Andreas Marx, VDE E-Mobility Conference

Industry event on electromobility: At the first VDE E-Mobility Conference, representatives from politics, business and science discussed current developments and challenges. The head of Opel Germany Andreas Marx outlined the electrification of the Rüsselsheim-based carmaker in his presentation.

„Disruption liegt in unseren Genen“

Herr Marx, Sie waren auf der VDE E-Mobility Conference in Frankfurt als Top-Speaker zu Gast – was war Ihre Kernbotschaft?  
Ich habe unsere Vorreiterrolle deutlich gemacht: Opel wird elektrisch – und zwar so konsequent wie kaum ein anderer deutscher Autohersteller. Ab 2028 werden wir in Europa keine Verbrenner mehr anbieten. Und die Umstellung hin zur E-Mobilität treiben wir in Rekordzeit voran: Aktuell, Stand Oktober 2022, hat Opel zwölf elektrifizierte Fahrzeuge auf dem Markt, darunter unsere komplette Nutzfahrzeug-Flotte. Dabei bleibt das Unternehmen seinen Prinzipien treu – nämlich Innovationen allen zugänglich zu machen.

Sie haben Ihren Vortrag überschrieben mit „Disruption verlangt Agilität“. Disruption beschreibt etwas durchaus Zerstörerisches. Etwas, das alte Geschäftsmodelle ablöst. Doch Opel ist und bleibt weiterhin ein Automobilhersteller…  
Disruptive Innovationen müssen einen Markt nicht zwingend komplett zerstören. Manchmal krempeln sie ihn nur von Grund auf um. Und genau dies geschieht gerade. Doch solche Transformationen sind für Opel nichts Neues, Disruption liegt in unseren Genen.

Inwiefern?
Vor 160 Jahre legte Adam Opel in Rüsselsheim den Grundstein, seither hat sich das Unternehmen immer wieder neu erfunden: Opel entwickelte sich von der Nähmaschinenfabrik über den weltweit größten Fahrradhersteller zur international bedeutenden Automobilmarke. Derzeit vollziehen wir die nächste Transformation: vom Automobilhersteller zum elektrischen Mobilitätsdienstleister. Es ist ein Wandel, der sich im Windschatten des Marktes vollzieht: Aktuell liegt der Anteil von Low Emission Vehicles beim Gesamtabsatz bei 25 Prozent. Er wird bis 2025 auf 45 Prozent steigen und bereits 2030 bei über 70 Prozent liegen.

Seit Anfang 2020 ist Andreas Marx Opel Deutschland-Chef und damit für den Marktanteil, die Profitabilität und die Kundenzufriedenheit sowie für alle Opel-Neuvorstellungen im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge und Pkw in Deutschland zuständig.

„Neue Plattformen ermöglichen Reichweiten von 500 bis 800 Kilometer.“

Entscheidend für die Akzeptanz der E-Mobilität sind aber auch technische Parameter, zum Beispiel eine höhere Reichweite.
Und hier schreitet die Entwicklung mit großen Schritten voran. Unser Ziel ist es, Elektrofahrzeuge anzubieten, die die Anforderungen der Kunden perfekt erfüllen. Mit vier neuen vollelektrischen Plattformen von Stellantis sind wir zukunftssicher aufgestellt: Je nach Segment erlauben die Plattformen künftig Reichweiten von 500 bis 800 Kilometer. Außerdem haben wir uns bei der Schnellladefähigkeit mit 32 Kilometer pro Minute ein Best-of-Class-Ziel gesteckt. Wir denken die E-Mobilität aber auch breiter und setzen auf weitere Technologien.  

Wie etwa die Wasserstoff-Brennstoffzelle?
Zum Beispiel. Volle Zuladung, 400 Kilometer Reichweite, betankt in drei Minuten – der Vivaro-e HYDROGEN ist für Gewerbekunden eine echte Alternative. Und auch mit dem Rocks-e gehen wir neue Wege, erschließen eine völlig neue Kundengruppe. Um den kleinen City-Stromer fahren zu dürfen, genügt ein Rollerführerschein, den man in Deutschland ab 15 Jahren bekommt. Auch in der KARGO-Variante liefert der City-Stromer neue Mobilitätslösungen – zum Beispiel für emissionsfreie Transporte in den Innenstädten.

Mit der E-Mobility Conference hat der VDE eine Plattform zum Dialog und Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ins Leben gerufen.
Über 200 Akteure, die am Wandel beteiligt sind, waren dabei, darunter Hersteller von Fahrzeugen, Zulieferer, Normung und Wissenschaft sowie Stromnetzbetreiber.
Die zweitägige Konferenz bot einen sehr guten Einblick in die Aktivitäten der verschiedenen Branchen. Moderiert wurde der Branchentreff von Totinia Hörner.

„Opel hat seine Vorreiterrolle beim Thema Elektromobilität unterstrichen.“

Nicht nur die Flotte wird emissionsfrei – wie bedeutend ist die Klimaneutralität des Unternehmen als Ganzes?
Unser Ziel ist es, bereits bis 2038 CO2-neutral zu sein – in der gesamten Wertschöpfungskette. Das – und nur das – wird unsere Lizenz sein, weiterhin Automobile verkaufen zu können. Die Zugehörigkeit zu Stellantis ermöglicht es uns, einen 360-Grad-Ansatz für nachhaltige Mobilität zu verfolgen. Ein Fokus liegt auf dem Einsatz nachhaltiger Materialien. Außerdem bauen wir eine unabhängige Batterie- und Komponentenversorgung auf. Dafür entsteht zum Beispiel in Kaiserlautern eine Gigafactory für modernste Batteriezellenfertigung.

Sie sagen, die disruptiven Veränderungen verlangen Agilität – von wem genau?
Von allen Beteiligten. Die Veränderungen betreffen im Unternehmen verschiedenste Bereiche: vom Engineering, über das Händlernetz bis hin zur Produktion. Eine Schlüsselrolle spielen aber auch die Kunden. Auch sie müssen die Veränderungen proaktiv mittragen. Die Herausforderungen sind vor allem eine Frage des Mindsets: Wir alle sollten es als Chance verstehen, die automobile Zukunft aktiv mitgestalten zu können.

Sie haben auf der zweitägigen Konferenz einen Einblick in die Aktivitäten der verschiedenen Branchen erhalten – was haben Sie mitgenommen?
Es war beeindruckend zu erleben, wie sich Unternehmen in anderen Teilen der Wertschöpfungskette mit E-Mobilität befassen. Vorgestellt wurde zum Beispiel eine Ladeinfrastruktur, die sich in Bordsteine integrieren lässt. Oder Softwarelösungen, die das Bezahlen an der Ladesäule so einfach machen wie an der Supermarktkasse. Es sind spannende Entwicklungen. Und Opel wird als aktiver Player seinen Beitrag leisten, die Wende hin zur E-Mobilität konsequent voranzutreiben.

Eine Plattform für Wissensaustausch und Vernetzung: Über 200 hochrangige Speaker und Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik trafen sich Ende Oktober in Frankfurt erstmals zur VDE E-Mobility Conference. Hersteller von Fahrzeugen, Ladesäulen oder Batterietechnologien, Zulieferer, Normung und Wissenschaft sowie Stromnetzbetreiber diskutierten zwei Tage gemeinsame Lösungsansätze für die Mobilität der Zukunft. Zu dem Branchentreff eingeladen hatte der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE). Die Technologie-Organisation vereint Wissenschaft, Standardisierung, Prüfung, Zertifizierung und Anwendungsberatung unter einem Dach. Schirmherr der Veranstaltung war Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr.

Podcast

Opel Deutschland-Chef Andreas Marx erzählt im VDE-Podcast wie sich Opel bereits heute für die Mobilität der Zukunft aufgestellt hat und warum gerade elektrische Transporter immer wichtiger werden.


November 2022

Fotos: VDE/Thomas Ecke