Opel ist eine Familienangelegenheit – oft tragen die Menschen über Generationen hinweg „Opel im Herzen“. Das wurde auch Julian Kloka bewusst, als er vor vier Jahren seiner Großmutter erzählte, dass er jetzt bei der Marke mit dem Blitz ein Praktikum absolviere. „Da war ich auch schon mal“, antwortete die Dame aus Siegen direkt. Und schon war das Familienalbum ausgepackt; „Oma Anneliese“ schilderte ein Kapitel ihres Lebens, das ihrem Enkel bislang noch unbekannt war.
„DIE MACHTEN VIELLEICHT AUGEN, ALS ICH VORFUHR“
– Anneliese Schweisfurth –
Es war 1948, Deutschland lag noch in Trümmern und sie war gerade mal 21 und volljährig geworden, als Anneliese Schweisfurth eine Stelle beim Opel-Händler Hoppmann in Siegen antrat. Zu ihrer Überraschung erklärte ihr der Chef als erstes, sie solle möglichst schnell ihre Führerscheinprüfung bestehen, sie werde gebraucht, um Fahrzeuge zu überführen.
UNTYPISCHER JOB FÜR EINE JUNGE FRAU
„Das war insofern nichts Ungewöhnliches, als dass bestellte Fahrzeuge damals generell entweder vom Kunden oder vom Händler in der Fabrik abgeholt wurden – Auslieferungen per Lkw gab es noch nicht“, berichtet die heute 88-Jährige. „Aber dass man eine junge Frau mit einer solchen Aufgabe betraute, das war für die damalige Zeit schon erstaunlich.“
Also reiste Anneliese Schweisfurth gemeinsam mit ihrem Chef per Bahn nach Rüsselsheim. Im Opel-Werk übernahm jeder dann einen Olympia. Und auf ging’s zurück nach Siegen. A5 , A3 und A45 existieren damals, wenn überhaupt, nur als Stückwerk, stattdessen sollte der Weg die Wiesbadener Platte hinauf und durch den dichten Westerwald führen.
ALLEIN DURCH DEN DICHTEN WESTERWALD
Schweisfurth unternahm jedoch erst einmal einen Abstecher nach Mainz. Und besuchte ihren Großvater Adam Müller, der damals noch in seinem im Krieg ausgebrannten Haus in der Goethestraße lebte: „Die machten vielleicht Augen, als ich dort vorfuhr.“ Nach Kaffee und Kuchen trat sie dann die etwa dreistündige Fahrt durch dunkle Wälder und Täler an.
Das muss sicher unheimlich gewesen sein, oder? Die junge Frau saß nicht nur allein im Wagen – auch auf den Straßen war über weite Strecken keine Menschenseele zu sehen: „Damals fuhr ja noch kaum jemand Auto.“ Doch gerade deswegen empfand sie das Fahren damals gar nicht so gruselig, berichtet sie lachend. „Eigentlich war es sogar ganz angenehm, vor allem im Vergleich zu heute, wo es in dem Gewimmel auf den Straßen manchmal ja nicht mehr auszuhalten ist.“
„Damals fuhr ja noch kaum jemand Auto.
Eigentlich war es sogar ganz angenehm,
vor allem im Vergleich zu heute,
wo es in dem Gewimmel auf den Straßen
manchmal ja nicht mehr auszuhalten ist.“
– ANNELIESE SCHWEISFURTH –
Heute ist sie 88, körperlich immer noch voll auf der Höhe und gelegentlich sogar noch mit dem Auto unterwegs. „Einmal in der Woche fahre ich meine 75-jährige Putzfrau nach Hause.“ Ihre mentale Fitness führt sie übrigens auf das Fischöl zurück, das in ihren Medikamenten enthalten ist. „Das hält den Geist wach.“ Und das Erinnerungsvermögen.
Ihre Zeit bei Opel Hoppmann endete 1953. Dann heiratete sie, war fortan Hausfrau, arbeitete aber gelegentlich in der Stahl-Firma ihres Mannes Eberhard und ihres Schwiegervaters Paul mit. Der besaß einen Opel Admiral, den er den Kindern immer mal zur Verfügung stellte. „Damit sind wir dann gelegentlich nach Wiesbaden ins Kino gefahren.“
RÜCKKEHR NACH 62 JAHREN – BLUMEN FÜR DIE OPEL-PIONIERIN
Enkel Julian Kloka arbeitet mittlerweile als Product & Pricing Manager Vivaro bei Opel. Und gemeinsam besuchten Enkel und Oma unlängst die Händler-Premiere des neuen Astra – und bei wem wohl? Bei der Hoppmann Autowelt GmbH in Siegen. „Ein Wiedersehen war es eigentlich nicht“, erzählt Anneliese Schweisfurth. „Das Haus befindet sich heute ja an einem ganz anderen Standort und von den Mitarbeitern kenne ich niemanden mehr. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich so herzlich begrüßt worden bin.“
Einen großen Blumenstrauß hielt Rüdiger Lauer, stellvertretender Geschäftsführer und Verkaufsleiter, ebenfalls für sie bereit. Den hat sie sich schließlich redlich verdient. „Denn, so der Opel-Händler, ohne Mitarbeiterinnen wie Anneliese Schweisfurth wäre die Hoppmann Autowelt mit ihren aktuell elf Niederlassungen heute bestimmt nicht das, was sie ist.“
Stand November 2015