As “Grand Sport electric”, the latest Astra shows its sporty side. And that the Astra can be dynamic was impressively proven by the Astra OPC X-treme DTM a good 20 years ago.

Manchmal muss es eben X-treme sein

Rüsselsheim, Classic Werkstatt, Bestandsaufnahme: Nichts ist an diesem Astra normal. Nicht die Bremsscheiben aus Kohlefaser im Pizza-Format. Nicht die 530 Newtonmeter Drehmoment, die über die Hinterachse herfallen. Nicht das unter Last schaltbare Sechsgang-Getriebe. Und schon gar nicht die Tatsache, dass dieser Rennwagen für die Straße kultiviert wurde. Der Opel Astra OPC X-treme ist der extremste Astra, den Opel je gebaut hat.

Hier geht es zum Beitrag in der VOX-Mediathek.

„2001, als Opel diese Studie vorstellte, hatte ich gerade frisch den Führerschein“, erinnert sich Carl Lehmann. Damals cruiste er mit seinem Vectra durch die Gegend und „träumte davon, einmal in diesem Supersportwagen von Opel zu sitzen.“ Heute, gut 20 Jahre später, ist es so weit. Der Automobil-Journalist streift seine Turnschuhe aus, klettert unter der Flügeltür hindurch über kofferdicke Seitenschweller in die enge Sitzschale. Sein Grinsen – ist in etwa so breit wie die brutalen Kotflügel der rot lackierten Carbon-Karosserie.

Hat auch nach über 20 Jahren nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt: der Astra OPC X-treme.
Vater des Supersportwagens: „Wir wollten Renntechnik für die Straße nutzbar machen“, sagt Volker Strycek.

„18, 19 Jahre ist der Astra OPC X-treme nicht mehr bewegt worden – es wird höchste Zeit!“

– Volker Strycek – 

Carl Lehmann ist mit einem Kamera-Team am Stammsitz vor Ort, um die sportliche Seite des Rüsselsheimer Kompaktklasse-Bestsellers vorzustellen. Schließlich hat Opel mit dem Astra GSe gerade sein neustes sportliches Top-Modell vorgestellt. Als der Journalist die Gelegenheit nutzt, um zu fragen, ob er den Extrem-Astra von 2001 erkunden darf, rennt er offene Türen ein. Flügeltüren, um genau zu sein.

Ohne Strycek keinen X-treme

Und es kommt, wie es kommen muss: Es bleibt nicht bei einer statischen Bestandsaufnahme des Supersportwagens. Man verabredet sich zu einem zweiten Termin in einer Werkstatt, um den Wagen wieder startklar zu machen. „18, 19 Jahre“, schätzt Volker Strycek, „ist der X-treme nun nicht mehr bewegt worden – es wird höchste Zeit!“ Der ehemalige Opel-Sportchef ist Vater des Astra OPC X-treme. Eigentlich auch Mutter, Schwager, Großcousin und alles andere – ohne ihn gäbe es den Supersportwagen nicht.

Reise per Tieflader: Der Supersportwagen wurde seinerzeit um die halbe Welt zu Präsentationen geflogen. Dafür mussten sämtliche Flüssigkeiten abgelassen werden.
Kostbare Fracht: Der avisierte Kaufpreis für den Astra OPC X-treme betrug eine Million D-Mark. Das heutige Einzelstück: unbezahlbar.
Öl, Benzin, neue Starterbatterie: Begleitet vom VOX-Kamerateam wird der Supersportwagen wieder startklar gemacht.
Expertise: Martin „Alesi“ Rose von Phoenix Racing gehörte zum Team, das den Supersportwagen seinerzeit gebaut hat.
Und Strycek zweifelte nicht daran, dass man den X-treme nach fast 20 Jahren ohne großen Aufwand wieder zum Laufen bringen wird.

„Vertraut mir: Alles, was der Astra OPC
X-treme braucht, ist ein wenig Zuneigung, Benzin und Öl.“

– Volker Strycek – 

Unter seiner Regie hatte die Opel Performance Center GmbH bis Anfang der 2000er bereits den Astra OPC auf die schnellen Räder gestellt und mit dem Zafira OPC, den rasantesten Van der Welt gebaut. Das nächste Projekt: der Supersportler, die ungefilterte Opel Performance-Philosophie, der Astra OPC X-treme. „Und es zeigte sich, dass wir nicht die Einzigen waren, die sich einen Supersportwagen genauso vorgestellt hatten“, sagt Strycek. Der Astra OPC X-treme machte Furore, erschien auf Titelseiten weltweit, flog zu Präsentationen nach Detroit und Japan.

Der Kaufpreis: eine Million D-Mark

Nach der Premiere auf dem Genfer Automobilsalon gab es zehn Blindbestellungen. Eine Million D-Mark sollte der Wagen kosten – lebenslange Wartung inklusive. Doch es kam anders. Auch das Weltgeschehen spielte eine Rolle: Noch während der einstige Zeitenjäger aus der DTM im September auf der IAA in Frankfurt seine Weltpremiere feierte, krachten in New York Flugzeuge in die Twin Tower. Die Welt war eine andere. Und der Supersportwagen verschwand unter einem Tuch. Bis heute.


Wie Opel dem Astra Flügel verlieh

Trotz diverser Luxusattribute bringt der X-treme nur schlanke 1.150 Kilogramm auf die Waage, gerade einmal 50 Kilo mehr als die Rennversion.
Er stammt vom 460 PS starken Astra V8 Coupé von Joachim Winkelhock ab.

Es ist das Jahr 2000. Opel kehrt in die neu gestartete Deutsche Tourenwagen Masters zurück. Und Joachim „Jockel“ Winkelhock stellt das Astra V8 Coupé bei seinem Lieblingsrennen am Norisring prompt auf die Pole Position. Daraufhin stattet das Opel-Team das Fahrzeug bis zum Rennstart mit Flügeltüren aus. „Als Dankeschön. Aber auch um die Mitbewerber aus Stuttgart ein wenig zu ärgern“, erinnert sich Volker Strycek, seinerzeit Opel-Motorsportchef. Und die Türen beflügeln den Schwaben so sehr, dass er den ersten Lauf gewinnt. Jenes Siegerfahrzeug wird die Basis für ein Projekt, das die damals noch junge Opel Performance GmbH kurz darauf in Angriff nimmt: nämlich hoch entwickelte Renntechnik für die Straße nutzbar zu machen. Der Astra OPC X-treme, der 2001 auf dem Genfer Automobilsalon präsentiert wird, unterscheidet sich in etwa der Hälfte der Bauteile vom Zeitenjäger aus der DTM. Das bissige Naturell des Vierliter-V8-Herzstück wird so kultiviert, dass sich der X-treme auch bei niedrigen Drehzahlen bewegen lässt – trotzdem ist er mit 444 PS kaum schwächer als das Original von der Wettbewerbsfront.

Von Enthusiasten für Enthusiasten: Stillvolle Präzision, Alcantara-Leder, gebürstetes Aluminium auch im Interieur.

Nicht wenige blicken skeptisch, als der Astra OPC X-treme vormittags in die Werkstatt von Phoenix Racing nahe des Nürburgrings gerollt wird. „Vertraut mir: Alles, was der Astra OPC X-treme braucht, ist ein wenig Zuneigung, Benzin und Öl“, zeigt sich Volker Strycek zuversichtlich. Am Ende sind auch noch eine neue Benzinpumpe und eine Starterbatterie nötig. Doch bereits am Nachmittag drückt Strycek auf den Startknopf. Ein ohrenbetäubendes Röhren und das Rasseln des gradverzahnten Getriebes erklingen. Kommentar Strycek: „Das Biest läuft – geil!“

Die Fahrdynamik: „Brutal.“

Man verabredet sich mit Carl Lehmann und der Filmcrew auf dem stillgelegten Flugplatz Mendig zum finalen Drehtag. In der Woche vor Weihnachten soll es sein. Denn bevor der Astra OPC X-treme auf eine schnelle Runde geschickt werden kann, müssen noch diverse Checks etwa an den Bremsen durchgeführt werden. Den X-treme zu fahren, sagt Volker Strycek, sei nicht ohne: „Die Fahrdynamik ist brutal. Man muss sich herantasten, an die Lenkung, die Kohlefaserbremse.“ Viele sind den Opel-Supersportwagen noch nicht gefahren, „ein Dutzend Menschen. Höchstens.“ Bei einem Fahr-Event im Juni 2001 auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in Dudenhofen hätten sich selbst einige Motorsport-Journalisten lieber von ihm chauffieren lassen, statt selbst zu fahren, erinnert sich der ehemalige Opel-Motorsportchef. Zu groß war der Respekt.

Der finale Drehtag: Selbst die statischen Aufnahmen beflügeln.
Von der Leine gelassen: Der Supersportler kehrt zu seiner Bestimmung zurück.
Aus erster Hand: Carl Lehmann im Fachgespräch mit Volker Strycek.
Unverkennbar: Hier standen die V8-Coupés aus der Rennserie Pate.

„Ein Dutzend Menschen sind den Opel-Supersportwagen jemals gefahren. Höchstens.“

– Volker Strycek–

Carl Lehmann lässt sich nicht entmutigen. Er ist zuversichtlich: Aus der Sitzprobe in der Classic Werkstatt soll eine Testfahrt auf der Rennstrecke werden. Der Moderator der Sendung Lance David Arnold, ein erfahrener Rennfahrer, ist ohnehin schon heiß darauf, das Leistungsgewicht von 2,59 kg pro PS auszutesten. An einem bewölkten Mittwoch ist es so weit. Der Astra OPC X-treme und der Astra GSe stehen beide bereit. Volker Strycek juckt es in den Fingern. Er steigt zunächst in das Top-of-the-Line-Modell und jagt den Plug-in-Hybriden mit einer Systemleistung von 165 kW/225 PS über die Teststrecke. „Was eine super Fahrdynamik! Sportlich – das kann Rüsselsheim noch immer!“, kommentiert er die Runde.

Jenseits der 300 km/h

Flügeltüren werden geöffnet, letzte Instruktionen ausgetauscht. Wie sich die Beschleunigung auf 100 km/h in vier Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit jenseits der 300 km/h im Astra OPC X-treme anfühlen? Antworten darauf gibt es am 29. Januar in der VOX-Sendung „auto mobil“. Wir wollen schließlich noch nicht alles verraten. Nur so viel: Einschalten lohnt sich, wenn der extremste Astra, den Opel je gebaut hat, von der Leine gelassen wird.

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Zu sehen ist der TV-Beitrag über den Astra GSe und den Astra OPC X-treme am 29. Januar 2023, 17 Uhr, in der Sendung „auto mobil“ bei VOX, dem erfolgreichsten Automagazin im deutschen Fernsehen.


Januar 2023

Text: Tina Henze, Fotos: Claudia Weingart (superclose), Opel, Opel Archiv