Moderne Navigationssysteme sind bei der „Bodensee-Klassik“ tabu. Doch wer braucht die schon. Für die routinierte Wegführung hat man schließlich einen Co-Piloten an seiner Seite. Also: Wo lang? „Wir müssen rechts. Glaube ich. Oder? Warte mal…“ André Lange ist die Ruhe in Person, die Hände am Lenkrad des Rallye-Kadett B von 1971, jenes Modells, das einst die Pilotenlegende Anders Kulläng über die Schotterpisten jagte. Der vierfache Olympiasieger im Zweier- und Viererbob genießt stattdessen die Aussicht auf die Schwäbischen Alb.
Tücken des Kartenlesens
Seine charmante Co-Pilotin ist Gesine Cukrowski. Die Berlinerin hat schon in vielen Rollen überzeugt, seit sie als Gerichtsmedizinerin Dr. Judith Sommer in der Serie „Der letzte Zeuge“ bekannt wurde. Als Rennfahrerin war sie noch nicht zu sehen, doch auch in diese neue Rolle stürzte sie sich mit Begeisterung: „Der Kadett erinnert mich an die Sorglosigkeit der Kindheit!“ Auch wenn das mit dem Kartenlesen tückisch ist. „Hat so ein Rallyewagen überhaupt einen Rückwärtsgang?“, fragt André Lange wenige Kurven später. Hat er. Also zurück auf die eigentlich vorgesehene Route der „Bodensee-Klassik“, bei der das sympathische Duo Anfang Mai auf Einladung von Opel im Rallye-Kadett am Start war.
„Die Aufgaben sind perfekt verteilt – Gesine hat das Kommando und ich genieße den Rallye-Kadett.“
– André Lange –
Nach einer eher mäßigen Bilanz am Tag 1 (Platz 105 von 120 Teilnehmern), bereiten sich die beiden Opel-Gäste auf die zweite Etappe besonders akribisch vor. Und siehe da, es läuft. Nach der ersten Wertungsprüfung – 2 Minuten und 35 Sekunden lang exakt 30 km/h im Schnitt fahren – liegen sie auf Platz 3. „Und das mit dem Tacho“, ruft der Bobpilot triumphierend und deutet auf die zitternde Tachonadel. Gesine Cukrowski, die Eindrücke auch auf ihrem Instagram-Kanal geteilt hat, freut sich „wie Bolle“, denn schließlich will die Berlinerin „auch mal einen Pokal haben.“ André Lange ist im Glück: „Die Aufgaben sind perfekt verteilt – du hast das Kommando und ich lenke. Und wenn ich daran denke, dass auf meinem Platz Rallye-Ass Anders Kulläng als Pilot Gas gegeben hat, ist das schon ein ganz besonderes Gefühl“, schwärmt er.
„Ich mag das nahbare, das bodenständige an Opel. Das kommt mir am nächsten.“
– Gesine Cukrowski –
Privat fahren die beiden Sympathieträger, die seit Jahren eng mit der Marke verbunden sind, einen Insignia Sports Tourer. Gesine Cukrowski mag das „nahbare, das bodenständige“ an Opel. „Das kommt mir am nächsten“, sagt die Berlinerin, die seit Anfang der 90er-Jahre zu den bekanntesten Gesichtern im deutschen Fernsehen gehört. Starallüren sind der 53-Jährigen fremd. Auch als sich am Ende von Tag 3 abzeichnet, dass kein Pokal herausspringen wird, strahlt sie: „Die Tage waren fantastisch – ein Riesenspaß und zugleich Nostalgie pur!“
Die Thüringer Bobfahr-Legende und die Schauspielerin, die zuletzt in der Heimatfilm-Reihe „Lena Lorenz“ zu sehen war, waren nicht die einzigen Prominenten, die sich den Herausforderungen der drei Etappen über die Schwäbische Alb und durchs Ostallgäu stellten. Ein BMW aus dem Jahr 1939 etwa wurde vom ehemaligen Formel 1-Piloten Nick Heidfeld gesteuert. Und auch den ein oder anderen automobilen Klassiker umflorte Promi-Status. Ein Mercedes, der am Start war, soll einmal dem Schah von Persien gehört haben.
Des Kanzlers GSi
Mit prominenten Vorbesitzern konnte aber auch Opel aufwarten: Der Kadett GSi, Baujahr 1991, im Starterfeld gehörte einst dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Komplettiert wurde die Flotte von Opel Classic von einem Opel Kadett A, Baujahr 1963, und einem Opel Kadett C GT/E, Baujahr 1977. Aber auch modernste Opel-Technik gab’s auf der Bodensee-Klassik zu sehen, denn schließlich schickte der Autobauer aus Rüsselsheim die Stars aus 80 Jahren Kompaktklasse auf die 555 Kilometer lange Strecke. So unterstützte ein neuer Astra als Begleitfahrzeug der schönsten Ausdauerfahrt im Dreiländereck die Organisatoren auf den einzelnen Etappen.
Mai 2022