gab es den „Großen Opel-Preis“, dessen Sieger 7.000 D-Mark als Ausbildungsbeihilfe erhielt und zur Weltmeisterschaft in die USA fuhr. 1971 trat Opel dann letztmals als Sponsor des Seifenkisten-Derbys auf, das es übrigens bis heute gibt (www.dskd.org).
Opel & Seifenkistenrennen: Das findet sich im Netz
Eine Foto-Slideshow auf YouTube erinnert an das letzte von Opel geförderte „Deutsche SeifenKisten Derby“ im Jahr 1971.
Bewegte Bilder gibt es vom Rennen 1970 in Duisburg. Auch hier waren die Rüsselsheimer unübersehbar vertreten.
Auf den Seiten des Verbandes „Deutsches SeifenKistenDerby e. V.“ findet sich ein Abriss der Geschichte dieses Sports seit 1904.