Dass sie tatsächlich ein Feuer löschen würde, daran hatte Lina Amriui nicht im Traum gedacht, als sie sich zum „Girls‘ Day“-Workshop bei der Opel-Werksfeuerwehr angemeldet hat. Mit Feuerwehrmann Johann Räbiger an ihrer Seite hantiert die 12-Jährige geschickt mit dem Feuerlöscher – und die Flammen sind schnell gelöscht. „Aufregend war’s“, erzählt die junge Wiesbadenerin mit leuchtenden Augen.
Über 160 Schülerinnen der Klassenstufen 5 bis 13 waren es dieses Jahr, die Opel-Personalchef Ralph Wangemann und Saskia Harms von der Zentralen Berufsausbildung im Foyer des Adam Opel Hauses begrüßen durften. Damit hat sich die Teilnehmerinnenzahl im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Doch nicht nur das Interesse der Mädchen ist groß: „Als wir die Kollegen und Kolleginnen im Werk und im Engineering angefragt haben, wer uns mit Workshop-Angeboten unterstützen möchte, waren die Rückmeldungen enorm“, freut sich Saskia Harms.
Programmieren und schrauben
Ein Dutzend Teams und Abteilungen haben die Faszination Automobilbau in ein spannendes Programm überführt. Beim „Software X“-Team ist der Muskel zwischen den Ohren gefordert. Unter Anleitung von Erhan Yuka programmieren die jungen Besucherinnen die Software für ein schlüsselloses Schließsystem. Wie das praktisch funktioniert, haben sie sich zuvor an einem Opel Grandland angeschaut. Unter der Anleitung von Birgit Filip implementieren die Mädchen währenddessen die elektronische Steuerung für eine Klimaanlage. Ist das nicht zu anspruchsvoll? „Überhaupt nicht“, erklärt die 14-jährige Kritika Kadbe. „Ich habe bereits seit Jahren in der Schule Informatik als Wahlfach.“ Mit dem Programm, das hier benutzt wird, habe sie zwar noch nicht gearbeitet, „aber gerade das macht es ja spannend“.
Informatik als Wahlfach in der Schule? Gibt’s mittlerweile an Gymnasien fast aller Bundesländer. Als Birgit Filip zur Schule ging, war das eher die Ausnahme. Sie studierte Physik, ehe sie ihr Weg in die Software-Entwicklung der Fahrzeugabteilung führte. „Software-Spezialisten werden gerade in der Automobilbranche immer zahlreicher gebraucht“, sagt die Gruppenleiterin. Denn: Ohne Programmierung läuft weder in der Produktion noch im Fahrzeug selbst etwas. Darum engagiert sich Birgit Filip gerne an dem Aktionstag, „um die spannenden beruflichen Perspektiven aus erster Hand an den weiblichen Nachwuchs weiterzugeben.“
Der „Girls‘ Day“ bei Opel zeigt die interessanten Berufsaussichten für junge Frauen in einer sich aktuell zur Elektromobilität hin wandelnden Branche auf. Diesen Tag zu unterstützen, ist auch für Julia Waniek eine Selbstverständlichkeit. Denn: „Unternehmen, die divers aufgestellt sind, sind erfolgreicher – es ist kein ‚nice to have‘, das ist ein statistisch belegbarer Fakt“, betont Waniek, die die Stellantis-Konzernwerte rund um Diversität, Inklusion und New Work betreut und vorantreibt.
„Unternehmen, die divers aufgestellt sind, sind erfolgreicher – es ist kein ‚nice to have‘, das ist ein statistisch belegbarer Fakt.“
– Julia Waniek –
Dieses Jahr mit dabei ist auch wieder das Frauennetzwerk „Women of Stellantis“, in dem konzernweit rund 3.000 Frauen aus 26 Ländern ihre weibliche Perspektiven ins Unternehmen einbringen. Anja Döhler leitet gemeinsam mit Nina Thiele die Arbeitsgruppe „Product and Costumer“, die über den gesamten Entwicklungsprozess eines Fahrzeugs hinweg die Bewertungen aus weiblicher Kundensicht einfließen lässt. Am „Girls‘ Day“ bringt das Team gemeinsam mit der Bachelorstudentin Leonie Strycek den Schülerinnen das Thema Elektromobilität nahe. Die jungen Teilnehmerinnen dürfen diese als Fahrgäste in einem Opel Astra Electric buchstäblich „erfahren“, danach wird ihnen in einem kleinen Quiz Wissenswertes vermittelt.
Weibliche Vorbilder erleben
Anja Döhler zur Seite steht Ramona Syska, die ebenfalls im Frauennetzwerk aktiv ist. „Dafür, dass die Mädchen allesamt noch keinen Führerschein haben, bringen sie schon ein gewisses Grundwissen mit“, hat sie festgestellt. „Daran merkt man, dass bei der jüngeren Generation eine große Neugier in Bezug auf Elektromobilität herrscht.“ Ramona Syska arbeitet als Screen Designerin im Interior-Bereich. Der Frauenanteil könne durchaus noch höher werden, findet sie. Daher will sie junge Frauen nicht nur für E-Autos begeistern, sondern ihnen auch Mut machen, sich später beruflich in der Immer-noch-Männerwelt einzubringen. „Wir Frauen müssen uns mehr zutrauen“, betont sie. Und das nicht nur in den sogenannten „MINT“-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sondern auch im Industriehandwerk.
„Man merkt, dass bei der jüngeren Generation eine große Neugier in Bezug auf Elektromobilität herrscht.“
– Ramona Syska –
So läuft auch im Methoden-Trainings-Zentrum (MTZ) des Werks Rüsselsheim ein Workshop. An Holzkarossen im 60-Sekunden-Takt Teile wie Lenkrad oder Scheinwerfer anzubringen, das ist stressig. Annabelle Müller bleibt relaxt, hantiert geschickt mit dem Akkuschrauber: „Ich arbeite auch zu Hause gerne mit Holz. Mein Vater ist Schreiner, und ich kann mir ebenfalls vorstellen, später mal was Handwerkliches zu machen. Warum nicht an Autos?“ Die Einstellung gefällt der Betreuerin Emily Bonnet. Sie ist angehende Industriekauffrau im ersten Lehrjahr. Das MTZ hat sie gerade im Rahmen ihres betrieblichen Ausbildungsprogramms kennengelernt.
Auch bei der Opel-Werkfeuerwehr ist weibliche Unterstützung längst die Regel. Larissa Wissmann-Gräßer, die erste weibliche Auszubildende in den Reihen der Rüsselsheimer Brandschützer, kann am diesjährigen Girls’ Day zwar nicht dabei sein, sie ist gerade in der Rettungsdienstausbildung. Dafür haben sich die männlichen Azubis um Johann Räbiger Geschicklichkeitsspiele ausgedacht, mit denen sie ihre Besucherinnen überraschen. „Im Herbst stellen wir in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern fünf neue Azubis ein“, verrät Okay Kocak, Leiter der Rüsselsheimer Werkfeuerwehr. Die Bewerbungsfrist läuft. Kocak: „Und klar: Sehr gerne können sich Frauen auf die Ausbildungsstellen bewerben.“ Weitere Informationen zum Start ins Berufsleben bei Opel gibt es hier.
Mai 2024