Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky wünschte sich eine Automobilfabrik. Aus dieser Idee entstand das Motoren- und Getriebewerk Wien-Aspern. Es hieß General Motors Austria Werke (der Vertrieb firmierte unter General Motors Austria GmbH).
Am 23. August 1979 unterzeichneten Kreisky und GM Austria-Generaldirektor Helmuth Schimpf (das Handelsunternehmen General Motors Austria bestand seit 1. August 1963) den Vertrag zur Errichtung des neuen Werks.Am 5. Mai 1980 folgte der Spatenstich, am 15. Oktober 1982 die Werkseröffnung.
Die ursprüngliche Aufgabe des Werks Wien-Aspern war, Motoren und Getriebe für den – damals neuen – Opel Corsa zu liefern. Als Corsa-Werk wurde das Werk in Saragossa in Spanien im gleichen Jahr wie Aspern – 1982 – eröffnet.
Von 50 PS bis Turbo,
von F 10 bis M3x
Der erste in Wien-Aspern gefertigte Motor war ein 1,2-Liter-Vergasermotor mit 37 kW (50 PS) der Familie 1, das erste Getriebe ein Viergang-Getriebe mit einem Drehmoment von 100 Nm namens F 10.
Das Werk entwickelte sich erfolgreich und die in Wien-Aspern produzierten Motoren und Getriebe hielten Schritt mit der Entwicklung der Technik: Auf die Motor-Familie 1 folgte 1997 die Motor-Familie 0, die heute in der dritten Generation gefertigt wird.
Die Fertigung von Viergang-Getrieben wurde 1995 eingestellt. Es folgten die Fünfgang-Getriebe F 13 und F 15 (seit 5. April 1993). 1997 wurde F15 in F17 umgewandelt. Dieses Getriebe wird auch heute noch in dritter Generation gefertigt. Ebenso wie das Sechsgang-Getriebe M3x, dessen Fertigung am 30. Juni 2004 eröffnet wurde.
Im Jahr des 35-jährigen Bestehens feiert das Werk auch das Fertigungsjubiläum von 40 Millionen Aggregaten. Wurden 1983 noch rund 480.000 Aggregate gefertigt, so beläuft sich die aktuelle Jahresproduktion auf rund 1,3 Millionen Einheiten.
Motoren und Getriebe wurden von Wien-Aspern in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur nach Saragossa, sondern auch an die anderen europäischen Opel-Werke geliefert. Während der Zeit des Joint Ventures von GM mit Fiat (30. Juni 2001 bis 13. Februar 2005) gingen Asperner Motoren und Getriebe auch an Fiat-Werke (überwiegend in Italien). Seit 2010 lieferte und liefert das Werk Aspern an zahlreiche Übersee-Kundenwerke: in den USA, in Süd- und Mittelamerika, in China, Südkorea …
Viel Prominenz
Zahlreiche österreichische Regierungsvertreter besuchten in den vergangenen 35 Jahren das Motoren- und Getriebewerk Wien-Aspern; auch die Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer (7. November 2007), Dr. Thomas Klestil (30. Jänner 1998) und Dr. Rudolf Kirchschlager (Eröffnung der Lehrwerkstätte am 9. November 1983) zählten zu den Gästen.
Mit manchen Anekdoten: Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel kritzelte am 19. Juni 2001 – beeindruckt vom Asperner Verbesserungsvorschlagswesen – flugs entsprechende Karikaturen. Bundespräsident Fischer ließ es sich – mit weißen Handschuhen ausstaffiert – nicht nehmen, bei einem Motor selbst Hand anzulegen.
Die öffentliche Anerkennung des Werks Aspern zog ihre Kreise: Ab März 1991 durfte General Motors Austria das österreichische Staatswappen führen, Bürgermeister Michael Häupl trat bei einem Benefiz-Fußballturnier am 3. Juli 1999 im Opel-Leiberl auf, und es gab mehrfach Orden …
Auch als Filmkulisse musste das Werk einmal herhalten: 1998 für die Krimikomödie „Geliebte Gegner“ mit Peter Weck und Rainhard Fendrich.
Von Ideen bis Umwelt
Die Leistungen der Asperner MitarbeiterInnen gaben Besuchern immer wieder Anlass zum Staunen: angefangen vom Ideenreichtum (Juni 2017 gab es als Krönung für das Werk Aspern die ÖPWZ-Auszeichnung Bestes Ideenmanagement) über die Qualitätswerte bis hin zur Produktivität des Werks. Im weltweiten Benchmarking erreichte der Motorbau sechsmal Erstplatzierungen (2016, 2015, 2009, 2008, 2007, 2006), das Sechsgang-Getriebewerk viermal (2014, 2004, 2003, 2000).
Auch wegen seiner Arbeitssicherheits-Bemühungen wurde und wird das Werk oft bewundert; das 2013 erstmals installierte Safety Land wird mittlerweile in anderen Werken gerne kopiert.
Seit Bestehen des Werks prägt die Teamorganisation den vielgerühmten „Asperner Geist“. Die Lehrlinge in der Lehrwerkstätte (1983 eröffnet) werden von Anbeginn an mit ihm vertraut gemacht. Bis Sommer 2017 wurden rund 950 Lehrlinge ausgebildet.
Umweltdenken und Energiebewusstsein sind weitere typische Merkmale des Motoren- und Getriebewerks Wien-Aspern. Seit 2009 wird Wien-Aspern als „Landfill-Free“-Werk anerkannt. Dreimal (2013, 2014, 2016) gab es – für Energiespar-Aktivitäten – den klima aktiv-Preis, und im Mai 2017 erfolgte die Zertifizierung des Wildlife Habitat Council.
Zahlen & Fakten
1.August 1963:
Gründung General Motors Austria als Handelsunternehmen
23. August 1979:
5. Mai 1980:
Spatenstich
18. Mai 1981:
Gleichenfeier in Beisein von Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky
15. Oktober 1982:
Werkseröffnung
5. April 1993:
Fertigungsbeginn F15-Fünfgang-Getriebe
14. Februar 1997:
Fertigungsbeginn ECOTEC-Motoren (Familie 0)
9. Dezember 1997:
Fertigungsbeginn F 17-Fünfgang-Getriebe
23. Oktober 2000:
Fertigungsbeginn Easytronic-Getriebe
18. März 2002:
Investitionszuschlag für die Fertigung des M 20/32-Sechsgang-Getriebes
17. Juli 2003:
Fertigungsbeginn 1,0- und 1,4-Liter- Twinport-ECOTEC-Motoren (Generation 2 Familie 0)
9. April 2004:
Fertigungsbeginn M 20/32-Sechsgang-Getriebe
30. Juni 2004:
Eröffnung M 20/32-Sechsgang-Getriebewerk
15. Juli 2004:
Fertigungsbeginn 1,2-Liter-Twinport-ECOTEC-Motor (Generation 2 Familie 0).
2. November 2009:
Fertigungsbeginn Generation 3 Twinport-ECOTEC-Motoren (Familie 0)
11. Jänner 2010:
Fertigungsbeginn 1,4-Liter-Turbomotoren der Generation 3 Twinport-ECOTEC-Motoren (Familie 0)
29. September 2014: Fertigungsbeginn Generation 3 Easytronic-Getriebe
12. Dezember 2016:
Fertigungsbeginn Generation 2 der Sechsgang-Getriebe; die Sechsgang-Getriebe heißen nun M3x
So hieß das Werk Aspern:
1979 – 1994: General Motors Austria Werke
1994 – 2001: Opel Austria GmbH
2001 – 2005: Opel Austria Powertrain GmbH
2005 – 2011: General Motors Powertrain – Austria GmbH
2011 – heute: Opel Wien GmbH
Die Generaldirektoren des Werks Aspern:
1979 – 1983: G.Y. Genn
1983 – 1986: Alfred Utsch
1986 – 1994: DI Edwin S. Kiefer
1994 – 2002: KR Franz R. Rottmeyer
2002 – 2005: DI Werner Hackl
2005 – 2011: DI Rudolf Hamp
2011 – 2015: DI Michael Lewald
2015: DI Rudolf Spieß
2015 – 2016: DI Tamas Solt
2016 – heute: Paul Staes
Das Werk Aspern heute:
Fertigungsfläche: 149.500 m2
Werksareal: 605.000 m2
Maschinen und Anlagen: rund 1.500
Zertifizierungen: ISO 14001, ISO/TS 16494,
IS0 50001
Bisheriges Investitionsvolumen (seit 1982): mehr als 2,3 Milliarden Euro
MitarbeiterInnen: rund 1.600
Produkte: Motoren Familie 0 Generation 3 (1,2 Liter, 1,4 Liter, Turbo), F 17-Fünfgang-Getriebe, Fünfgang-Getriebe Easytronic 3.0, M3x-Sechsgang-Getriebe
KVP 1983 – 2016: 447.881 eingereichte Verbesserungsinitiativen, 102 Millionen Euro betrieblicher Nutzen, 75,9 Millionen Euro budgetwirksame Einsparung, 16,8 Millionen Euro ausbezahlte Prämien.