Behind the scenes: The Manta GSe ElektroMOD was not created just anywhere. It was created at Opel itself. Here, colleagues from the Concept Workshop connect the Pixel Vizor with LED technology.

Made by Opel

Es ist ein Auto, das Emotionen weckt, das die Menschen begeistert, das die Linearität der Zeit herausfordert: Erschaffen vor fünf Jahrzehnten, umgebaut zu einem Opel der Zukunft – der Manta GSe ElektroMOD. Doch wer oder was hat da eigentlich für die Initialzündung gesorgt? Den Start markierten zum einen die Opel Classic-Experten, die den Trend in der Szene zu ‚RestoMods‘, also klassischen Fahrzeugen mit modernen Antrieben, genau verfolgt haben. Dann sind da Designer, die bei einer sonntäglichen „Cars und Coffee“-Ausfahrt durch den Taunus die Idee durchspielten, einen Klassiker zu elektrifizieren. Gleichzeitig ist die E‑Offensive von Opel mit neuen Modellen wie dem Opel Mokka-e im vollen Gange.

Aus purer Liebe zum Auto:
Die Initialzündung für den Neoklassiker

Die Idee also stand im Raum: Warum nicht einen Opel-Klassiker elektrisch zu neuem Leben erwecken? Mit sattem Drehmoment für schnelle Sprints ohne großes Getöse. Nur ein Traum? Nein, viel mehr. Entscheidend war, dass sich im Spätsommer 2020 all diese Kollegen zusammenfanden, weitere Mitstreiter begeisterten und gemeinsam begannen, die Idee umzusetzen. An welchem Klassiker sie das RestoMod-Experiment wagen wollten, war schnell klar – dem Manta A. War es doch das Modell, das Pate bei der Entwicklung des Opel Vizor, des neuen Opel-Markengesichts, stand.

Teamarbeit: Zu sehen sind (von links) Michael Splieth, Roman Rudek und Mario Heymann, sowie rechts am Auto Tony Bailey von der Concept Werkstatt. Peter Junghanns (hinten links am Auto) ist Opel Brand Manager, Pierre-Olivier Garcia (rechts) globaler Opel Brand Designer.

Manta in 3D: Bevor das Team mit der Planung des Umbaus startete, wurde im N20 ein digitaler Scan angefertigt.

Aus der Classic-Sammlung:
Ein Teileträger erwacht

Im rund 500 Fahrzeuge umfassenden Bestand von Opel Classic fanden sich zwei Manta A, die für dieses Projekt in Frage kamen. Das Team entschied sich für ein orangefarbenes Modell mit schwarzem Vinyldach und Automatik-Getriebe, welches Opel 1988 geschenkt bekommen hatte. Aus erster Hand, von einer Dame aus Wiesbaden. Sie hatte den Manta 1974 neu gekauft und 14 Jahre lang gefahren. Es war noch unrestauriertes Exemplar, vielleicht eher ein Teileträger. Karosserieseitig war der Wagen allerdings noch gut in Schuss, es musste lediglich an zwei Stellen ein wenig geschweißt werden. Die markante Farbe – das neue Opel-Gelb – hat die Lackiererei der Service Werkstatt erst aufgetragen, als der Wagen bereits elektrifiziert und vom TÜV abgenommen war.

Die original Manta A-Sitze von damals kamen nicht in Frage, sie hatten nicht einmal Kopfstützen – das will sich heute niemand mehr vorstellen, geschweige denn, so Auto fahren. Daher hat das Team auf Recaro-Sitze zurückgegriffen, wie sie auch im Opel ADAM S verbaut waren. Die passten nicht so ohne weiteres hinein, mussten für dieses Modell maßgeschneidert werden. Dabei konnte das Team der Concept-Werkstatt auf einen digitalen Scan zurückgreifen, den 3D-Modelleure in Zusammenarbeit mit Kollegen aus dem Design angefertigt hatten.

Die Kollegen der Service Werkstatt haben ihre Expertise eingebracht: Die Spengler Ünsal Keser (sitzend) und Stefan Weber nehmen Anpassungen nach dem Lackieren vor.

Mit Augenmaß: Bevor der schwarze Lack aufgetragen wird, klebt Designer Pierre-Olivier Garcia die Karosserie mit einem Spezial-Tape ab.

Ein Statement in Opel-Gelb: Der Lackierer Florian Schmitt bei letzten Finisharbeiten.

Mit Liebe zum Detail: Karosseriespengler Ünsal Keser kontrolliert den Lack am Heck.  

Aus besten Zutaten:
Elektrisch und digital

„Die Mischung aus Zeitgeist von damals und heute ist absolut faszinierend“, erklärt Pierre-Olivier Garcia, Opel Global Brand Design Manager, stellvertretend für das Manta GSe-Team. Denn das Entwicklungsteam wollte die ursprüngliche Faszination des Klassikers erhalten und zugleich Top-Innovationen ins Spiel bringen. Die Fahrzeugfront und das Armaturenbrett spiegeln diesen Balanceakt besonders eindrucksvoll wider. Im Innenraum ist ein volldigitales Cockpit mit großflächigen Touch-Displays eingezogen, die analogen Anzeigen verschwanden. Gleichzeitig blieben die Lüftungsklappen und Heizungsregler aus den Siebzigern erhalten. An dieser Stelle unterstützte besonders der Modellbaubereich.

Da die eigentliche Funktion des Kühlergrills, die Kühlung des Motors, bei einem RestoMod nur eine Nebenrolle spielt, tat sich für das Team förmlich eine Freifläche auf und man packte an die Front des Neoklassikers ein optisches Highlight – den Pixel Vizor. Das Display kann zum Beispiel Botschaften in Wort und Zeichen mitteilen. „Allerdings nur, wenn das Fahrzeug steht. Während der Fahrt muss es ausgeschaltet sein, das ist vom TÜV vorgeschrieben“, erklärt Peter Junghanns, Opel Brand Manager. Auch Stoßstangen gibt’s an diesem Manta keine. Aber auch hier gilt: Typische Style-Elemente des Manta A blieben erhalten. Die dreidimensional gestalteten LED-Rückleuchten etwa sind den runden Rückleuchten des Originals nachempfunden. Junghanns: „Der Umbau war ein gewaltiges Stück Arbeit für die Karosseriebauer der Service Werkstatt und die Kollegen der Concept Werkstatt.“

Matte Schönheit: Noch fehlt der Klarlack, der Motorraum ist bereits abgeklebt.

Ein Klassiker wird digital: Tony Bailey erweitert die Bordelektrik für den Pixel Vizor und das Pure Panel.   

Aus Erfahrung: Hinterradantrieb
mit manuellem Getriebe

Beim Thema Getriebe hat sich das Team das Leben selbst schwer gemacht – und das ganz bewusst. Die Erstbesitzerin hatte für ihren Manta A ein Automatik-Getriebe gewählt. Dieses war technisch noch immer in Ordnung. Aber es war eher eine Seltenheit für einen Manta der Siebziger. Das Opel-Team wollte das klassische Viergang-Getriebe für den ElektroMOD, wie es seinerzeit millionenfach verbaut wurde. Also konstruierten die Techniker eine Adapterplatte, mit der sich das Opel-Getriebe mit einer größeren Kupplung verbinden ließ. Nun wurde noch eine längere Kardanwelle aus dem Teileregal von Opel Classic benötigt. Die Bremsanlage wurde der erhöhten Fahrzeugleistung angepasst. An der Vorderachse wurden größere Stopper verbaut, und an der Hinterachse wurde von Trommel- auf Scheibenbremsen umgerüstet.

Das Fahrwerk ist vorn schön straff, hinten etwas weicher abgestimmt, damit der Manta immer reichlich Traktion an der Hinterhand hat. Schließlich ist der ElektroMOD der stärkste Manta aller Zeiten – Tuning- und Rennsportversionen ausgenommen. Power und Drehmoment des Synchronmotors mit 108 kW/147 PS müssen also vom klassischen Hinterradantrieb auf die Straße gebracht werden. Für gute Traktion und einen niedrigen Schwerpunkt wurde die 31 kWh-Lithium-Ionen-Batterie im Kofferraum so weit vorne wie möglich eingebaut. Im Manta GSe können weiterhin vier Erwachsene reisen und der Gepäckraum reicht für einen zweiwöchigen Italienurlaub.

Handarbeit: Opel Classic-Experte Jens Cooper montiert die Türverkleidungen, Schlösser und diverse Leisten.

Heckansicht: Die dreidimensional gestalteten LED-Rückleuchten haben die Designer den runden Rückleuchten des Originals nachempfunden.

Unterm Strich wiegt der Manta nach dem Umbau zum ElektroMOD 1.137 Kilogramm – 175 Kilos mehr als das Original, aber immer noch deutlich weniger als viele moderne Autos mit Verbrennungsmotor. Bei normaler Fahrweise kommt der GSe auf 200 Kilometer Reichweite, bei etwas zurückhaltendem Fahrstil auch darüber hinaus. Und wie es sich für einen Opel-Stromer gehört, kann auch der E-Manta „rekuperieren“. Um die Energierückgewinnung zu aktivieren, muss der Fahrer einen im Handschuhfach montierten Schalter betätigen.

Aus Liebe zum Auto: Tradition
und Moderne lassen sich erfahren

Und wie fährt sich der Manta GSe ElektroMOD? Jens Cooper, Mitarbeiter der Classic Werkstatt, lädt zur Probefahrt. Den Motor startet er stilsicher über den Zündschlüssel – nahezu geräuschlos rollt der Manta aus der Halle K6 raus aufs Rüsselsheimer Werksgelände. Dann hat er die Wahl, ob er den vierten Gang einlegt und einfach losfährt: „Das Drehmoment des E-Motors ist hoch genug, um alles in einer Übersetzung abzuspulen.“ Ein Klassiker-Experte aber fährt den Manta, wie es sich eben gehört und schaltet sauber durch die vier Gänge des Opel-Getriebes. Dabei beschleunigt der Manta GSe immens. „Dennoch genießt du ein ganz ähnliches Fahrgefühl wie im Original – wobei unser Manta GSe in Sachen Dynamik das damalige Topmodell GT/E sogar übertrifft“, erklärt Jens Cooper. „Besonders in den unteren Gängen spürt man das hohe Drehmoment des E-Motors – und erlebt zugleich das 70er-Jahre Feeling – einfach großartig.“ Es ist ein Fahrzeug wie Opel noch keines gebaut hat. Eines, das die Menschen bewegt und eines, das durch eine großartige Teamleistung erst möglich wurde.

Geschafft! Das Team der Concept Werkstatt zusammen mit dem Designer Pierre-Olivier Garcia (vorne links) und dem Projektmanager Peter Junghanns (dritter von rechts) mit dem Manta GSe RestoMod.

Erste Probefahrt: Opel Classic-Experte Jens Cooper durfte als Erster die Fahrqualitäten des Manta GSe RestoMOD testen. Sein Fazit: „Meine Erwartungen wurden übertroffen – bei weitem.“

Tradition trifft auf Moderne: Ein Blick auf das digitale Pure Panel, flankiert vom original Sportlenkrad und dem manuellen Schalthebel.

Streben nach Perfektion: Manchmal wurde es an unerwarteter Stelle knifflig, so zum Beispiel beim Sitzeinbau. Für eine möglichst tiefe Sitzposition hat Michael Splieth von der Concept Werkstatt sein ganzes Know-how eingebracht. Er veränderte Aufnahmepunkte und Halterungen so lange, bis alle zufrieden waren.  


August 2021

Text: Eric Scherer; Fotos: Nuno Campos, Dani Heyne, André Tillmann, Andreas Liebschner, Chris Adam