Wenn das Werk Aspern als vorbildlich in Bezug auf Produktivität und Qualität gerühmt wird (mit zahlreichen Harbour-Report-Spitzenreihungen) und die Rede ist vom „Asperner Geist“, dann hat das sehr viel zu tun mit der werkseigenen Lehrwerkstätte. Sie wurde schon ein Jahr nach der Werkseröffnung – am 9. November 1983 – gegründet. 950 Lehrlinge wurden seither dort ausgebildet. Derzeit sind circa 170 MitarbeiterInnen im Werk Aspern beschäftigt, die auf eine Lehre in der werkseigenen Lehrwerkstätte zurückblicken. Besonders hervorzuheben ist, dass rund ein Drittel aller derzeitigen Meister und fast alle Instandhaltungskoordinatoren hier eine Lehre absolviert haben.
Super-Schulerfolge
Von Anbeginn an galten hohe Standards für die Lehrlingsausbildung: hinsichtlich aktueller Technik-Vermittlung, aber auch in Bezug auf persönliches Verantwortungsbewusstsein, Lernbereitschaft und Teamfähigkeit. Also alles Fakten, die das Werk Aspern insgesamt auszeichnen.
In schulischen Erfolgen hört sich das zum Beispiel so an: Von den 17 Lehrlingen, die im September 2018 zur Lehrabschlussprüfung antraten, bestanden 88 Prozent mit Auszeichnung bzw. mit gutem Erfolg. Insgesamt gab es 13 Auszeichnungen.
Praxis-betont
Ulrike Glas, Lehrwerkstätten-Leiterin seit Mai 2015, erklärt: „Unser Anliegen ist es nicht nur fachlich kompetente Facharbeiter heranzubilden. Opel-Facharbeiter sollen sich in den Teams im Werk gut integrieren, mit Einsatzfreude und Verantwortungsbewusstsein an ihre Aufgaben herangehen.“
Die Fakten dazu: Die Lehrlinge erhalten im ersten Lehrjahr in der Opel Wien-Lehrwerkstätte eine mechanische und elektrotechnische Basisausbildung. Ab dem zweiten Lehrjahr absolvieren die Lehrlinge ihr Ausbildungsprogramm zum überwiegenden Teil in den Abteilungen des Werks; unter Anleitung erfahrener Mitarbeiter. Das Besondere dabei: Jedem Opel-Lehrling ist ein eigener „Pate“ zur Seite gestellt, der seine Fortschritte laufend begleitet.
Außerdem besuchen die Lehrlinge vom 2. bis zum 4. Lehrjahr in der Lehrwerkstätte weitere Kurse wie Pneumatik und Steuerungstechnik, elektrische Installationstechnik, elektrische Schaltelemente, SPS/Speicherprogrammierbare Steuerungen, Schaltschrankbau, Bauteile und elektrischen Motoren. Elektrische Schutzmaßnahmen und elektrische Maschinen runden das Kursprogramm ab. Die Kurse dauern vier bis fünf Wochen; verteilt auf alle vier Lehrjahre.
Pro Lehrling und Lehrjahr gibt es einen jährlichen Ausbildungsplan und eine Ausbildungsmatrix. Interne Seminare über die betriebsspezifischen Systeme und Standards sowie Persönlichkeitsbildung ergänzen die fachlichen Berufskompetenzen.
Außerdem absolvieren die Opel Wien-Lehrlinge fünf Wochen je Semester Blockunterricht in der Berufsschule. Dort wird ihnen vor allem die für ihren Lehrberuf nötige Theorie vermittelt, das praktische Wissen bekommen sie im Betrieb.
Mehr als Technik-Knowhow
Neben der fachlichen Ausbildung gibt es für die Lehrlinge Workshops zu Teambildung, Kommunikation und Präsentation, Seminare zur Vermeidung von Drogenmissbrauch und Kostenbewusstsein sowie Exkursionen zu anderen Firmen oder Museen. Ersthelferkurse und Staplerschein sind ebenfalls im Lehrprogramm vorgesehen.
Auch Austauschprogramme werden angeboten, bei denen pro Jahr zwei Lehrlinge des 3. Lehrjahres für drei Wochen zu Merck in Darmstadt entsandt werden und zwei Lehrlinge zeitgleich von Merck ins Werk Wien-Aspern kommen.
Hohe pädagogische Ansprüche
Vier Ausbilder zählt die Opel Wien-Lehrwerkstätte. Sie verfügen über eine Werkmeisterprüfung oder einen Ausbilderkurs. Was besonders zählt: „Seit ich die Leitung der Lehrlingsausbildung übernommen habe, wurden drei Ausbilder aufgenommen. Alle drei kommen aus der Praxis, und zwei sind ehemalige Lehrlinge“, sagt Ulrike Glas. Und fügt hinzu: „Das ist ganz wichtig. Der Realitätsbezug geht sonst mit den Jahren verloren.“
Die Leiterin der Lehrlingsausbildung betont außerdem: „Die Ausbilder müssen neben den Fachkenntnissen auch pädagogische Fähigkeiten aufweisen. Der Umgang mit Jugendlichen ist keine leichte Sache. Man muss sich Respekt verschaffen und trotzdem den jungen Leuten auch zuhören und sich in sie hineinfühlen. Manchmal sind wir sogar so etwas wie ‚Elternersatz‘.“
Mit Qualitätssiegel
Das von der Wirtschaftskammer verliehene Qualitätssiegel für Wiener Lehrbetriebe wurde der Opel Wien-Lehrwerkstätte 2014 – gleich nach der Einführung – erstmals verliehen. Im September dieses Jahres wurde die Verleihung des Qualitätssiegels „TOP Lehrbetrieb“ bis zum Jahr 2022 weiter verlängert.
Lehrwerkstätte bei Opel Wien
Gegründet:
9. November 1983
Bisher ausgebildete Lehrlinge:
950, davon rund 20 Mädchen.
Derzeit ausgebildeter Berufe:
Elektrotechniker mit dem Hauptmodul Anlagen- und Betriebstechnik und dem Zusatzmodul Automatisierungs- und Prozessleittechnik
Derzeit werden ausgebildet
(seit September 2018): 46 Opel Wien-Lehrlinge, 11 Lehrlinge von Fremdfirmen (7 im 1. Lehrjahr, 4 in Kursen im 2. Lehrjahr)