Es gehört zu den Besonderheiten, dass viele Opel-Mitarbeiter ein ganzes Berufsleben lang dem Unternehmen treu bleiben. Doch das Jubiläum, das Christiane Kessler, Frank Kriesche, Kerstin Rullkötter, Elke Schleidt-Frank und Gerald Melchior jetzt gefeiert haben, das gab es so wohl noch nie: Alle fünf Kollegen sind am 1. September 1982 gemeinsam in Rüsselsheim ins Berufsleben gestartet. Und heute, 40 Jahre später, arbeiten sie noch immer bei Opel – gemeinsam im Personalbereich.
Das muss natürlich gefeiert werden! Unter dem Motto „200 Jahre Opel“ haben die fünf Jubilare zahlreiche Kollegen und Weggefährten nach Rüsselsheim eingeladen. „Ich bin ja auch schon lange dabei, aber so ein Jubiläum habe ich noch nie erlebt“, sagte Ralph Wangemann. Der Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor kam mit einer Delegation, um persönlich seine Glückwünsche zu überbringen. Und wir waren für die Opel Post dabei, um zu erfahren: Was bedeutet es, bei Opel zu arbeiten? Denn wer sollte das besser wissen, als diese Fünf?
Für Christiane Kessler stand von Anfang an fest: „Ich bleibe drei Jahre bei Opel – dann bin ich weg.“ Mit der Ausbildung in Rüsselsheim zum Industriekaufmann („die Bezeichnung Industriekauffrau gab es 1982 noch nicht“), wollte sie lediglich die Wartezeit bis zu ihrem Zahnmedizinstudium überbrücken. „Was soll ich sagen?“, sagt sie lachend, „es kam anders.“ Da waren die anderen Ausbildenden, die ihr sofort ans Herz gewachsen sind. Ein Job, der ihr unheimlich viel Spaß gemacht hat. Ein Unternehmen, das ihr „so unglaublich viele Möglichkeiten eröffnet hat.“
„Bei Opel zu arbeiten, umfasst viele Chancen, immer Neues, tolle Kollegen!“
Sie blieb, studierte berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre, hatte Budgetverantwortung, leitete Sonderprojekte oder beschäftigte sich mit Arbeitsrecht. Heute ist sie HR Business Partner. „Und der Gedanke zu wechseln, stellte sich nie“, sagt sie. Gleiches gilt auch für ihr Lieblingsmodell: „Das ist und bleibt der Corsa.“ Jenes Modell, das neu auf den Markt kam, als sie 1982 ins Unternehmen eingestiegen ist. Und das aktuell ebenfalls seine 40-jährige Zugehörigkeit zu Opel feiert.
Christiane Kessler
Frank Kriesche
Die Oma, der Vater, der ältere Bruder, der jüngere Bruder – alles Opelaner. Für Frank Kriesche war die Entscheidung zu Opel zu gehen, auch die Fortführung einer Familientradition. So war er auch nicht aufgeregt, als er am 1. September 1982 am Bahnhof ausstieg und in Richtung Hauptportal lief – „es war mehr wie ein Nachhausekommen.“ Das hat sich bis heute nicht verändert. Er ist tief im Konzern verwurzelt, sein Netzwerk riesig. Im „Referat für Auslandsentsendungen“ ist er seit 28 Jahren tätig. Alle Kollegen, die zeitweise im Ausland arbeiten, werden von im personalseitig betreut. Ebenso alle, die nach Rüsselsheim kommen.
„Bei Opel zu arbeiten, bedeutet auch, eine Tradition fortzuführen.“
Einiges hat sich in den vier Jahrzehnten verändert: Astra statt Kadett, Outlook statt Briefmarke, SAP-Software statt Aktenordner. Selbst das Lieblingsgericht in der Kantine – „früher war das Currywurst, heute lieber vegetarisch.“ Geblieben ist die Faszination fürs Produkt: Ob elektrischer Antrieb oder Wasserstoff – Frank Kriesche verfolgt die Wege, die das Unternehmen einschlägt, mit viel Interesse. Sein nächster Opel soll ein Grandland Plug-in-Hybrid werden. Ein Fragezeichen gibt es lediglich bei der Fortführung der Familientradition. Seine Töchter sind Lehrerinnen geworden – „ich setze daher voll auf meinen Neffen.“
An eine Szene vom 1. September 1982 hat sich Kerstin Rullkötter in den letzten Tagen schon mehrfach zurückerinnert. Ein Mitarbeiter trat damals vor die neuen Azubis und referierte über die Betriebsrente. „Wir waren irritiert. Betriebsrente – was hat das mit uns zu tun?“, erzählt sie lachend. Seither seien gefühlt erst drei Wimpernschläge vergangen. „Und doch ist es 40 Jahre her – unglaublich!“, sagt sie kopfschüttelnd. Das vorherrschende Gefühl, das sie seit Tagen begleite, sei Verbundenheit. „Das hier“, sagt sie und macht eine ausholende Geste durch den Saal, in dem sich die vielen Gäste, Kollegen und Vorgesetzten versammelt haben.
„Bei Opel zu arbeiten, verbinde ich mit Stolz.“
Auf der anderen Seite erfüllt es sie mit Stolz, „darauf, sich in einem globalen Unternehmen so vielfältig eingebracht zu haben.“ An der Seite von Entwicklungschefs, Vorstandsvorsitzenden, Aufsichtsratsvorsitzenden hat die Betriebswirtin viele Jahre unternehmenspolitische und strategische Entwicklungen hautnah begleitet. Als verantwortliche Projektleiterin für HR-Sonderprojekte hat sie selbst Innovationen vorangetrieben, wie die Einführung eines T&E Service Centers in Polen, zuletzt den Aufbau des Impfzentrums in Rüsselsheim oder die Einführung von Homeoffice, als die Pandemie das angestammte Arbeitsmodell von einem Tag auf den anderen Tag hinfällig machte. Als der Personalchef Ralph Wangemann mit einer Delegation den Raum betritt, schickt Kerstin Rullkötter hinterher: „Wertschätzung – auch das ist für mich eine der herausragenden Säulen der Opel-Firmenkultur.“
Kerstin Rullkötter
Elke Schleidt-Frank
„Die hier“, sagt Elke Schleidt-Frank und deutet auf eine junge Frau, die schüchtern in die Kamera lächelt, „das bin ich.“ Das Foto zeigt sie und Christiane Kessler im Kreis der Abschlussbesten der IHK Darmstadt der Winterprüfung 1984/85. Eine Seite aus der Opel Post, die nebenan hängt, trägt die Überschrift „Traumnoten: Unsere Azubis sind Spitzenklasse“. Der Azubi-Jahrgang, zu dem die Jubilare gehört haben, hat bei seinem Abschluss nach zweieinhalb Jahren mit außergewöhnlich guten Noten für Furore gesorgt. Die Industriekaufleute haben sich besonders hervorgetan: „Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft, das hat uns beflügelt“, sagt Elke Schleidt-Frank, die heute die Betriebliche Alters- und Hinterbliebenversorgung in Rüsselsheim betreut.
„Bei Opel zu arbeiten, bedeutet für mich, angekommen zu sein.“
Gerne erinnert sich die Jubilarin an die Skifreizeiten zurück. „Jedes Frühjahr fuhren wir nach Gerlos – aktive und ehemalige Auszubildende. Unser Berufsschullehrer Hans-Jürgen Barwirg hatte diese Fahrten privat organisiert; leider ist er inzwischen verstorben.“ Beim Stichwort „Skifreizeit in Gerlos“ kommen die anderen Jubilare hinzu. Erinnerungen werden ausgetauscht. Über die eisigen Temperaturen, die verschneite Hütte am Berg, den legendären Norweger-Pulli von Frank Kriesche. Es sind Momente wie diese, die Elke Schleidt-Frank meint, wenn sie sagt: „Bei Opel zu arbeiten, bedeutet, Teil einer Gemeinschaft zu sein, angekommen zu sein.“
Andere wollten Testfahrer in Dudenhofen werden. Oder zur Werksfeuerwehr. Gerald Melchior wusste vom ersten Moment an: „Das Kaufmannswesen – das ist meine Welt!“ Mit Hingabe spricht er über die Aufgaben der Zeitverrechnung, über die Raffinessen von SAP-HR-Modulen. „Ja, ich weiß, das ist nicht jedermanns Sache“, räumt er ein, „aber eben meine.“ Und weil er so tief in der Materie steckt, berät der HR Professional heute SAP-Nutzer, darunter beispielsweise Meister im Werk, wenn sie mal nicht weiterkommen.
„Bei Opel zu arbeiten,
ist ein Gefühl wie
wennste fliechst.“
Die gleiche Hingabe wie für SAP-Module, kann Gerald Melchior aber auch für Zylinder und Hubraum aufbringen. Er schwärmt von seinem Manta GSi, den er sich nach seiner Ausbildung geleistet hat. Wie er überhaupt findet, dass jeder, der ein Fan der Marke ist, mal auf einem Manta-Treffen gewesen sein muss. Das Herz von Opel, das schlägt seiner Meinung nach auf dem Rüsselsheimer Werksgelände. Dort, wo der Astra vom Band läuft. Immer dann, wenn zum Schichtwechsel die Kollegen aus den Hallen strömen. Auf die Frage, was es ihm bedeutet, bei Opel zu arbeiten, antwortet er, ohne zu zögern in Anlehnung an den legendären Heckscheibenaufkleber: …. „ein Gefühl wie wennste fliechst.“ Und wir haben das Gefühl: Viel näher können wir der Antwort darauf, was den Opel-Geist ausmacht, nicht kommen.
Gerald Melchior
September 2022