Heute führt uns der Weg in den hohen Norden nach Schleswig-Holstein, genauer gesagt an den Rand der Holsteinischen Schweiz. Unweit des Ostseebades Hohwacht befindet sich der charmante Luftkurort Lütjenburg, 5.300 Einwohner zählt die Gemeinde mit ihrer sehenswerten historischen Altstadt. Wir sind hier, um einen Opel-Händler zu besuchen, der die Historie der Marke nicht nur gut kennt – er lebt sie.
Oldtimer zur Begrüßung
Auf dem Hof von Opel Barleben werden wir begrüßt von einem GTC OPC und einem Opel GT der Neuzeit, um die Ecke parken zwei Calibra. Warum sieht man die eigentlich kaum noch auf der Straße? Die Antwort ist leicht: Weil sie Klassiker geworden sind. Die ersten Calibra zum Beispiel sind inzwischen über 30 Jahre alt. Und doch wirkt das Modell noch immer modern mit seinem sensationellen cw-Wert von 0,26, der ihm damals den Titel „Aerodynamik-Weltmeister“ einbrachte. Auf den zweiten Blick fällt uns ein Buchsbaum in Form eines Opel-Blitzes auf. Ein botanisches Kunstwerk, das von der Liebe zur Marke zeugt.
Eine Hingabe, die sich auch in den Klassikern widerspiegelt, die sich in vielen Jahren in der Sammlung des Inhabers Roland Barleben zusammengefunden haben, darunter auch ein Steinmetz-Manta, der sich vor zwei Jahren zum 50. Geburtstag der Sportcoupés bei der Jubiläumsveranstaltung am Timmendorfer Strand präsentierte. Es gibt kein Klassikertreffen im Norden der Republik, auf dem Roland Barleben noch nicht zu Gast war. Da kommt er auch schon mit einem sympathischen Grinsen und einem „Moin“ auf den Lippen um die Ecke. Er ist ein ruhiger und besonnener Mensch, der gerne ein Ohr für andere hat, aber auch selbst viel zu erzählen weiß. Man fühlt sich sofort wohl und gut aufgehoben in seiner Gegenwart. Sicherlich eines seiner Erfolgsrezepte für dauerhafte Kundenbindungen. Und einige seiner Kunden, mit denen er seit vielen Jahren eng verbunden ist, hat er heute zu einem spontanen Opel-Klassikertreffen eingeladen.
Traum vom Autohaus
Immerhin 30 Jahre ist es her, es war der 14. März 1992, als Roland Barleben mit Vater Rudi und seinem jüngeren Bruder Rüdiger das Projekt „Opel“ auf der grünen Wiese startete. Dort, wo vorher nur der Zirkus ab und an gastierte, bauten sich die Drei ihren Traum vom Autohaus. Von Corsa-e bis Astra – Attraktionen gibt es seither hier dauerhaft zu bewundern. Und den Drahtseilakt zwischen traditioneller Mechanik und moderner Mechatronik beherrscht das Unternehmen wie selbstverständlich.
Der Hof des Autohauses füllt sich: Ein roter Rallye Kadett aus dem Jahre 1976 fährt vor, gefolgt von einem Irmscher Manta B. Während der Inhaber Kaffee verteilt, gesellt sich Markus Voß zu uns. Er ist ein ehemaliger Mitarbeiter, der bis heute einen Schlüssel für das Autohaus besitzt und davon noch rege gebraucht macht, als wäre es die normalste Sache der Welt: „Das ist hier kein Betrieb, sondern eine Familie.“ Kein anderer Satz erklärt besser, mit welchem Selbstverständnis Roland Barleben sein Unternehmen führt.
Sonderklausel mit Kuchen
Stolz präsentiert Markus Voß seinem ehemaligen Chef seine neueste Errungenschaft: einen Omega B, Baujahr 2000. Den 3,0 Liter, 6-Zylinder hat er aus erster Hand mit nur 99.000 km auf dem Tacho für einen sehr überschaubaren Preis von einer netten, älteren Dame übernommen. Diese ließ es sich nicht nehmen, den Wagen mit einer Sonderklausel im Vertrag zu verkaufen: Nach Fertigstellung der Restaurierungsarbeiten, muss der Käufer mit dem Omega nochmals bei ihr vorfahren, um die Freigabe der Arbeiten mit zwei Stücken Kuchen besiegeln zu können. „Der Kuchen ist dir sicher“, sagt Roland Barleben nach einer kurzen Inspektion des Omega.
„Das ist hier kein Betrieb,
das ist eine Familie“
Ein Astra G Cabrio in der Linea Rossa Edition fährt auf den Hof. „Sie ist jeden Morgen die Erste, die du siehst, wenn du hier reinkommst“, erklärt Roland Barleben mit stolzer Stimme. Laura Wellendorf ist mit 24 die Jüngste im Team, aber doch schon so etwas wie die gute Seele des Unternehmens, sagt der Inhaber. Sie liebt nicht nur ihren Astra, sondern ihren Job. Und gibt alles, wenn es um die Zufriedenheit der Kunden geht. Barleben: „Sie wartet geduldig auf der Zulassungsstelle bis alle Kunden ihre Wunschkennzeichen bekommen haben – garantiert!“
Manta, Kadett und Co.
Noch mehr Fahrzeuge bevölkern das Gelände. Dabei ein Manta B 400 und ein Rallye Kadett, der unter anderem die 9. Rallye Elbflorenz erfolgreich und ohne Pannen absolviert hat. Auf dessen gelb lackiertem Dach prangt eine Unterschrift von Walter Röhrl. Axel Gnutzmann, der Pilot, erzählt stolz, dass er die Rallye-Legende bei einer Veranstaltung in Hamburg getroffen hatte. Auf die Bitte nach einer Unterschrift, zögerte Röhrl nicht lange und verewigte sich mit dem Stift auf seinem ehemaligen Arbeitsgerät.
30 Jahre ist es her, dass Roland Barleben mit Vater Rudi und seinem jüngeren
Bruder Rüdiger das Projekt „Opel“ auf der grünen Wiese startete.
Sabrina und Sascha Klopp steigen aus Ihrem Manta i240 aus. Nicht ohne ein leckeres Gastgeschenk – ein ganzes Blech selbst gebackenen Apfelkuchen. Ohne Kuchen scheint im hohen Norden nicht viel zu gehen. „Hier kommen die Kunden mit Selbstgebackenem selbst am Wochenende gerne vorbei“, bestätigt der Inhaber und nimmt einen großen Bissen. Zum Abschluss des Tages unternimmt die Gruppe eine kleine Tour zur nahegelegenen Ostsee. Bei schönstem Sonnenschein lassen sie den Tag ausklingen. Und natürlich gibt es auch noch das ein oder andere Stück Kuchen.
September 2022