Rassiges aus Rüsselsheim

CD – das steht für Coupé Diplomat und gibt einen Hinweis auf die technische Basis, den Diplomat B mit einem 230 PS starken 5,4 Liter-V8-Motor, den Opel bereits im Frühjahr auf den Markt brachte. Der metallic-rote Sportwagen mit Klappscheinwerfern ist allerdings nur 1,11 Meter hoch und mit 4,57 Metern genau 30 Zentimeter kürzer als der Diplomat.

Als „Vision vom Auto der weltraumfahrenden Generation“ bezeichnet Opel das Fahrzeug bei der Premiere. Schließlich lag die Mondladung erst wenige Wochen zurück. An Selbstbewusstsein mangelt es den Opelanern auch beim Texten nicht: „Bei der Gestaltung des Äußeren zeigen die Rüsselsheimer ‚Automobil-Couturiers‘ ihr Können: Im Opel CD verbinden sich Kraft, Eleganz und Rasse.“

Zur Premiere 1969 bezeichnet Opel den CD als „Vision vom Auto der weltraumfahrenden Generation“.
Die Abkürzung CD steht für „Coupé Diplomat“ und verrät die technische Basis, den Diplomat B mit 5,4-Liter-V8-Motor. 
Das so genannte Gittermodell macht die technischen Details sichtbar.
Denn auf den Einbau von Motor oder Getriebe in das Design-Modell hatte man verzichtet.
Die Ledersitze sind fest eingebaut, der Fahrer zieht Lenkrad und Pedale zu sich heran.

Die futuristische Vision eines zweisitzigen Luxus-Coupés glänzt mit seiner extremen Keilform, und der rundum gewölbten, riesigen Komplettverglasung aus Front- und Seitenscheiben ohne A-Säulen, die sich wie bei einem Kampfjet hydraulisch nach oben klappen lässt. O-Ton 1969: „In den Opel CD kann daher auch eine Dame in Abendkleid lässig und mit Anmut einsteigen.“


Die Karosserie des Showcars ist einteilig und aus Fiberglas. Auch das untermauert den technologischen Anspruch deutscher Ingenieurskunst. Die Sitze sind fest eingebaut, mit der Fahrzeugstruktur verbunden, das Cockpit samt Pedalen, Lenkrad und dem Instrumententräger sind beweglich und individuell justierbar. Natürlich wird auch an Details wie einer innovativen Klimaautomatik und einem Autotelefon nicht gespart. Auf den Einbau von Motor, Getriebe sowie Lenkung in das Design-Modell wird aus Kostengründen verzichtet. Ziel war es schließlich nur, einen Ausblick auf das künftige Opel-Design zu geben. Stattdessen wird ein Technikmodell gebaut, das alle Details für den kundigen Messebesucher sichtbar macht.

Die Designer Erhard Schnell und George Gallion sowie Design-Chef Chuck Jordan (von links) sind die Väter des Opel CD.
Die rundum gewölbte Verglasung aus Front- und Seitenscheiben lässt sich wie bei einem Kampfjet nach oben klappen.
An den Karosserieschneider Pietro Frua erging der Auftrag zur Anfertigung von zwei fahrbereiten Prototypen. 
1973 geht der Bitter CD in Serie. Zu den Kunden gehören die Fußballer Jürgen Grabowski (links) und Bernd Hölzenbein (rechts).

„Gegenwärtig hat Opel nicht die Absicht, den Opel CD in Produktion zu nehmen“, so verlautbart es Opel 1969 offiziell. Der ab 1970 amtierende Opel-Verkaufschef Bob Lutz indes erkennt die imagefördernde Wirkung eines Sportwagens im Stile der CD-Studie und will ihn am liebsten unter dem Namen „Strada“ vermarkten. Opel-intern ist das jedoch nicht umsetzbar. Erste externe Gehversuche mit dem Intermeccanica Indra, einem italienischen Sportwagen mit Opel-Mechanik, gestaltet von Franco Scaglione und konstruiert von Erich Bitter, scheitern an der Qualität.

Im Anschluss fertigt Karosserieschneider Frua für Opel zwei fahrtüchtige Exemplare einer neuer Coupé-Studie. Die Umsetzung scheitert hier den Kapazitäten für die weitere Entwicklung und Serienfertigung. Bob Lutz erinnert sich an Erich Bitter, Rennfahrer, Abarth-Händler und Tuner, der als Importeur des Indra längst darauf sinnt, ein eigenes Auto auf die Beine zu stellen. Nach vier Jahren Vertragspoker folgt schließlich der Segen von GM und Opel: Der Sportwagen mit dem Namen Bitter CD darf 1973 in Serie gehen. Genau 396 Stück werden bis 1979 produziert und verkauft – unter anderem an Rosi Mittermaier, Udo Lattek, Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge und Heino.


Oktober 2024

Text aus Opel Love, Autor Harald Hamprecht, erschienen bei Delius Klasing; Fotos: Opel Archiv