Tom Turbo auf Tour

Tom Turbo, Schneckerl oder Hansi haben sich die Teams von GSC/Material Handling als Namen für die sechs neuen Automatic Guided Trucks/AGTs der Werkslogistik ausgedacht. Diese haben zwar nicht die 111 Tricks des „originalen“ Tom Turbo*) auf dem Kasten, sind dafür aber für das Werk Aspern viel wertvoller.

Die Vorgeschichte

Die Idee automatische Fahrzeuge einzusetzen kam im Rahmen von Operational Excellence-Projekten Ende 2015. Das Ziel: Steigerung der Produktivität bei den Kanban-Loops zum Anstellen von Kleinteilen und gleichzeitig die Möglichkeit Wien-Aspern in Richtung Industrie 4.0 aufzurüsten.

Erste Lieferantengespräche fanden im Frühjahr 2016 statt. Im November 2016 kam Testfahrzeug „Pony I“ in Wien-Aspern zum Einsatz. Am 31. Jänner 2017 folgte der Projekt-Kickoff. Ab Anfang Juli wurden die Fahrzeuge angeliefert.

Automatisierter Routenplaner

Bevor die Fahrzeuge im Sommer 2017 den Testbetrieb aufnehmen konnten, mussten sie von der Firma Balyo „angelernt“, also programmiert werden.

„Jedes der Fahrzeuge hat eine virtuelle Landkarte des Werks eingespeichert. Dazu wurden vorher alle Routen und die Konturen der Fahrwege erfasst“, erklärt Katrin Grandl/Leiterin Material Handling. In der virtuellen Landkarte wurden die Routen der Loops eingegeben, damit sie sich im Betrieb mit einem einfachen Tastendruck abrufen lassen; zum Beispiel mit der Wahl „F 17 Süd“. Als nächstes muss der Logistiker vor jeder automatisierten Fahrt einen Sicherheitscheck machen, bevor er mit Drücken der „Auftragstaste“ den AGT auf Tour schickt.

Die MitarbeiterInnen von Material Handling, Wareneingang, der Staplerwerkstatt und dem Werksschutz wurden ausgiebig im Umgang mit den AGTs geschult.

Achtung Fußgänger! – Ein blauer Lichtpfeil warnt, dass ein automatisches Fahrzeug in Anfahrt ist


Sicherheit zuerst

Besonders wichtig:„Wir haben im PIV/Pedestrian Inhouse Vehicles-Committee ein neues Sicherheitskonzept definiert“, so Katrin Grandl. Peter Czetina/Arbeitssicherheitstechniker zählt die flankierenden Sicherheitsmaßnahmen im Detail auf: Evaluierungsbegehungen mit den Firmen Linde und Balyo, eine Risikoanalyse im Vorfeld, Tests mit Fahrzeugen mit voller Beladung und auf verschiedenen Bodengegebenheiten, neue Bodenaufkleber auf allen AGT-Routen, Umbauten an den bestehenden Transportanhängern. Und betont: „Zu den AGTs und zum neuen Verkehrskonzept haben wir im Safety Land bereits seit Jänner informiert. Im August haben wir an alle MitarbeiterInnen eine Unterweisung ausgesandt. Dann wurde nach den Werksferien jedes AGT zwei Wochen lang von einem Mitarbeiter von Global Supply Chain begleitet, um sicher zu stellen, dass es keine Gefährdung für andere Personen gibt. Und natürlich dürfen die AGT nicht schneller als vier km/h fahren.“

*) Tom Turbo ist der Name eines fiktiven Wunderfahrrads mit 111 Tricks. Es ist Hauptdarsteller der gleichnamigen Fernsehserie des österreichischen Kinder- und Jugendbuchautors Thomas Brezina.


Hansjörg Frommknecht (Bereichsleiter GSC) (r.) freut sich von Dkfm. Sven Kaulbach/Geschäftsführer Linde Österreich sechs automatische Fahrzeuge mitsamt einem kleinen Lindenbäumchen entgegen nehmen zu können.

Aufnahmen für einen Film über Industrie 4.0 in der Logistik (im Bild Clemens Fath/Fertigungsleiter Motorbau und bisheriger Leiter von Global Supply Chain).


Lenkung des Standard-Lindeschleppers.

Auf Nummer Sicher.

Seit automatische Fahrzeuge im Werk Aspern unterwegs sind, gelten Sicherheitsregeln wie: AGTs/Automatic Guided Trucks haben immer Vorrang. Der Sicherheitsabstand muss stets  mindestens zwei Fuß bzw. 50 cm betragen. Fußgänger sollten nicht direkt vor dem heranfahrenden AGT den Fahrweg queren. Das Überholen von AGTs ist verboten. Ebenso ist das Durchgehen zwischen Loop-Wagen verboten.

 

Fahren ohne Fahrer

 

Fuhren früher die Logistiker mit ihren E-Schleppern stündlich ihre Loops, um Kleinteile anzustellen, so fahren nun Tom Turbo & Co. völlig allein und bringen das Material in die Linie. In der Linie und im Kleinteile-Lager warten je ein Logistiker, um den AGT anhand der Angaben auf den Kanban-Karten mit KLT/Kleinlastenträgern zu beladen bzw. seine Ladung in der Linie in Empfang zu nehmen und das Fahrzeug mit neuen Kanban-Karten für die nächsten Transporte zu versehen.

Statt jährlich mehr als einmal die Welt zu umrunden (so viele Kilometer ergeben die Summe der bei den Kanban-Loops gefahrenen Distanzen) können die Logistiker nun ergänzende Tätigkeiten ausüben. Ein KVP-Projekt (geplanter Start in Kürze) soll dazu zusätzliche Erkenntnisse liefern. Das Fahren übernehmen die AGT statt der Logistiker.

„Das erste Kennenlernen – und kleine Nachjustierungen – haben wir hinter uns gebracht“, sagt Katrin Grandl. „Jetzt geht es darum weiter zu beobachten.“ Am 16. Oktober ließ es sich die Firma Linde, die die AGTs geliefert hatte, nicht nehmen eine feierliche Übergabe im Werk Aspern zu gestalten und einen Werbefilm über die Fahrzeuge im Einsatz zu drehen.

Opel Wien ist unter den Opel/Vauxhall-Powertrain-Standorten das erste Werk, das automatisierte Fahrzeuge für längere Distanzen in Betrieb genommen hat.


Technische Daten AGT


Produktbezeichnung:

automatisierter Schlepper Linde P-MATIC

Länge:

1,75 m

Breite:

0,79 m

Eigengewicht:

1.080 kg

Tragfähigkeit:

5,0 Q (t)

Nennzugkraft:

1.800 F (N)

Fahrsteuerung:

Standard-Fahrzeug als automatisiertes Fahrzeug umgerüstet; Elektroantrieb

Elektromagnetische Betriebsbremse

Fahrgeschwindigkeit:

8 km/h

Dualer Betrieb

(automatisch/manuell)

Bestandteile:

Robotik-Einheit an einem stabilen Stahlrahmen mit Navigations-Laser, Sicherheitsscanner vorne, 3D-Kamera, integriertem Computer, Notaus-Schalter, visuellen und akustischen Warnhinweisen, CAN-Bus-Struktur (dadurch können Fahrzeugdaten auf dem Servicelaptop ausgelesen werden)

Geo-Navigation:

innovative Technologie ohne Infrastruktur (keine Reflektoren), orientiert sich an vorhandenen Strukturen (Wände, Säulen, Regale …), Echtzeit-Mapping und –Referenzierung, einfache Integration in bestehende Anlagen

Blue Spot

(= blauer Lichtpfeil vor dem Fahrzeug zur Warnung von Fußgängern)

Hinderniserkennung:

abhängig von der Fahrgeschwindigkeit, bei Kurvenfahrt (intelligent-dynamisch), selbstständiges Wiederanfahren in Verbindung mit 3D-Kamera, Erkennung von Fußgängern, Paletten und anderen Fahrzeugen

Anwenderschnittstelle:

Anzeige des Fahrzeug-, Batterie- und Systemstatus, Anzeige der Fahrwege und Routen, Service-Zugang mit PIN-Code, Serviceprotokoll über USB auslesbar


Stand November 2017

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Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Helga Mayer