Technologie-Spezialisten von Opel: Dr. Ulrich Eberle (l.) und Roland Matthé – in der Hand eine Lithium-Ionen-Zelle des Opel Ampera.

Noble Geste

„Dieses Beispiel zeigt, wie lange es dauern kann, bis eine große Erfindung für die Masse nutzbar wird.“

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Dr. Ulrich Eberle, Senior-Projektleiter für Fortgeschrittene Technologien

Die drei „Väter“ der Lithium-Ionen-Batterie werden 2019 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Eine Nachricht, die am vergangenen Mittwoch um die Welt ging – und auch bei Opel mit Freude aufgenommen wurde. Denn: „Ohne ihre Forschungsarbeit gäbe es unsere heutigen E-Autos nicht,“ erklärt Dr. Ulrich Eberle, Senior-Projektleiter für Fortgeschrittene Technologien. Ein Grund, Danke zu sagen – im Namen des Unternehmens, aber auch der wachsenden Gemeinde von bereits „elektrifizierten“ Opel-Fahrern.

Gemeinsam mit Roland Matthé, der als „Technical Fellow“ im Bereich Batteriesysteme und Elektrifizierungsarchitektur seit den 90er-Jahren an entscheidender Stelle an Opel-Elektrofahrzeugen arbeitete, hat Eberle auch an einem Buch über Geschichte und Anwendungen der Lithium-Ionen-Batterie mitgearbeitet, das der E-Pionier Gianfranco Pistoia 2014 veröffentlichte. Die beiden Opel-Entwickler beschreiben darin die Kommerzialisierung dieser Technologie im Automobilsektor.

Erhalten 2019 den Nobelpreis für Chemie: John B. Goodenough, M. Stanley Whittingham und Akira Yoshino (v.l.). © Nobel Media/Niklas Elmehed

Der Nobelpreis für Chemie …

… ist einer der fünf von Alfred Nobel gestifteten Auszeichnungen, die seinem Testament zufolge „denen zugeteilt werden, die […] der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben.“ Im Auftrag der 1900 gegründeten Nobel-Stiftung wird er jährlich von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften vergeben. Nach der Bekanntgabe des Preisträgers Anfang Oktober erfolgt die feierliche Übergabe am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters.

 

Dass Gianfranco Pistoia sie als Autoren für dieses Kapitel ausgesucht hatte, überrascht nicht sonderlich: Der Opel Ampera und sein amerikanischer Bruder, der Chevrolet Volt, waren 2010 mit die ersten Großserienfahrzeuge, in die Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt wurden. Und das Einführungskapitel des Buches ist von Akira Yoshino verfasst worden, einem der drei diesjährigen Nobelpreisträger, der hier die Entstehungsgeschichte der Lithium-Ionen-Batterie nachzeichnet und neue Entwicklungstrends aufzeigt.

„Überhaupt zeigt dieses Beispiel, wie lange es dauern kann, bis eine große Erfindung für die Masse nutzbar wird“, so Eberle. Bereits in den 1970er-Jahren hatte Michael Stanley Whittingham eine funktionsfähige Lithium-Batterie entwickelt. John Bannister Goodenough gelang es im Rahmen seiner Forschungsarbeit im Jahr 1980, deren Kapazität durch neue Materialien  zu verdoppeln – was den Durchbruch zur Markttauglichkeit bedeutete. Der finale Schritt dorthin glückte wiederum fünf Jahre später Akira Yoshino, der an der Batterie-Anode nicht mehr allein auf reaktives Lithium setzte, sondern auf Kohlenstoffverbindungen, in die Lithium-Ionen eingelagert wurden um die Batterien sicherer zu machen.

 

Hat die E-Autos von Opel mitentwickelt: Roland Matthé, „Technical Fellow“ im Bereich Batteriesysteme und Elektrifizierungsarchitektur.

„Lithium-Ionen-Batterien haben unser Leben revolutioniert, seit sie 1991 auf den Markt kamen.“

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Erklärung der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften zur Vergabe des Nobelpreises

Der Elektronik-Riese Sony war der erste Hersteller, der das neue Speichermedium ab 1991 in Serie nutzte, zunächst für „Camcorder“, also Kameras mit Videorekorderfunktion. Bald darauf kamen Lithium-Ionen-Akkus weltweit in Handys zum Einsatz, was sich vor allem wegen des geringen Lithium-Gewichtes anbot. Dabei handelt es sich übrigens um ein Leichtmetall. Dass im frühen 19. Jahrhundert seine Entdecker in Schweden den Namen für das neue Element von „lithos“, dem griechischen Wort für Stein, ableiteten, ist ein wenig irreführend.

Bis die Technologie im großen Stil in der Automobilindustrie zum Einsatz kam, verstrich noch die erste Dekade des 21. Jahrhunderts. Lithium-Ionen-Batterien könnten große Mengen an Solar- und Windenergie speichern und machten so eine Welt frei von fossilen Kraftstoffen möglich, begründen die Juroren ihre Entscheidung, den Chemie-Nobelpreis 2019 an die drei Väter dieser Batterien zu überreichen. „Sie haben unser Leben revolutioniert, seit sie 1991 auf den Markt kamen“, so die Erklärung der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften zur Vergabe des Preises.

Experte auf dem Gebiet der Energiespeicher-Forschung: Dr. Ulrich Eberle, Senior-Projektleiter für Fortgeschrittene Technologien.

„Die Szene ist sich einig, dass das Nobelpreiskomitee die drei Richtigen ausgesucht hat.“

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Dr. Ulrich Eberle, Senior-Projektleiter für Fortgeschrittene Technologien

„Das Beispiel zeigt aber auch, dass erfolgreiche Technologieentwicklung heutzutage Teamwork mehrerer Fakultäten sein muss“, ergänzt Eberle – schließlich ist Whittingham Chemiker, Goodenough Physiker und Yoshino Verfahrenstechniker. Und laut Eberle gäbe auf diesem Sektor noch einige weitere „preisverdächtige“ Pioniere. „Insgesamt ist sich die Szene aber einig, dass das Nobelpreiskomitee die drei Richtigen ausgesucht hat“, so der Opel-Experte.

Sein Co-Autor Roland Matthé freut sich besonders, dass John Goodenough die hohe Auszeichnung noch erlebt. Der 1922 in Jena geborene Wissenschaftler ist bereits 97 Jahre alt und damit der älteste Nobelpreisträger aller Zeiten. Die feierliche Übergabe durch den schwedischen König wird am 10. Dezember erfolgen – dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Opel-Triumvirat der E-Mobilität: Der Ampera (r.), sein Nachfolger Ampera-e (l.) und der neue Corsa-e, der Anfang 2020 vom Band laufen wird.


Oktober 2019

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Text: Eric Scherer; Fotos/Zeichnung: Andreas Liebschner, Nobel Media/Niklas Elmehed