„Wir parfümieren einen Raum nicht – schon gar nicht den
Innenraum eines Wagens. Wir schaffen eine Wohlfühl-Atmosphäre.“
— Andreas Freytag von Loringhoven —
CEO Azur Fragrances
Baron Freytag zu Loringhoven, ob Shampoos, Waschmittel oder Deodorants – Sie sind ein vielbeschäftigter Parfümeur in der Kosmetikbranche. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Opel?
Azur Fragrances hat sich – neben der Kreation von Düften für die Kosmetikbranche – auf die Wirkung von Aromen und deren Einsatzmöglichkeiten in der Industrie allgemein spezialisiert. Wir beschäftigen uns seit über einem halben Jahrzehnt sehr intensiv mit Aromen in geschlossenen Räumen. Sehen Sie, wir alle halten uns immer häufiger in geschlossenen Räumen auf: Ob Kaufhaus, Eisenbahn, Flugzeug, Hotel – oder eben dem Auto.
Basierend auf den Grundsätzen der Aroma-Therapie, beschäftigen wir uns sehr intensiv damit, wie Aromen das Wohlbefinden verbessern können. Ein klassisches Beispiel: Der Duft von Lavendel beruhigt. Seit Jahrhunderten benutzen Menschen das Aroma der Pflanze, um besser schlafen zu können.
Und die unterschiedlichen Wirkweisen lassen sich in diversen Industrie-Branchen nutzen?
Ja. Ein klassisches Feld ist der Einsatz von Aromen, um die Kunden durch eine Shopping Mall zu lenken. Aber die Einsatzmöglichkeiten sind weitaus größer. Wir sind beispielsweise im Gespräch mit den U-Bahn-Betreibern einer großen europäischen Metropole. Der Ansatz: Ein Aroma kann das Gefühl der Platzangst mindern.
„Ich habe meine Nase in Dutzende Autos gehalten: Was ich da rieche? Klebstoffe und Plastik. Nichts, was ich von einem so hochwertigen Produkt eigentlich erwarte.“
Bislang haben Kunden nicht nach Duft im Auto verlangt. Wieso soll sich das nun ändern?
Ich war kürzlich auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt und habe meine Nase in Dutzende Autos gehalten. Was ich da rieche? Klebstoffe und Plastik. Nichts, was ich von einem so hochwertigen Produkt eigentlich erwarte. Auch nicht der Kunde. Ich denke, die Menschen akzeptieren es nur, weil sie es nicht anders kennen.
Welche Duftkreationen erwarten den Astra-Kunden?
Es stehen zunächst zwei Varianten zur Auswahl: „Balancing Green Tea“ und „Energizing Dark Wood“. Im ersteren sind unter anderem enthalten: Patschuli, Zeder, Lavendel – diese Aromen wirken ausgleichend. Bei „Energizing Dark Wood“ hingegen verleihen Bergamott, Orangenöl und Vetiver Energie. Man muss sich nicht festlegen: Die Duftvarianten in Form eines Pads lassen sich problemlos austauschen.
Aber kann denn eine Parfümierung denn nicht auch unangenehm sein – gerade in einem geschlossenen Raum wie dem Auto?
Ganz wichtig: Wir parfümieren einen Raum nicht – schon gar nicht den Innenraum eines Wagens. Der Duft wird eher unterschwellig wahrgenommen. Wir schaffen eine Wohlfühl-Atmosphäre. Wir nennen es Atmospheric Conditioning.
AIRWELLNESS-AROMASYSTEM
Das optionale AirWellness-Aromasystem für die Mittelkonsole wurde exklusiv für den Astra entwickelt. Durch Strom aktiviert gibt es das Aroma frei. Mit „Balancing Green Tea“ und „Energizing Dark Wood“ sind zwei Duft-Varianten erhältlich, die im Hause Azur Fragrances entwickelt wurden. Befüllt wird das System mit Duft-Pads, die sich leicht wechseln lassen.
„Wir haben mit dem AirWellness-Aromasystem ein Gerät geschaffen, das es so noch nicht gibt – auch nicht in Fahrzeugen der Oberklasse.“
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Opel?
Es war ein sehr intensiver Prozess. Ein Jahr lang haben wir Hand in Hand mit dem Opel-Marketing und den Opel-Ingenieuren zusammengearbeitet. Denn es wurden ja nicht nur zwei Duftnoten kreiert. Die Ingenieure haben mit dem AirWellness-System ein völlig neues Gerät entwickelt, das mithilfe von Strom Aroma verströmt. Das war Pionierarbeit.
Gewähren Sie uns einen Einblick in Ihren kreativen Prozess?
Gerne. Zunächst haben unsere Parfümeure im Entwicklungslabor in Paris mehrere Proben in den beiden Hauptrichtungen „ausgleichend“ und „anregend“ hergestellt. Ein Duft besteht immerhin aus bis zu 50 Rohstoffen. Diese Proben haben wir mit den Opel-Verantwortlichen ausgewählt und verfeinert. Einer unserer Partner in Italien hat die Düfte in Polymere verpackt. Mithilfe des Kunststoffs können komplexe Düfte so eingeschlossen werden, dass sie sich über einen längeren Zeitraum hinweg freisetzen lassen. Diese Duft-Polymere haben wir dann in unseren Testlaboren an der Côte d’Azur ausgiebig getestet. In mehreren Hitzestufen, über Stunden, über Tage hinweg. So sind locker 20 Versuche zusammengekommen. In Polen wiederum wurde die Polymere zu Pads verarbeitet. Sie sehen, ein aufwendiger Prozess. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Wir haben mit dem AirWellness-Aromasystem ein Gerät geschaffen, das es so noch nicht gibt – auch nicht in Fahrzeugen der Oberklasse.
DAS UNTERNEHMEN
Hauptsitz von Azur Fragrances ist Mouans-Sartoux an der Côte d’Azur, acht Kilometer entfernt von Grasse, der Welthauptstadt des Parfüms. Das von Andreas Baron Freytag von Loringhoven 1978 gegründete Unternehmen beschäftigt sechzig hoch qualifizierte Mitarbeiter. Der Jahresumsatz bewegt sich im zweistelligen Millionenbereich. Büros unterhält das Unternehmen außerdem in New York, Düsseldorf, Neu-Delhi und Osaka sowie Labore und ein Kreativcenter in Paris.
DIE PHILOSOPHIE
In Mouans-Sartoux befindet sich das Herzstück des Unternehmens: die Fabrikation. Hier werden die Düfte nach den Vorgaben aus dem Pariser Kreativcenter zusammengestellt. Die Laborspezialisten verwenden für ein Produkt bis zu 160 Rohstoffe. Über 3000 dieser Rohstoffe stehen zur Auswahl. „Statt auf Maschinen setzen wir voll und ganz auf Handarbeit“, betont Andreas Baron Freytag von Loringhoven. Nur so ließen sich die selbst auferlegten hohen Qualitätsansprüche umsetzen.
Stand Oktober 2015