Es sind Sehnsuchtsorte. Das trendige London bedient die Lust am pulsierenden Treiben, die Modestadt Paris mit ihren Boulevards die am genussvollen Savoir Vivre. Getrennt sind die Metropolen durch eine Grenze, ein Meer, den Ärmelkanal – und nicht mal eine Batterieladung. Was zu beweisen wäre.
Die Challenge
Im Reichweiten-Champion Ampera-e von London nach Paris fahren. An einem Stück. Ohne Ladestopp. Der Routenplaner auf Google-Maps prognostiziert knapp 470 Kilometer. Da der Weg auf 50 Kilometern via Zug durch den längsten Unterwassertunnel der Welt, den Eurotunnel, führt, bleiben netto rund 420 Kilometer.
Die Tester
Entwicklungsingenieur Manfred Herrmann, seit fast 25 Jahren bei Opel in Sachen Elektromobilität im Einsatz und ein echter Energiesparexperte. Und weil er das ist, nimmt er auf dem Beifahrersitz Platz. „Wir wollen zeigen, dass es jeder kann“, erklärt Dr. Ralf Hannappel, Director European Electrification. „Deshalb fahre ich.“ Die Morgensonne scheint auf das quirlige Treiben rund um den Piccadilly Circus als sich die beiden Opel-Ingenieure am 24. September, Punkt 10 Uhr, startbereit machen. Im Hintergrund glitzern Cola-Flaschen auf der riesigen Reklametafel, so wie sie es seit den 60er-Jahren tun. Herrmann und Hannappel lassen einen roten Doppeldeckerbus – noch so ein ikonisches Wahrzeichen der Londoner Metropole – passieren, dann kann die Reichweiten-Challenge beginnen.
Die Reichweitenfahrt
Sie beginnt zäh. Der morgendliche Verkehr in der Londoner City lässt den beiden Testfahrern mehr als reichlich Zeit, die langsam vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten wie Big Ben und Westminster Abbey Meter für Meter zu studieren. Dabei ist es ist nicht einmal ein Wochentag. Ralf Hannappel nimmt es gelassen: „Das gehört eben zu einer realistischen Fahrt.“ Der Ingenieur hat den Fahr-Modus „Low“ gewählt. Die Bremswirkung des Motors sorgt nicht nur dafür, dass die Rekuperation direkt steigt. Mit dem rechten Fuß lässt der Ingenieur den Ampera-e durch die Blech-Phalanx gleiten. Lupft er den Fuß vom Gas, bremst das Fahrzeug ab. Falls nötig bis zum Stillstand. „Damit wird selbst der Stop-and-Go-Verkehr zum Vergnügen“, konstatiert er. Nur im Notfall muss die linke Pedale, die Bremse, zum Einsatz kommen. Daher sprechen die Ingenieure auch vom „One-Pedal-Driving“. Nach Maidstone wird der Verkehr endlich flüssiger und nach gut 115 Kilometer ist die erste Etappe geschafft. Ab Folkestone geht es für die nächsten 50 Kilometer via Zug-Shuttle durch den Eurotunnel.
„Damit wird selbst Stop-and-Go-Verkehr
zum Vergnügen.“
Dr. Ralf Hannappel über den „Low“-Modus
Die Ingenieure stellen den Ampera-e auf dem reservierten Platz im Transportwagen ab. Eine E-Lok zieht die Wagen mit Pkw im Gepäck unter der Straße von Dover in Richtung französisches Festland. Nach 35 Minuten Fahrzeit unter dem Ärmelkanal hindurch heißt es in Coquelles nahe Calais runter vom Transportwagen. Die 288 Lithium-Ionen-Zellen des Opel-Stromers übernehmen nun wieder den Antrieb. Bis nach Paris sind es noch etwa 300 Kilometer, die Straßen sind frei. Jetzt nur noch die Uhr eine Stunde vordrehen. Herrmann: „Perfekte Bedingungen für den Drive-Modus.“
Im Schiebebetrieb rekuperiert der Ampera-e automatisch, gewinnt dabei über den Elektromotor/Generator Energie zurück. Jedes Mal wenn Ralf Hannappel im «Drive»-Modus das Pedal lupft. Der direkt auf der Vorderachse positionierte Motor mit 150 kW/204 PS arbeitet nahezu lautlos und wird aus Unterflur-Akkus mit einer Kapazität von 60 kWh gespeist. Energieeffizient gleitet der Ampera-e über die französischen Autobahnen. Meistens. „Beim Anfahren nach den Maut-Stationen juckt es mich im rechten Fuß“, schildert Hannappel. Das Verlangen die Spurtstärke des Stromers mit Sportwagenniveau auszutesten wird übermächtig. Von 0 auf 100 km/h schafft es der Ampera-e in 7,3 Sekunden. Hannappel gibt Gas und schenkt den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor einen kurzen Gruß beim Blick in den Rückspiegel. Die Höchstgeschwindigkeit des Ampera-e ist zu Gunsten der Reichweite elektronisch auf 150 km/h begrenzt. Die hoch gezogene Augenbraue des Kollegen auf dem Beifahrersitz tut ihr übriges und Hannappel lupft das Pedal.
Am Ziel
Sie Sonne steht bereits tief am Himmel, als sich die Tester der Pariser Innenstadt nähern. Der Verkehr wird wieder zäh. Verflixt zäh. Die letzten 20 Kilometer verschlingen eine Stunde. Um 19 Uhr ist es geschafft, der Eiffelturm taucht vor der Windschutzscheibe auf. Ein Blick auf das Display verrät: 417 Kilometer haben Hannappel und Herrmann mit dem elektrischen Antrieb zurückgelegt. Und die Batterien haben noch Saft für weitere 80 Kilometer. Die acht Kilometer zum Pariser Messegelände sind dann nur noch Kür.
Das Fazit
„Die Fahrt hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Ich kann mit dem Ampera-e einfach so über Grenzen hinweg fahren. Und das mit Fahrspaß pur.“
– Dr. Ralf Hannappel –
„Ich wusste bereits vor Fahrtantritt, dass der Ampera-e die Strecke locker schaffen wird. Aber jetzt haben wir es Scharz auf Weiß.“
– Manfred Herrmann –
www.youtube.com/watch?v=eKMBGH-vctE
VIDEO Von London nach Paris mit einer Batterieladung.
Stand Oktober 2016