Die erste IAA in Frankfurt und
ein Düsenjäger mit Sitzheizung

 

Die Opel Post vom Mai 1951 steht ganz im Zeichen der Internationalen Automobilausstellung – und präsentiert den „Lifestyle“ der 50er-Jahre. Auf dem Cover ist ist eine Dame zu sehen im modischen Nitribitt-Outfit vor dem IAA-Portal und einer Hinweistafel zum Opel-Stand. Die Veranstaltung ist in mehrererlei Hinsicht etwas Besonderes: Es ist die erste IAA nach dem Krieg und die erste in Frankfurt am Main. Opel präsentiert an seinem Stand in Halle 9 die gesamte Palette an Pkw- und Nutzfahrzeugen, natürlich mit besonderem Augenmerk auf die neuesten Modelle: den Olympia als Limousine und Cabrio, den Kapitän als Viertürer sowie den Opel-Schnell-Lieferwagen. Zudem spielen die Rüsselsheimer vorbildlich ihren Heimvorteil aus: IAA-Besucher können einen Bus-Shuttle-Service nutzen, um „das Werk persönlich kennen zu lernen und die Geburt eines Wagens an Ort und Stelle zu erleben.“ Zur Eröffnung schaut auch Bundespräsident Theodor Heuss am Opel-Stand vorbei. Neben Opel hat GM einen eigenen Stand, an dem Chevrolet, Oldsmobile, Cadillac, Pontiac und Buick präsentiert werden. Die Kollegen von der Opel Post singen ein Loblied auf „Made in Germany“: „Wer Gelegenheit hatte, die interessante Schau zu besuchen, konnte sich von dem hohen Stand technischer Reife
auf allen Gebieten des großen Sektors Automobilbau überzeugen, er konnte vor allem feststellen, dass der deutsche Automobilbau inzwischen ein ernsthafter Konkurrent auf dem Weltmarkt geworden und bemüht ist, sich in freiem Wettbewerb in das internationale Wirtschaftsgefüge einzugliedern.“


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Bundespräsident Theodor Heuss zu Gast.

 

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Der Opel-Stand auf der IAA 1951.

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 Das Auto von morgen: Ein Düsenjäger mit Sitzheizung


 

»Er ist ein niedriger, schlanker Sportwagen mit der dynamischen Stromlinienform eines Düsenjägers.«

Opel Post 1951 —

Interessant: Das Auto, dem in der Ausgabe der meiste Raum gewidmet wird, ist kein Opel – sondern ein GM-Fahrzeug. Kein Serienmodell allerdings, sondern ein „Versuchsfahrzeug“ – heute würde man „Studie“ sagen. Die Redaktion will die Vorstellung des „Le Sabre“ nutzen, „um einen Zukunftsblick auf die mögliche Entwicklung des Automobilbaus“ zu riskieren. Und ist begeistert vom futuristisch anmutenden Styling: „Er ist ein niedriger, schlanker Sportwagen mit der dynamischen Stromlinienform eines Düsenjägers.“ Die bahnbrechenden technischen Features entzücken ebenfalls: „Bei Druck auf einen der 34 Kontrollknöpfe und Hebel schaltet sich die elektrische Heizung der Sitze ein. Das im Heck des Wagens versenkte Verdeck öffnet sich automatisch beim Druck auf einen Knopf der Schaltvorrichtung. Ist der offene Wagen auf einem Parkplatz abgestellt, braucht man keine Angst vor einem plötzlich einsetzenden Regen zu haben. Der Wagen enthält nämlich eine Warnvorrichtung, die bei Regen das selbstständige Schließen des Verdecks bewirkt.“ So um 1960 herum, prophezeien die Kollegen, könnte das Auto in Serie gehen. Damit liegen sie nur knapp daneben: Der Buick „Le Sabre“ geht ab 1958 in Serie, sieht allerdings nur noch ungefähr so aus wie dieser Versuchswagen.

 


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Betriebsklima: „Wer es nicht fühlt, der wird es nie erlernen“


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Der „Leitartikel“ befasst sich diesmal mit dem „Betriebsklima“ – und kommt nach einer etwas theoretisierenden Einleitung gut zur Sache. „Wer es nicht fühlt, der wird es nie erlernen“, findet der Autor und erklärt, was alles ein gutes Betriebsklima trüben kann: „Die Überempfindlichkeit einzelner, die raue Schale (oft hinter einem guten Kern) können neben Neid, Missgunst und Rechthaberei zu Spannungen führen.“ Und er zählt einige archetypische Charaktere auf, die positive Kräfte behindern: Den Techniker, „der bei der Begutachtung eines Verbesserungsvorschlags dem Einsender gegenüber selbstherrliche, oft auch hämische Bemerkungen verlauten lässt.“ Den Abteilungsleiter, „der die primitivsten Forderungen neuzeitlicher Menschenführung nicht beachtet und seine Grenzen nicht erkennt.“ Den Angestellten, „der vergisst, dass er nur ein Rad unter vielen ist.“ Den Arbeiter, „der hemmungslos kritisiert, ohne sich die Mühe zu machen, zuerst über die Probleme nachzudenken.“

 


Die Opel Post: Die „Bravo“ der Fünfziger!


 

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Es werden noch viele Jahre ins Land gehen, bis eine Jugendzeitschrift namens „Bravo“ den „Starschnitt“ populär machen wird, der seine Leser zwingt, mehrere Hefte zu sammeln, um Einzelbilder zu einem großen Ganzen zusammenfügen zu können. Die Opel Post beherrscht diese Strategie schon 1951: „So entsteht ein Opel-Wagen“, heißt das Bilderpuzzle, das in der Mai-Ausgabe mit eindrucksvollen Aufnahmen aus dem Karosseriebau startet. Und das den Texter der Bildunterschrift zu interessanten Assoziationen inspiriert: „Die rechts gezeigte Schweißvorrichtung sieht aus wie eine mittelalterliche Zwangsjacke.“ In der kommenden Ausgabe wird der nächste Produktionsbereich hoffentlich ähnlich anschaulich bebildert.

 

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Geschichte in Serie: Feuer, Massenproduktion und Steuerpferde


 

Die Serie „Von anno dazumal bis heute“ stellt „die Produkte unseres Hauses in neun Jahrzehnten“ vor. Die Mai-Ausgabe erinnert an den großen Brand in der Nacht zum 19. auf den 20. August 1911, der die Werksbauten für Fahrräder und Nähmaschinen fast völlig vernichtete und auch die Automobilproduktion weitgehend in Trümmern legte. Er führte dazu, dass Opel die Nähmaschinenproduktion nicht mehr weiterführte. Besonders bitter: Nur noch zehn Einheiten hätten gebaut werden müssen, um einen Output von insgesamt einer Million produzierter Nähmaschinen zu erreichen. Eine weitere Serie befasst sich mit der Geschichte der Massenproduktion – und erzählt, wie etwa Erfindungen wie der Bohrmaschine oder von Drehbänke diese in Gang brachten.

 


 

Und: Die Opel Post von 1951 hat bereits einen „Rückspiegel“. In ihrer Rubrik „Aus der Chronik unseres Hauses“ berichtet die Ausgabe von drei historischen Autorennen zwischen 1907 und 1912. Besonders vorgehoben wird die Ausfahrt um dem Prinz-Heinrich-Preis 1909, den Wilhelm Opel gegen 113 Konkurrenten in einem Renn-Opel gewinnt, der „mit noch nicht 8 Steuerpferden der schwächste von allen ist.“ Damit sei der Beweis erbracht, dass dieser Kleinwagen „den großen Brüdern mit 30,40 oder 50 Steuerpferden nicht nur gleichwertig, sondern auch überlegen sein kann. Der Umschwung zum kleinen Wagen beginnt mit diesem Sieg.“ Opel räumt vor dem Ersten Weltkrieg aber auch noch mit einem weiteren Vorurteil auf: dass Autos nur „Sommerfahrzeuge“ seien.

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Interessante Einblicke


Bei uns zu Haus

Die Redaktion hat Mitarbeiter aufgefordert, ihr Fotos aus ihren privaten Wohnumgebungen zu schicken. So finden sich in der Mai-Ausgabe einige eindrucksvollen Aufnahmen, die Frankfurt in den Nachkriegsjahren zeigen.

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„Musste das sein?

Sicherheit und Gesundheit hatten auch 1951 schon bei Opel Priorität. Die Rubrik „Musste das sein?“ hinterfragt ein wenig anklagend die insgesamt 1287 Unfälle, die sich im Jahr zuvor ereigneten – darunter zwei tödliche. „Arbeit unfallsicher, Vorsicht hat noch keinen verletzt“, lautet der eindringliche Appell.

 

Opel gibt den Ton an

Schöne Künste: Ein üppig bebilderter Bericht erzählt von einem Gastspiel des Werksorchesters vor 6000 Menschen auf dem Schweinfurter Marktplatz. Ihm wird nicht nur hohes künstlerisches Niveau, sondern auch bester Unterhaltungswert attestiert, insbesondere der Darbietung eines Xylophonisten namens J. Schultheiß. Er „verstand eine Zugabe mit solch zwerchfellerschütternder Komik zu verbinden, dass eine Lachsalve die andere ablöste.“

 


 Hier können Sie die komplette Opel Post-IAA-Ausgabe Mai 1951 herunterladen

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