Sharing parts: 24 components from the Opel ADAM can be found inside the Loryc Electric Speedster.

Ein Stück Mallorca
in Rüsselsheim

Ein kühler Herbstmorgen auf dem Rüsselsheimer Werksgelände. Der wolkenverhangene Himmel so dunkel und grau, als würde er gleich die nächsten Tropfen auf den bereits feuchten Boden fallen lassen. Während der frische Wind das Garagentor erzittern lässt, ist es in der Classic Werkstatt windstill, warm und trocken. Kein Wunder, dass der Besuch aus Mallorca die Nacht lieber hinter als vor dem Tor verbracht hat. Denn dort, wo normalerweise ausschließlich historische Opel-Modelle ihren Charme versprühen, steht an diesem Oktobertag auch ein Fahrzeug der Marke Loryc.

Ein Retro-Sportwagen mit Opel-Bezug

Gebürstetes Aluminium überspannt seine Karosserie, unzählige Nieten halten die silberne Außenhaut zusammen. Auf dem schwarzen Kühlergrill prangt eine „22“, am Ende der Motorhaube beginnt eine Windschutzscheibe, so flach, dass sie ihren Namen eigentlich nicht verdient. Dach und Türen: Fehlanzeige. Sieht aus wie ein Retro-Sportwagen, der mit einem Opel so viel zu tun hat wie der Ballermann mit einem Erholungsurlaub. Oder?

 

Ungewöhnlicher Besuch: Der Loryc Electric Speedster ist zu Gast in der Classic Werkstatt.


loryc_28o5536

Vater des Erfolgs: Karl-Heinz „Charly“ Bosch lässt die Traditionsmarke Loryc wieder aufleben.

loryc_komp

Liebe zum Detail: Das Marken-Logo ist omnipräsent.

„Hallo, ich bin der Charly“, sagt ein Mann, dessen Kleidung sofort verrät, wer hier gerade die Halle betreten hat. Der Schriftzug „Loryc Mallorca“ prangt auf der Brusttasche des schwarzen Hemdes von Karl-Heinz „Charly“ Bosch. Er ist der Vater des mallorquinischen Gastes. Ein Erfinder, Tüftler, Visionär. Schon seine ersten Worte verraten seine schwäbischen Wurzeln. Seit 2012 lebt der Auswanderer auf der Urlaubsinsel. Und als er an deren Westküste zog, hatte er einen Traum: „Ich wollte unbedingt ein Auto aus den 1920er-Jahren fahren. Entschleunigung war mein Ziel.“

Ein Wunsch, der sich als sehr schwierig herausstellte. „Nach langer Suche bin ich zufällig auf einen Loryc gestoßen. Von der Marke hatte ich bis dahin noch nie gehört“, so Bosch. Diese Wissenslücke sei ihm verziehen: Selbst auf Mallorca ist die Marke, deren Gründer zwischen 1920 und 1925 kaum mehr als 100 Modelle bauten, nur noch wenigen bekannt. „Als ich den Wagen sah, wollte ich ihn unbedingt kaufen und habe zugeschlagen“, sagt Bosch, der somit einen der seltenen Exoten erwarb. Insgesamt gibt es nur noch sechs gut erhaltene und fahrbereite Loryc-Exemplare – allesamt in Privatbesitz, vier auf Mallorca, zwei auf der Nachbarinsel Menorca.

rote_linie

»Ich wollte unbedingt ein Auto
aus den 1920er-Jahren fahren.
Entschleunigung war mein Ziel.«

Charly Bosch

rote_linie

Heute, rund vier Jahre später, fährt Bosch mit seinem Loryc nicht nur über die Urlaubsinsel, sondern hat die erste und bis heute einzige mallorquinische Automarke auf seine ganz eigene Weise wiederbelebt. Und das, obwohl – oder gerade weil – das Schicksal seine Loryc-Liebe zunächst auf eine harte Probe stellte. Schon nach wenigen Kilometern gab der antike Vierzylinder den Geist auf, das neue Aggregat hielt auch keine 200 Kilometer. Bosch hatte genug und versah das Sammlerstück kurzerhand mit einem Elektromotor. Das wiederum brachte den Kreativkopf auf die nächste Idee, die später auch Opel ins Spiel bringen sollte: Warum nicht gleich einen eigenen Loryc bauen? „Weil sich auf Mallorca niemand für die historische Marke interessierte, war der Name Loryc frei. Daher habe ich ihn beim europäischen Markenregister neu angemeldet“, erklärt Bosch. Anfang 2015 begann er mit den Plänen des „Loryc Electric Speedster“.


Zwei „Väter“ mit ihren „Kindern“: Charly Bosch besucht mit seinem Loryc Electric Speedster die Statue von Adam Opel und den Opel ADAM.


„Weil ich zuvor noch nie ein Auto gebaut hatte, waren Sicherheit und Zuverlässigkeit die obersten Gebote für mich. Opel war daher mein erster Ansprechpartner, als ich Teile für den neuen Loryc gesucht habe“, erklärt Bosch, der den „historischen Look mit neuester Technik“ verbinden wollte und dabei zwei Dutzend Opel-Komponenten einsetzte. „Als uns Herr Bosch von seinem Vorhaben erzählt und um Unterstützung gebeten hat, mussten wir nicht lange überlegen. Wir sind stolz, ein Teil dieses Projekts zu sein“, sagt Andreas Apel, Channel Manager Trade bei Opel. „Allgemein steigt die Nachfrage nach den ADAM-Bauteilen, die vor allem für Elektromobilitätsprojekte immer beliebter werden. Der Verkauf unserer vielseitigen Komponenten ist ein wichtiger Unternehmenszweig, mit dem wir immer wieder neue Marktsegmente erschließen.“

Der Loryc macht es vor: Hinterachse, Vorderradaufhängung, Lenkung, Scheibenbremsen und Handbremse des neuen Oldtimers stammen aus Eisenach, wo der ADAM seit 2013 vom Band läuft. Bosch setzte ganz bewusst auf die Komponenten des Lifestyle-Flitzers. „Die extrem leichten ADAM-Bauteile hatten gleich zwei entscheidende Vorteile. Sie haben die Reichweite erhöht und dazu beigetragen, dass der Loryc heute überhaupt auf der Straße fahren darf.“

Denn ehe der Loryc sein Nummernschild bekam, musste er seine Gewichtsprobleme loswerden. Lediglich 449 Kilogramm durfte das Cabriolet ohne Batterien auf die Waage bringen, um in die Fahrzeugklasse L des Kraftfahrtbundesamts (KBA) zu passen. Eigentlich umfasst diese Kategorie viel kleinere Fahrzeuge wie Roller, Motorräder oder Quads. Kein Wunder, dass Bosch einige Monate brauchte, bis der Loryc alle TÜV-Kriterien erfüllte. Nach mehr als 1.200 Arbeitsstunden und 120 Prüfungen war es dann soweit: Das KBA ließ den Prototyp zu und Bosch durfte sein erstes Serienfahrzeug bauen. Nochmal die gleichen 24 ADAM-Komponenten, bitte.

loryc-Drillinge in der mache

Das Ergebnis kann sich sehen lassen – zumindest, solange das Wetter mitspielt. „Ein paar Tropfen kann der Loryc schon vertragen. Aber wenn’s richtig regnet, muss er ins Trockene“, erklärt Bosch, blickt in den trüben Himmel und klettert in den Wagen. Zusammen mit einem ADAM, dem Bruder im Geiste, fährt der Elektro-Oldtimer durch die Rüsselsheimer Innenstadt. Oder besser gesagt: er gleitet. Ein schräges Bild ist das nämlich schon, wenn ein Retro-Sportwagen im Look der 1920er-Jahre fast geräuschlos über Asphalt und Kopfsteinpflaster fährt. Trotzdem – oder gerade deswegen – zieht der 20-PS-Stromer neugierige Blicke der Passanten auf sich. „Das bin ich schon gewohnt“, sagt Bosch und zuckt mit den Schultern. „Auch auf Mallorca schauen einem alle hinterher.“

Die Mallorquiner werden sich allerdings schon bald an den Anblick gewöhnen. Vor allem, weil Bosch inzwischen drei weitere Pakete aus Eisenach bestellt hat. Über die Wintermonate bastelt er in der heimischen Werkstatt an drei weiteren Serien-Lorycs, die er im Frühjahr verkaufen oder für geführte Touren anbieten möchte. Im Herbst und Winter sollten die Cabrios allerdings auch auf Mallorca besser hinter dem Garagentor bleiben – rein statistisch gesehen fällt dann in Palma nämlich mehr Regen als in Rüsselsheim.

rote_linie

Der Name LORYC

Vier Mallorquiner gründeten am 23. Januar 1920 die Firma Loryc S.A.und ließen sie im Handelsregister eintragen. Der Name „Loryc“ setzte sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen zusammen: Lacy, Ouvrard, Rivas sowie Cia, das Y ist das spanische Wort für „und“.

Schon bald war der Rennwagen unter dem Spitznamen „La Sardina“ bekannt, da seine Karosserie aus Aluminium bestand und seine Form an eine Ölsardinendose erinnerte. Von gut 100 Modellen, die zwischen 1920 und 1925 auf Mallorca entstanden, sind heute nur noch sechs fahrbereit und gut erhalten. Eines davon besitzt Charly Bosch.

rote_linie


rote_linie

teaser_auszug

ADAM-Paket aus Thüringen: Insgesamt 24 Teile des Opel ADAM, der seit 2013 in Eisenach vom Band läuft, hat Charly Bosch im Loryc Electric Speedster verbaut.

rote_linie


Stand November 2016

Alesse Online
Buy Femilon
Buy Ortho Tri-Cyclen Online
http://allergyremediesonline.org/pulmicort/

Text: Maximilian Köhling, Fotos: Thorsten Weigl