Ausbildung als Karrieresprungbrett

Opel heißt dieses Jahr wieder 170 neue Auszubildende an den Standorten in Rüsselsheim, Eisenach, Bochum und Kaiserslautern willkommen. Die qualifizierte Berufsausbildung im Unternehmen hat nicht nur eine 162 Jahre lange Tradition mit aktuell zehn Ausbildungsberufen und sechs Studiengängen – sie ist auch ein Karrieresprungbrett für den weiteren Werdegang. Wie der beispielsweise aussehen kann, darüber berichten fünf Kolleg:innen, die sich für einen Karrierepfad im Rüsselsheimer Stammwerk entschieden haben.

Tim Schöneberger

Ob Facelift oder Vorserienfertigung: Der Gruppenleiter verantwortet mit seinem Team die Logistik für neue, veränderte Bauteile.

Das Fertigen von Autos basiert auf einer riesigen Logistikmaschinerie, die permanent in Bewegung ist. Tim Schöneberger leitet jenes Team, das auf einen besonders komplexen Part spezialisiert ist: Es hält die Lieferkette aller veränderten Bauteile beispielsweise bei einem Modelljahreswechsel oder einem Facelift am Laufen. In enger Abstimmung mit den Engineering-Kollegen, Lieferanten und der Produktionssteuerung müssen die neuen Bauteile bestellt, in den Werkssystemen eingepflegt werden, um für den Einbau an der Linie in höchster Qualität bereit zu stehen. Auch Vorserienteile – sie werden in einem extra Lager vorgehalten – fallen in den Aufgabenbereich des 28-jährigen Gruppenleiters. Es ist eine verantwortungsvolle Funktion, in die der gelernte Industriekaufmann nach und nach hineingewachsen ist.  

„Es war ein großer Schritt für mich, als mein Vorgesetzter vor drei Jahren fragte, ob ich als Gruppenleiter das Team führen möchte“, erinnert er sich. Damals ist er gerade mal 25 und befindet sich noch mitten in seinem berufsbegleitenden BWL-Studium. Nach kurzer Bedenkzeit entscheidet er: „Ich mach das!“ Schließlich hat er bereits vielfältige Erfahrungen gesammelt: Als Materialdisponent bei der Koordination und Überwachung der Teilebestellung oder als Launch Koordinator – einer damals neu geschaffenen Stelle – bei der Betreuung von Lieferketten neuer Modelle. Beim Auslandseinsatz im französischen Werk in Poissy hat er zudem neue Systemwelten kennengelernt. Heute nach drei Jahren weiß er, dass es mehr braucht, als nur fachliches Know-how, um ein guter Gruppenleiter zu sein: „Es ist eine herausfordernde wie spannende Aufgabe: In einem Team treffen unterschiedliche Charaktere und Erfahrungswelten aufeinander – davon profitiere auch ich. Man ist quasi dazu gezwungen, sich permanent fachlich wie persönlich weiterzuentwickeln.“  


Laura Homberg

Als Zerspanungsmechanikerin gestartet, hält die 29-Jährige heute mit ihrem Alarm-Team die Linie am Laufen.

Wenn sich bereits Uropa, Opa und Papa für Opel entschieden haben, ist die Wahl des Arbeitgebers quasi Familiensache: Im September 2015 beginnt Laura Homberg in Rüsselsheim ihre Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin. Und es ist genau ihr Ding. Ein Stück Metall zu drehen, zu fräsen, zu formen. Aus dem Nichts etwas zu erschaffen. Es ist eine ästhetische Arbeit, findet sie. Aber auch anspruchsvoll. „Eine 5-Achs-Maschine zu programmieren, erfordert einiges an Know-how.“ Fünf Jahre ist es her, dass sie ihr Ausbildungszertifikat überreicht bekommen hat. In ihrem gelernten Beruf hat sie seither jedoch „nicht eine Sekunde gearbeitet“. Und doch würde Laura Homberg alles noch mal genauso machen: Bei Opel Special Vehicles im Anschluss an die Ausbildung in die Logistik-Welt eintauchen, den Logistik-Meister mit IHK-Abschluss anstreben, um heute als Kolonnenführerin eines der so genannten Alarm-Teams zu leiten.

Das Team umfasst bis zu zehn Mitarbeitende. Dessen Aufgabe ist es, benötigte Bauteile außerhalb des Prozesses an die Linie der Fertig- und Endmontage zu liefern. „Wir sind die Feuerwehr – fehlt beispielsweise ein Emblem, werden wir aktiv.“ Es ist ein anspruchsvoller Job, aufreibend und hektisch, die Sequenzstabilität muss stimmen. „Ich bin es, die sich rechtfertigen muss, wenn die Linie zum Stehen kommt“, sagt sie. Sich als Frau in der männerdominierten Welt der Fertigung zu behaupten, sei ihr nicht schwergefallen: „Ich werde respektiert – und dank des Gabelstaplers bin ich den männlichen Kollegen auch kräftemäßig ebenbürtig“, sagt die 29-Jährige, die nicht nur andere für sich arbeiten lässt, sondern auch gerne selbst mit anpackt. Sie habe bei Opel nicht nur eine erfüllende Aufgabe gefunden, sondern Familie: „Wir stehen als Team zusammen, der Zusammenhalt ist großartig – auch außerhalb der Arbeit“, sagt sie. Nicht zuletzt hat sie bei Opel auch ihren heutigen Mann kennengelernt. Opel ist eben Familiensache.


Lennart Platen

Als Projektspezialist treibt der einstige Duale Student die Automatisierung und Digitalisierung im Werk voran.

Drei Dinge sind Lennart Platen wichtig, als er sich während dem Abitur auf die Suche nach einer Ausbildung macht: Technisch soll sie sein, mit viel Praxisbezug und das in einem Unternehmen, das viele Entwicklungsmöglichkeiten bereithält. „Bei Opel habe ich all das vorgefunden“, bilanziert er heute, sechs Jahre, ein Systems Engineering-Studium kombiniert mit einer Ausbildung zum Mechatroniker später. Neben ihm rollt ein AGV, ein fahrerloses Transportsystem, bestückt mit Bauteilen für die Produktionslinie. Dessen Einsatz im Rüsselsheimer Werk verantwortet der Projektspezialist ebenso wie zukünftig verschiedene Kamerasysteme an mehreren Stellen an der Linie. Die Systeme sind Teil der Qualitätssicherung und helfen dabei, die Fertigung zu detektieren. „Eine KI wertet die Kameraaufnahmen aus: Wird beispielsweise ein Bauteil fehlerhaft verschraubt, ertönt ein Warnsignal“, erläutert er.

Die Zeit des dualen Studiums hat Lennart Platen – trotz Pandemie – in bester Erinnerung: „Wir sind als Gruppe eng zusammengewachsen.“ Bei den drei Praktika im Unternehmen, ein fester Bestandteil des Dualen Studiums, gibt es Praxis satt: Er testet und validiert zum Beispiel Kamerasysteme auf der Teststrecke in Dudenhofen und optimiert den Einsatz eines sogenannten Aktivatorturms im Manufacturing – dieser bereitet die Frontscheiben auf den Einbau mittels Kleber vor. Seine erste feste Stelle führt ihn 2022 zu Software X. In einem international aufgestellten Team vertieft er sein Know-how für modellbasiertes Programmieren und die Systemzusammenhänge der elektronischen Features im Fahrzeug. „Es ist eine spannende Aufgabe und doch hat mich die Faszination Fertigung nicht losgelassen.“ Zu Jahresbeginn verfasst er ein Motivationsschreiben – und das kommt an: Seit Juni treibt der 26-jährige Projektspezialist mit den fahrerlosen Transport- und den Kamerasystemen die Digitalisierung und Automatisierung in der Fertigung voran. „Die Chancen und Möglichkeiten, die das Unternehmen bietet, sind riesig. Ich habe die Wahl meines Arbeitgebers nicht bereut“, sagt er.


Buket Bilen

Motiviert und engagiert: Die gelernte Industriekauffrau weist den neuen Kollegen in der Fertigung den Weg.

„Zeig‘, dass du motiviert bist und was erreichen willst.“ Diesen Leitsatz geben die Ausbilder den Neuankömmlingen am ersten Tag ihrer Ausbildung mit auf den Weg. Buket Bilen macht ihn sich zu eigen. Es ist September 2020, als sie ihre Ausbildung zur Industriekauffrau startet. Und der erste Eindruck, den sie während der Bewerbungsphase gewonnen hat – „das lief wahnsinnig entspannt und professionell“ – bestätigt sich im Laufe ihrer Lehrzeit: „Man lernt permanent Neues, bekommt Einblicke in viele Abteilungen und wird dabei von den Opel-Ausbildern immer kompetent begleitet“, sagt sie. Dass sie nach der Ausbildung zunächst zehn Monate fachfremd in der Qualitätssicherung der Fertigung arbeitet, stellt sich im Nachgang als Glücksfall heraus. Denn hier im Werk tritt sie im Oktober 2023 ihre heutige Stelle als Sachbearbeiterin an.

Als Personal-Spezialistin betreut sie Leiharbeiter und die Auszubildenden in der Fertig- und Endmontage, verantwortet das Onboarding neuer Kollegen, betreut das Stammpersonal bei Problemen und Fragen. „Es hilft mir sehr, dass ich bereits selbst in Schicht an der Linie gearbeitet habe, um einschätzen zu können, wo die Stolperfallen lauern“, sagt sie. Jeden Tag betritt sie mit einer Mischung aus Faszination und Vorfreude die Hallen: „Jeder Tag ist anders, hält neue Herausforderungen bereit.“ Sie lerne auch heute noch permanent hinzu. „Ich entwickele mich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiter.“ Ihr Engagement und Lust auf Neues haben ihr auch ein besonderes Erlebnis beschert: Als der Bundeskanzler Olaf Scholz im Juni anlässlich der 125-Jahr-Feier im Werk zu Gast ist, nimmt Buket Bilen auf dem Beifahrersitz Platz, als der Regierungschef einen Astra vom Band fährt. Generell kann sich die 24-Jährige gut vorstellen, in Zukunft noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Denn der Leitsatz der Ausbilder zum Start – der begleitet sie auch heute noch.


Antonio Ursa

In der Logistik findet der gelernte Werkzeugmechaniker seine Bestimmung.

Karriere ist das, was passiert, während man andere Pläne macht: „Niemals hätte ich gedacht, auf welche Position es mich mal verschlagen wird“, sagt Antonio Ursa. Fünf Jahre ist es her, dass der heute 27-Jährige in Rüsselsheim seine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker beendet. „An meine Ausbildung habe ich nur die besten Erinnerungen – es war eine coole Zeit“, sagt er. Im Anschluss verschlägt es ihn in den Logistikbereich, als Mitarbeiter in der Belieferung des Motoren- und Getriebewerks und anschließend übernimmt er erstmals Führungsverantwortung von 8 Mitarbeitern, als Kolonnenführer Materialeingang im K40. Inzwischen ist er Lagermeister seit eineinhalb Jahren für den Materialeingang im K130 des Stammwerks verantwortlich. Ob Armaturentafel oder Front- und Heckscheiben – bis zu 70 Lkw-Ladungen mit Teilen kommen täglich an.

Er leitet ein Team von rund 30 Kollegen. Es verantwortet die Lagerung jener Bauteile, die  ad-hoc an der Linie benötigt werden. Auf 20.000 Quadratmetern hat jede Komponente ihren festen Platz. Auch die Bauteile für den Battery-Shop gehören zu seinem Verantwortungsbereich. Und allein mit Logistik-Know-how ist es nicht getan. Von Arbeitssicherheit bis Finanz – der Aufgabenbereich von Antonia Ursa ist so vielfältig wie komplex. „Besonders das Führen von 30 Mitarbeitenden ist ein gutes Stück Arbeit“, betont er. Es sei ein großer Lernprozess gewesen, für jeden die richtige Ansprache zu finden, zu erspüren, wie wer tickt. Doch es ist eine Aufgabe, die ihm großen Spaß macht. Im Oktober legt er seine Prüfung zum Meister ab. Schon heute vertritt er bei Bedarf den Betriebsleiter. Er ist selbst gespannt, wohin ihn der weitere Karrierepfad einmal führen wird. Denn: „Wenn man flexibel ist, die Augen offenhält, dann stehen einem hier im Werk viele Wege offen.“

Und schon jetzt schreibt Opel am nächsten Kapitel dieser Erfolgsgeschichten, denn der Bewerbungsprozess für das Ausbildungsjahr 2025 ist bereits angelaufen. Hier gibt es alle wichtigen Informationen zur Berufsausbildung bei Opel.


September 2024

Text: Tina Henze, Fotos: Opel/Andreas Liebschner