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„Ich habe beide Jobs zeitlich nicht mehr unter einen Hut bekommen.“
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Tim, als du vor knapp drei Jahren bei Bonfire eingestiegen bist, hast du auch in der Fertig- und Endmontage im Rüsselsheimer Werk gearbeitet. Was hat sich seither verändert?
So einiges. Mittlerweile bin ich nur noch als Musiker unterwegs, weil ich beide Jobs zeitlich nicht mehr unter einen Hut bekommen habe. Allein 2017 hatten wir mit Bonfire knapp 100 Konzerte, die natürlich oft in die Arbeitszeit gefallen sind. Mir wurde klar, dass das Leben als Musiker mit der Schichtarbeit auf Dauer nicht mehr vereinbar war. Daher habe ich Opel Anfang 2018 verlassen.
Vermisst du etwas aus deiner Zeit bei Opel?
Das ist jetzt gemein. (lacht) Nein, natürlich vermisse ich viele Dinge, die Betriebsversammlungen, die historischen Bauten, die Kantine. Mit den Kollegen hat es immer viel Spaß gemacht, wir waren ein super Team. Ich war dort zwar der Jüngste, aber das fand ich schon immer cool. Das war schon früher in meinen ersten Bands so und jetzt bei Bonfire ist es nicht anders. Auch da habe ich mich gleich integriert.
Wie sieht dein Leben als Vollzeit-Musiker nun aus?
Das ist schon mit viel Arbeit verbunden. Man spielt ja nicht nur die Konzerte und macht anschließend Party. Ich habe mich auch selbständig gemacht und baue gerade nebenher, quasi als zweites Standbein, eine eigene Musikschule auf. Dort gebe ich Privat-Unterricht, hauptsächlich am Schlagzeug, aber auch für Gitarre und Bass. Und zuhause habe ich mir auch ein Studio eingerichtet, in dem ich auch eigene Songs aufnehme und Vorproduktionen für die Band einspiele.
Würdest du sagen, du lebst deinen Traum?
Vermutlich ja, ich habe auf jeden Fall ein sehr erfülltes Lebensgefühl. Ich stehe morgens nie auf und denke, heute habe ich keine Lust zu arbeiten. Wie Arbeit fühlt es sich eben auch nicht an. In der Band sagen wir ja auch „wir gehen spielen“ und nicht „wir gehen arbeiten“. Es ist ein schönes, entspanntes, manchmal aber auch anstrengendes Leben. Der Unterschied ist eben, dass ich den Arbeitstag jetzt selbständig planen kann. Sein eigener Chef zu sein, ist schon was Schönes.
Wirst du inzwischen häufiger von Menschen auf der Straße angesprochen?
Ich bin jetzt kein Justin Bieber, aber das passiert schon manchmal. Ich werde dann meist gefragt, wie mein Leben so ist, wie mir eine Stadt gefallen hat oder wie die letzte Tour gelaufen ist. Es ist schön, dass sich einige Menschen so für meinen Werdegang interessieren. Aber abseits der Bühne stehe ich eigentlich ungern im Mittelpunkt – und immer nur Fragen zu beantworten, kann mitunter auch anstrengend sein.
Gut zu wissen, ein paar habe ich aber noch – was hat sich seit deinem Start bei Bonfire an deinem Spiel verändert?
Unheimlich viel. Allein schon durch das deutlich höhere Pensum. Das Spielen ist ja auch eine körperliche Belastung und als Schlagzeuger schwitzt man immer am meisten auf der Bühne. Ich spiele schon immer sehr dynamisch, also sehr laut. Daran hat sich, denke ich, nicht viel geändert. Mein Timing ist aber deutlich besser geworden, auch weil wir inzwischen mit dem Metronom üben. Und ich habe schon öfter gehört, dass mein Sound einen hohen Wiedererkennungswert hat.
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„Die Tour wird richtig Spaß machen und eine tolle Erfahrung, weil uns viele Stars der Szene begleiten werden.“
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Apropos Belastung. Im November seid ihr mit 20 Konzerten in 20 Tagen auf Tour – wie anstrengend wird das für euch?
Das wird ziemlich anstrengend, vor allem weil wir jeden Abend drei Stunden lang spielen, viel unterwegs sind und am nächsten Abend wieder fit sein müssen. Aber es wird richtig Spaß machen und eine tolle Erfahrung, weil uns viele Stars der Szene begleiten werden. Eine solche Tour ist für uns alle Neuland und ich bin schon sehr gespannt, welche Resonanz wir bekommen.
Ihr seid mit Größen der Rockmusik-Geschichte unterwegs – etwa Ex-Survivor-Sänger Dave Bickler oder dem ehemaligen Toto-Frontmann Bobby Kimball – und spielt deren größten Songs gemeinsam. Wie hast du dich darauf vorbereitet?
Bei der Tour singt jeder Star seine Songs selbst, begleitet eben von dem echten Bonfire-Sound. Kurz vor der Tour proben wir zwei Tage lang für uns und einen weiteren Tag mit den Stars. Dabei sprechen wir auch generell schon einmal die Show durch, die Reihenfolge der Songs, wer wen ansagt und so weiter. Außerdem haben wir die Lieder bereits im Studio eingespielt, denn wir bringen am 19. Oktober unter unserem Plattenlabel AFM eine CD mit allen 32 Songs der Tour heraus. Das musste innerhalb von fünf Tagen geschehen, das war körperlich und geistig ein riesen Akt. Vor allem, weil wir parallel dazu abends noch eine Tour mit unseren eigenen Songs gespielt haben. Aber jetzt kann ich mich ganz entspannt auf diese besondere Tour einstellen.
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„Abschalten muss ich gar nicht. Ich empfinde mein Leben ja nicht als stressig.“
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Tourdaten
02.11.18 Fischach
03.11.18 Weimar
04.11.18 Fürth
05.11.18 Frankfurt
06.11.18 Oberhausen
07.11.18 Bremen
08.11.18 Berlin
09.11.18 Paderborn
10.11.18 Ingolstadt
11.11.18 Balingen
12.11.18 Saarbrücken
13.11.18 Alsdorf
14.11.18 Hagen
15.11.18 Würzburg
16.11.18 Alsfeld
17.11.18 Freiberg
18.11.18 Pilsen (Tschechien)
19.11.18 Magdeburg
20.11.18 Leipzig
21.11.18 Hannover
Auf welchen Gig der Tour freust du dich am meisten?
Frankfurt, ganz klar. In der Batschkapp war ich schon früher oft, auch in der alten. Da kommen viele Bekannte und Freunde von mir. Ingolstadt wird auch speziell. Dort kommt Hans Ziller (Gründer und Sänger von Bonfire; Anm. d. Redaktion) her und für mich wird es die erste Show in einer Arena sein. Ich freue mich aber zum Beispiel auch auf die Columbiahalle in Berlin und auf unseren Auftritt in Freiberg am 17. November, weil ich da Geburtstag habe. Generell ist eine solche Tour für uns alle Neuland und ich bin gespannt, welche Resonanz wir bekommen.
Worauf freust du dich am meisten nach einem Auftritt?
Auf die After-Show-Partys. (lacht) Aber die sind heute generell nicht mehr so exzessiv wie früher. Ich nehme mir ein Entspannungsbier, lege mich trocken, rauche eine und komme runter. Wir fünf Jungs sind dann erstmal unter uns. Später gibt man auch noch Autogramme oder spricht mit der Crew. Aber die ersten Minuten gehören immer der Band. Wir sind wie eine große Familie, was aber kein Wunder ist – wir sehen uns ja auch viel öfter als unsere Familien.
Seit deinem Start bei Bonfire im Dezember 2015 hast du einige große Persönlichkeiten der Szene getroffen. Wer ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Zum Beispiel Udo Dirkschneider, der Sänger von Accept oder Doro Pesch, die als Queen of Metal gilt. Oder Bobby Rondinelli, der ehemalige Schlagzeuger von Rainbow. Das ist eine Legende und ein ganz angenehmer Typ, völlig auf dem Boden geblieben. Obwohl er die 80er-Jahre mitgemacht hat und schon ewig im Geschäft ist. Das schätze ich sehr.
Gibt es ein Idol, das du noch treffen möchtest?
Oh, gute Frage. (überlegt) Zum Beispiel Mikkey Dee von den Scorpions, Scott Travis von Judas Priest oder auch Phil Collins. Den würde ich fragen, wo er seine Ideen hernimmt. Oder Chester Thompson, der früher bei Live-Auftritten von Genesis am Schlagzeug saß. Mich würde mal interessieren, wie es für ihn war, Collins an dessen eigenen Instrument zu vertreten, während dieser vorne als Sänger aufgetreten ist.
Bei Konzerten haben einige Zuschauer heute ihr Smartphone in der Hand und machen permanent Fotos oder Videos. Stört dich das als Künstler auf der Bühne?
Ich verurteile das nicht prinzipiell. Für viele Zuschauer ist es ja ein besonderer Moment und die Erinnerung daran soll natürlich festgehalten werden. Aber wenn man permanent fokussiert ist, alles aufzunehmen, geht man natürlich auch nicht so mit. Und das kann sich dann natürlich auch auf die allgemeine Stimmung auswirken. Interessant finde ich auch, dass heute statt Feuerzeugen eher die Taschenlampen der Smartphones angemacht werden.
Hörst du zum Abschalten dann auch gerne mal Musik?
Das kommt darauf an, in welcher Phase wir gerade mit der Band sind. Wenn wir eine eigene Platte aufnehmen, habe ich gar keine Zeit andere Musik zu hören. Aber abschalten muss ich gar nicht, ich empfinde mein Leben ja nicht als stressig. Wenn ich zuhause bin, sitze ich auch gerne mal mit meiner Partnerin auf der Couch und trinke ein Glas Wein. Oder ich setze mich ans Schlagzeug und spiele. Einfach mal so, ohne ein bestimmtes Lied spielen oder üben zu wollen.
Könntest du dir – trotz deiner erfolgreichen Musiker-Karriere – vorstellen, eines Tages zu Opel zurückzukehren?
Das ist ja wieder so eine gemeine Frage. (lacht) Unabhängig von Opel ist es immer schwierig, den Schritt zurück aus der Selbständigkeit in ein Angestelltenverhältnis zu machen. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Und ich habe es schätzen gelernt, mein eigener Chef zu sein. Daher möchte ich so lange wie möglich mit der Musik weitermachen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Wer zwei Tickets für das Konzert am 5. November in der Frankfurter „Batschkapp“
gewinnen möchte, der beantworte bitte die folgende Frage:
In welchem Jahr und unter welchem Namen wurde die Band „Bonfire“ gegründet?
Einsendeschluss ist der 24. Oktober. Die Teilnahmebedingungen finden Sie hier.
Bonfire and Friends: A Night with Rock Legends
Die dreistündige Show ist gespickt mit Rock-Krachern wie „I Surrender“, „Hold The Line“, „Africa“, „Eye Of The Tiger“ und „First Time“ sowie eine Hommage an Deep Purple mit Songs wie „Child In Time“ und „Smoke On The Water“. Bonfire wird diesen Hits bei der Tour ihren ganz eigenen Stil und Sound verleihen, wie sie es bereits in ihrer Coverversion von „Sweet Home Alabama“ bewiesen haben.
Oktober 2018